Nettetals Ordnungsdienst aufgestockt Mehr Ordnungskräfte für Sicherheit und Sauberkeit

Nettetal · Sie tragen Kameras an der Uniform und können sich gegen Angriffe verteidigen. Aber eine Schläger-Truppe sollen die sechs Männer nicht sein, die jetzt den Außendienst des Ordnungsamtes versehen. Warum personell aufgestockt wurde.

Dienst-Veteran Markus Langer (links) zeigt den „Quick Shield“ und hat wie Neuling Norbert Brüggemann (rechts) eine Kamera an der Uniform. Im Hintergrund die Kollegen Tijs Hegemann, Klaus Wolter, André Schmitz und Marcin Froelich.

Foto: Holger Hintzen

Man muss nicht unbedingt im Halteverbot parken oder mit seinem Auto die Ausfahrt eines Feuerwehrhauses blockieren, um Norbert Brüggemann womöglich persönlich kennenzulernen. Wenn der 39-jährige Mitarbeiter des kommunalen Ordungsdienstes im Nettetaler Stadtgebiet auf Streife ist, kann man ihn und seine fünf Kollegen auch auf der Straße einfach mal ansprechen. Denn die seit 1. Januar auf sechs Personen angewachsene Herren-Riege soll ja nicht zur Einschüchterung der Nettetaler Bevölkerung dienen, sondern danach schauen, dass Regeln im Interesse der Bürger eingehalten werden. „Sauberkeit der Stadt und Sicherheit stehen im Vordergrund“, beschreibt Andreas Rudolph, mit dem Ressort Sicherheit und Ordnung betrauter Beigeordneter der Stadt und als solcher Chef der Sechserriege.

Sich dieser Themen verstärkt anzunehmen, sei auch Wunsch der Politik gewesen. Und damit der Ordnungsdienst diesen Job an möglichst vielen Stunden in der Woche ausführen kann, ist er seit Dezember vorigen Jahres von vier Kräften auf nunmehr sechs personell aufgestockt worden.

Norbert Brüggemann ist einer der Kollegen, die neu dazugestoßen sind. „Ich war vorher in der Logistik-Branche als Disponent und wollte mich beruflich verändern“, erzählt der 39-Jährige. Auf eine Stellenanzeige der Stadt habe er sich prompt beworben. „So kann ich etwas für die Gemeinschaft in der Stadt tun“, sagt Brüggemann. Und zwar mit etwas mehr Autorität als früher, wenn er schon mal Leute auf Verhalten angesprochen habe, das ihm nicht in Ordnung erschien.

Brüggemann und die beiden anderen Neulinge tun derzeit noch Dienst an der Seite eines „alten Hasen“ wie Markus Langer. „Ich bin schon seit 17 Jahren auf der Straße“, sagt der 58-Jährige. 17 Jahre, in denen er wohl so ziemlich alles erlebt hat, was man in dieser Funktion erleben kann – und das ist beileibe nicht nur Knöllchen-Schreiben. Unterstützung von Polizei und Zoll bei Einsätzen – und sei es nur als Zeuge –, Einschreiten bei Ruhestörungen, Fahndung bei illegaler Müllentsorgung, Kontrolle von Spielhallen, Begleitung von Großveranstaltungen etwa im Straßenkarneval, Überwachung des Badeverbots an Seen und der Anleinpflicht bei Spaziergängen mit Hunden... Die Liste ließe sich fortsetzen.

Mitunter ist das Gegenüber bei den Einsätzen nicht gerade erbaut über Hinweise und Ermahnungen, und statt unmittelbarer Einsicht können die Emotionen auch schon mal hochkochen. Tätlich angegriffen worden sei er in seiner gesamten Dienstzeit aber noch nie, sagt Veteran Langer. Deeskalierendes Verhalten und deeskalierende Kommunikation gehören neben juristischen Themen mit zur Ausbildung der Ordnungskräfte.

Freilich: Selbstverteidigungstechniken haben die Ordnungsdienstler bei Ausbildern der Polizei auch erlernt. In Zeiten, in denen selbst Feuerwehrleute und Rettungssanitäter nicht selten tätlichen Angriffen ausgesetzt sind, gehört auch Selbstschutzausrüstung mit zum Handwerkszeug des Ordnungsdienstes. Wahrscheinlich als erste Kommune in Deutschland, sagt Andreas Rudolph, habe Nettetal seine Ordnungsdienstler mit einem „Quick Shield“ ausgerüstet. Diesen kuchentellergroße „schnellen Schild“ tragen die Männer am Uniformgürtel. Wenn sie ihn zücken, kann er den Schuss einer Handfeuerwaffe und Messerstiche abwehren. Schutz bieten nach Ansicht des Ordnungsdezernenten auch die Bodycams, mit denen die Truppe seit Kurzem ausgestattet ist. „Wenn Gefahr droht, werden die Kameras eingeschaltet und das Gegenüber sieht sich selbst in einem digitalen Spiegel“, sagt Rudolph. Das wirke meist schon deeskalierend. Natürlich dienen die Kameras aber auch dazu, in kritischen Situationen Beweise zu sichern. Heimliche Aufnahmen soll es nicht geben, die Ordnungsdienstler sollen ankündigen, dass sie die Kamera einschalten.

Dass der Ordnungsdienst derzeit eine reine Männerriege ist, sei keine Absicht gewesen, sagt Rudolph. Es hätten sich auch Frauen beworben und eine habe man einstellen wollen, doch dann habe sie doch noch abgesagt.