50-jähriges Jubiläum Eine Leidenschaft, die auf dem Ölberg begann

Uellendahl-Katernberg · 50 Jahre: Maler Herbert Geldmacher erhält von der Handwerkskammer den Goldenen Meisterbrief.

Zufrieden und sicher auch mit ein wenig Stolz blickt Herbert Geldmacher auf sein Berufsleben zurück.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Wenn Herbert und Ehefrau Marlis Geldmacher im prächtigen heimischen Garten sitzen, dann strahlen beide Zufriedenheit aus. Und die erhielt für den 74 Jahre alten Maler- und Anstreichermeister vor wenigen Tagen einen zusätzlichen Schub: Herbert Geldmacher wurde nämlich von der Handwerkskammer in Düsseldorf der Goldene Meisterbrief anlässlich des 50-Jahre-Jubiläums seiner Meisterprüfung verliehen.

Die Urkunde hängt inzwischen gerahmt im Wohnzimmer, doch der Geehrte hat nicht den ganzen Tag Zeit, sich an dem Schriftstück zu erfreuen, denn er ist nach wie vor aktiv. Nicht mehr als Unternehmer mit Gesellen und Auszubildenden, doch in zeitlich beschränktem Maße schwingt er immer noch Quaste und Pinsel. Noch immer macht es ihm Freude, die Wohnungen und Häuser seiner Auftraggeber zu verschönern.

Werbung hat er für seine Tätigkeit nicht mehr nötig: „Das geht meist über Mund-zu-Mund-Propaganda“, berichtet Ehefrau Marlis, die damals die Lohnbuchhaltung und die Büroarbeit erledigte.

„Wir sind schon 50 Jahre verheiratet“, so Herbert Geldmacher, ehe ihn seine Frau Marlis auf einen Irrtum hinweist: „Es sind schon 51 Jahre.“ Deshalb leichter erinnerlich, weil der Besuch der Meisterschule in Düsseldorf zur gleichen Zeit stattfand wie die gemeinsame Hochzeit. Inzwischen ist die Familie mit zwei Kindern auf sechs Enkelkinder angewachsen.

Und wieso hat Herbert Geldmacher diesen Beruf ergriffen? „Mein Vater war schon Maler und Anstreicher, allerdings nicht selbstständig. Und weil ich von ihm nur Gutes über diesen Beruf gehört habe, habe ich auch mit 14 Jahren auf dem Elberfelder Ölberg bei meinem Lehrmeister Kleinhorst in der Ludwigstraße meine Lehre begonnen.“

Auch wenn Lehrjahre nicht immer einfach sind, hat Geldmacher vorwiegend gute Erinnerungen an seine Ausbildung. „Unabhängig von meinem Monatslohn (60 Mark waren es im ersten Lehrjahr) hat mir Herr Kleinhorst freiwillig auch ein Taschengeld ausgezahlt.“

Einsatz auf dem Dach
am zweiten Ausbildungstag

Vielleicht auch eine Anerkennung für besonderen Einsatz, der schon am zweiten Ausbildungstag eine besondere Herausforderung bereithielt. „Da musste ich im vierten Stock auf dem Dach arbeiten“, erinnert sich Geldmacher und versichert: „Höhenangst kannte ich damals schon nicht.“

Nach drei Jahren Lehre und einem Gesellenjahr wartete der Ersatzdienst auf ihn. „Ich habe erst in der Pflege bei der Awo gearbeitet, aber als man erfuhr, dass ich Maler und Anstreicher bin, habe ich da unter anderem Kinderheime renoviert und hatte das Glück, dass mir diese Zeit als Gesellenjahre angerechnet wurden.“

Nach der Meisterschule dann die Selbständigkeit mit ihrem unternehmerischen Risiko. „Nicht immer haben die Kunden die Rechnung bezahlt, während die Lehrlinge und die Gesellen natürlich ihren Lohn pünktlich haben wollten“, erinnert sich Marlis Geldmacher an die Schattenseiten.

„Zwölf Jahre vor der Rente habe ich für die Diakonie Langzeit-Arbeitslose betreut und versucht, sie wieder ans Berufsleben heranzuführen“, so Geldmacher, der während dieser Zeit als „Nebenerwerb“ selbstständig tätig war. „Das geschah dann mit Genehmigung des Arbeitgebers und nach Feierabend.“

Zufrieden blickt Herbert Geldmacher auf seine berufliche Laufbahn, die er auch deshalb noch nicht beendet hat, weil ihm sein Beruf immer noch Spaß macht. „Ans Aufhören denke ich im Moment noch nicht“, sagt der topfit wirkende Mittsiebziger mit einem Lächeln.