Ehrenamt in Düsseldorf Impfung würde Treffen mit Tom sicherer machen
Pempelfort. · Patrick Nadolny besucht ehrenamtlich für den Jugendhospizdienst einen jungen Mann mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung.
An sein erstes Treffen mit Tom kann sich Patrick Nadolny noch gut erinnern. Der jetzt 31-Jährige hatte damals, vor etwa vier Jahren, einen Vorbereitungskursus beim Ambulanten Kinder- und Jugendhospiz in Pempelfort besucht, um sich ehrenamtlich zu engagieren. „Den Hospizverein hatte ich mir ausgesucht, um die Ängste zu mindern gegenüber Menschen mit lebensbedrohlichen Krankheiten“, betont er.
Ihm wurde von Angelika Lenker, der Koordinationskraft im Ambulanten Kinder- und Jugendhospiz im Nord Carree, ein Besuch bei Tom vorgeschlagen. Der jetzt 16-Jährige hat eine geistige Entwicklungsstörung. Das erste Treffen sollte eigentlich ein vorsichtiges Kennenlernen sein. Aber es kam anders. „Als ich in die Wohnung kam, hat Tom mich sofort an die Hand genommen und mir seine Welt gezeigt“, sagt Patrick. Raus in die Natur ging es zuerst, denn Tom liebt die Bewegung. Dann setzten sich die beiden an Toms Computer und spielten. So ähnlich laufen die Dienstagnachmittag bis heute ab, denn Tom mag und braucht einen gewohnten Ablauf.
Etwa zwei Stunden dauern diese wöchentlichen Treffen, bei denen sich Patrick mit einer Kollegin abwechselt. So ist gewährleistet, dass Tom auch seine Dienstagsroutine erhält, wenn Patrick mal in Urlaub ist. Diese Regelmäßigkeit ist auch für Toms Eltern wichtig. Denn wenn Patrick oder seine Ehrenamts-Tandem-Partnerin da sind, können Vater und Mutter des Erkrankten die Zeit ohne Sorgen für andere Dinge nutzen. „Sie unternehmen etwas mit den Geschwisterkindern, gehen einkaufen oder besuchen Freunde“, erzählt Patrick, der für Tom im Lauf der Jahre eine wichtige Bezugsperson geworden ist. „Er erzählt mir viel von seinem Alltag in der Sonderschule, ich gehe mit ihm einkaufen oder zu Weihnachtsfeiern.“ Eine kleine Hürde war anfangs, dass Tom etwas eingeschränkt in seinem Vokabular ist. Wer ihn nicht kennt, hat Schwierigkeiten, seinen gesprochen Worten zu folgen. Für Patrick ist das anders. „Ich verstehe ihn gut, so dass mir dieses Handicap kaum mehr auffällt.“
Corona-Pandemie sorgt
für Herausforderungen
Ein gutes Team also, die beiden – aber die Corona-Pandemie hat ihre Treffen vor eine harte Probe gestellt. „Im erste Lockdown mussten wir alle Begleittermine einstellen“, sagt Angelika Lenker. Etwa drei Monate konnte Patrick nicht zu Tom fahren. Videochats via WhatsApp ersetzten die Treffen. „Ich habe aber mitgekriegt, dass Tom unsere Treffen sehr vermisst“, sagt Patrick. Im Sommer konnten sie sich wieder sehen – draußen und mit dem vorgegeben Abstand. Als im November der zweite Lockdown begann, war die Situation etwas entspannter. Tom hatte in der Förderschule alle nötigen Hygieneregeln gelernt, nun kann Patrick ihn wieder zu Hause besuchen. Anders als früher ist es dennoch. Auf Abstand wird geachtet ebenso wie auf Handdesinfektionen und Lüften des Raumes. „Die Auflagen sind streng, aber richtig“, sagt Patrick.
Um Tom nicht mit einer möglichen Infektion in Gefahr zu bringen, hat er sein Leben umgestellt. Er geht privat möglichst wenig unter Leute, auch Einkäufe reduziert er auf ein Mindestmaß. Und dennoch – einen vollkommenden Schutz kann er seinem zu Betreuenden nicht gewähren. Daher würde er sich lieber heute als morgen gegen Corona impfen lassen. „Eine Impfung würde mir zusätzliche Sicherheit geben.“ Aber bis er an der Reihe ist mit diese Schutzmaßnahme, ist völlig ungewiss.
Auch nach vier Jahren nimmt Patrick Nadolny sein Ehrenamt ernst und freut sich immer auf die Begleittermine mit Tom. „Ich organisiere gern meine Privatleben und meine Arbeitszeiten so, dass ich dienstags Zeit für Tom habe“, sagt er. „Ich hoffe, dass es so noch viele Jahre weitergeht.“