Ausstellung und Ehrung für Alfonso Hüppi Der Resteverwerter
Düsseldorf · Eine Ausstellung am Burgplatz ehrt Alfonso Hüppi. Der langjährige Professor der Kunstakademie macht Bescheidenheit zum Prinzip.
Alfonso Hüppi ist ein Holzsachbearbeiter und Resteverwerter. Ein Künstler mit Fingerspitzgefühl auch im Knicken, Knautschen, Falten und Reißen. Ein launiger Sprücheklopfer mit alemannischem Humor. Ein Finder und Erfinder. Am Burgplatz wird er in einer eher unbekannten Variante gefeiert – als Minimalist. Die grandiose Schau besorgte Vanessa Sondermann, die nach den Turbulenzen der Studierenden-Schauen wieder die Regie in der Akademiegalerie übernommen hat.
Der Lebensweg dieses Künstlers und langjährigen Akademieprofessors hat mit den heutigen Gepflogenheiten im Kunstbetrieb nichts zu tun. Der 1935 in Freiburg im Breisgau geborene Alfonso, wie sie ihn nennen, ist der Sohn eines päpstlichen Schweizergardisten und startete seine Karriere wie Richter, Rinke oder Uecker mit einer handwerklichen Lehre. Er wurde Silberschmied, Gefäßmacher und Kirchengoldschmied, bevor er sich bei seinem späteren Schwiegervater in Pforzheim an der Kunst- und Werkschule für Bildhauerei einschrieb, später Dozent für Kalligrafie in Hamburg wurde und 1964 in Baden-Baden zum „Kisten-Hüppi“ avancierte. Hier setzt die aktuelle Ausstellung am Düsseldorfer Burgplatz ein.
Der wissenschaftliche Mitarbeiter der Kunsthalle Baden-Baden wollte eigentlich in seiner Freizeit malen, wäre er nicht im Lager der Kunsthalle gelandet. Dort stapelten sich Transportkisten, die er auseinandernahm, in die Fläche überführte oder schlicht übermalte, was für ihn einfacher war, als eine „wackelige Leinwand“ zu bepinseln. Ein frühes Prunkstück von 1965 steht im ersten Ausstellungsraum am Burgplatz. Es besteht aus simplem Holz, wobei die Senkrechten und Waagerechten der Kiste durch Kaseinfarbe in ein Spannungsfeld gebracht werden.
Die Kiste wird von „Entwürfelungen“ umgeben, wobei er die Würfel in die Flachware zurückbringt, aber im Vor und Zurück der Hölzer mit Fläche und Kubus, Zwei- und Dreidimensionalem spielt und immer wieder zu neuen Ergebnissen kommt. In späteren Räumen beweist er, was sich mit der Geometrie alles machen lässt an Würfelungen, Zerstörungen, Verschiebungen und Verzerrungen. Immer sieht sich der Betrachter ertappt, wie er die banalen, simplen, sperrigen Holzteile wenigstens mit seinen Augen zurechtrücken will. Ein Minimalismus, aber mit einem lachenden Auge – und in einem schweinchenroten Rosa.
Eine der kapitalsten Arbeiten ist
die „Hommage an Max Bill“
Auch der „andere“ Hüppi kommt zum Vorschein, der Resteverwerter. Wo gehobelt wird, da fallen Späne, das ist ein Sprichwort, das den Spänen nicht viel Wert beimisst. Anders bei ihm, der die Bescheidenheit zum Prinzip macht. Er spricht nicht vom unbrauchbaren Material, sondern selbst bei einem Scheit Holz vom Geschenk, wenn er sagt: „Das sind alles Abfälle, die mir zufällig begegnen. Ich habe die Abfälle in meinem Atelier immer so ernst genommen wie die fertige Plastik.“
Beim Besuch der Ausstellung meinte ein Künstlerkollege, er habe in den schwarz-weiß bemalten Hütchen Papstmützen vor sich. Hüppi verneint. Die Hütchen seien beim schrägen Abholzen des Baumstamms entstanden. Im letzten Raum trumpft der Mann mit einer Überraschung auf. Da lehnen lange, dünne, farbige Stäbe an der Stirnwand. Diese „Staccati“ sehen aus, als habe er mit ihnen den jeweiligen Farbeimer umgerührt. Sie könnten auch eine Schilflandschaft darstellen. Über ihnen hängt eine Baumscheibe mit einer ausgesägten Nase. Es könnte ein Mondgesicht sein. Ob es lacht, ob es einen anschaut, liegt im Auge des Betrachters.
Eine der kapitalsten Arbeiten in der Ausstellung ist die „Hommage an Max Bill“, ein Tor, offen und geschlossen zugleich. Von Bill stammt der sibyllinische Spruch: „alfonso hüppt von baum zu baum im park der kunst sicher und ohne netz....“ Ihm antwortet Hüppi nun mit dem Ausstellungstitel „Schön wär’s – schon war‘s!“
Recht hatte dieser Bill, den Hüppi bei Hans Mayer kennenlernte. Hüppi hüpft tatsächlich von der organischen Linie zur geometrischen Abstraktion, vom Bild zum Text, von der offenen zur geschlossenen Kontur, von der Kiste zur Figur, vom Deutschen zum Schweizerdeutsch, waren doch seine wichtigsten Freunde in Düsseldorf die Schweizer Künstler Jean Tinguely, Dieter Roth, André Thomkins, Daniel Spoerri, Karl Gerstner und Franz Eggenschwiler. Von dieser Schweizer Gruppe profitierte die Düsseldorfer Szene.
Nun wird es Zeit, dass dieser Alfonso Hüppi am Montag von der Rektorin Donatella Fioretti die Ehrenmitgliedschaft der Akademie erhält.