Erneuerbare Energien Ehemaliges Kohlekraftwerk Ibbenbüren gesprengt

Ibbenbüren · 500 Kilogramm Sprengstoff für das Kesselhaus und eine ausgefeilte Technik für den Einsturz eines Kühlturms - eine spektakuläre Aktion am früheren Kohlekraftwerk Ibbenbüren ist geglückt.

Ehemaliges Kohlekraftwerk Ibbenbüren gesprengt
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Eine besondere Stahlseiltechnik, rund 500 Kilogramm Sprengstoff und eine monatelange Vorbereitung: Im Münsterland ist am früheren Steinkohlekraftwerk Ibbenbüren am Vormittag ein 19.500 Tonnen schweres und 120 Meter hohes Kesselhaus gesprengt worden. Wenig später stürzte am Mittag der 125 Meter hohe Kühlturm gezielt ein. Die spektakuläre Aktion sei nach Planung verlaufen, sagte eine Sprecherin der Hagedorn Unternehmensgruppe der Deutschen Presse-Agentur.

Hagedorn ist seit 2023 Eigentümer des ehemaligen Steinkohlekraftwerks in Ibbenbüren (Kreis Steinfurt) nahe der niedersächsischen Grenze und will die Fläche bis Mitte 2026 baureif an den Übertragungsnetzbetreiber Amprion übergeben. Amprion plant dort ab Sommer 2026 eine Konverterstation, die Windstrom aus der Nordsee so umwandeln soll, dass er ins Stromnetz eingespeist werden kann.

Details zur aufwendigen Sprengung des Kesselhauses

Rund 150 Expertinnen und Experten waren an den Vorbereitungen und der Durchführung beteiligt. Hinzu kamen am Sonntag etwa 100 Einsatzkräfte von Polizei, Ordnungsamt und Feuerwehr, wie Hagedorn mitteilte. Einige hundert Anwohnerinnen und Anwohner wurden am Morgen evakuiert. Schaulustige verfolgten das Spektakel aus sicherer Entfernung.

500 Kilogramm Sprengstoff brauchten die Experten für das Kesselhaus und auch den 9.000 Tonnen schweren Luftvorwärmer. Vier der insgesamt zehn Stützen des Kesselhauses wurden gezielt durchtrennt, die übrigen sechs durch Sprengung zum Einsturz gebracht. Drei Fallbetten waren vorbereitet, ebenso Schutzmaßnahmen gegen herumfliegende Trümmer. Zur Staubreduzierung kamen zudem 30 mit großen Wassermengen gefüllte Pools zum Einsatz.

Auch der Kühlturm ist nun Geschichte

Beim Kühlturm wurde laut Hagedorn eine ausgefeilte Stahlseiltechnik angewandt. Um das Gebäude gezielt zum Einsturz zu bringen, wurden 21 gewaltige Schlitze in die Turmstruktur eingefräst - jeweils elf Meter lang und 50 Zentimeter breit. Die Schlitze schwächten das Bauwerk, es verlor Stabilität und sackte kontrolliert zusammen. Dazu brauchte es auch mehrere Stahlseile, die unter Spannung gesetzt wurden und den Turm dadurch langsam zusammenzogen - bis er schließlich kollabierte.

Die Materialien werden vor Ort weiter zerkleinert, getrennt und möglichst nahezu vollständig recycelt. Anschließend sollen sie zum Bau der auf der Fläche geplanten Konverteranlage wiederverwendet werden. Die Station gehört zum Offshore-Netzanbindungsprojekt BalWin 2 und soll 2031 in Betrieb gehen. Die Neunutzung des einstigen Kraftwerksstandorts steht für die Energiewende: Weg von der klimaschädlichen fossilen Stromerzeugung und hin zur klimafreundlichen Erzeugung aus erneuerbaren Energien.

© dpa-infocom, dpa:250406-930-425373/1

(dpa)