DEG Abschied nach vier Jahren: Verlust eines beliebten Trainers
Düsseldorf · Vier Jahre lang war Harold Kreis bei der Düsseldorfer EG. Nun trennen sich die Wege, der Eishockeyklub verliert einen erfolgreichen wie beliebten Trainer. Doch der geht im Guten.
Eine der vielen angenehmen Seiten von Harold Kreis ist, dass er sich selbst nicht zu ernst nimmt. Als er dieser Tage bei der Saisonabschlussfeier der Düsseldorfer EG etwas unrund auf die Bühne ging, sagte er lachend: „Ich sehe aus, als würde ich in Rente gehen, aber ich gehe nicht in Rente.“ Er habe nur den ganzen Tag packen müssen und sich dabei etwas den Rücken verknackst. Alles halb so wild. So ist das mit 63.
Dass Kreis seine Sachen gepackt hat, hat einen einfachen Grund. Die Abschlussfeier war sein letzter offizieller Termin als DEG-Trainer, nach vier Jahren am Rhein wechselt er nach Schwenningen. Fest steht das seit Wochen. Und weil die DEG zwischenzeitlich durchhing, gab es da den ein oder anderen Fan, der im Internet nach einer Entlassung brüllte. Kreis erreiche das Team nicht mehr, die Spieler würden ihn nicht mehr ernst nehmen.
DEG lieferte leidenschaftlichen Auftritt in Nürnberg
Doch nichts konnte weiter weg sein von der Realität. Als Kreis die ersten Play-off-Spiele verpasste, weil er wegen eines familiären Notfalls nach Kanada musste, schwor sich das Team ein, extra für seinen Trainer zu spielen, wie Bernhard Ebner und Alexander Barta hinterher sagten. Und als Kreis zurückkam, zeigte die DEG einen ihrer leidenschaftlichsten Auftritte überhaupt, gewann das dritte Duell in Nürnberg und zog ins Viertelfinale ein. Da war zwar vier Spiele später Schluss, aber sie könnten „erhobenen Hauptes gehen“, sagte Kreis nach dem Aus gegen München.
Danach war auch seine Zeit als DEG-Trainer vorbei. Und auch er könne zufrieden sein: „Es waren vier gute Jahre“, sagte Kreis und erinnerte noch mal daran, was er 2018 für einen Klub übernommen hatte. Einen, der zuvor zweimal die Play-offs verpasst hatte. Und einen, bei dem die Stimmung nach der Amtszeit des alles andere als herzlichen Mike Pellegrims nicht die Beste war.
Kreis änderte das sofort. Wo er auch war, sorgte er für gute Laune. Auf der Geschäftsstelle, bei den Sponsoren, bei den Fans, in den Medien und vor allem in der Kabine. „Ich hätte mir gewünscht, als Spieler mal so einen Trainer zu haben. Es ist ein Phänomen, wie er mit den Jungs umgeht“, sagte Assistent Thomas Dolak nun zum Abschied. Bei Spielern, Manager Niki Mondt oder Geschäftsführer Harald Wirtz klang es ähnlich. Keiner, der ein schlechtes Wort über den Trainer verloren hätte. Stattdessen immer wieder ein Wort: Gentleman.
Das lag auch daran, dass es sportlich lief. Gleich im ersten Jahr führte Kreis die DEG auf Rang fünf. Im zweiten ebenso, nur der Saisonabbruch wegen Corona verhinderte die Viertelfinalteilnahme. In der Geisterspielsaison kam die DEG wieder in die Top-10, verpasste die Play-offs nur, weil diesmal lediglich die besten Vier der beiden Regionalgruppen in die Endrunde kamen.
Nun in seinem letzten Jahr – das wegen Corona turbulent war wie keins zuvor – reichte es wieder fürs Viertelfinale. Macht drei Sprünge unter die besten Acht, obwohl die DEG da finanziell nicht hingehört und viele junge Spieler im Kader hatte. Doch Kreis, zuvor lange bei Topteams und nicht zwingend einer, der mit einem Low-Budget-Kader überraschen sollte, nahm die Aufgabe an. Und meisterte sie.
Nun waren diese Teams aber auch stets besser als ihr Ruf. Mondt stellte gute Kader aufs Eis. Auch für die nächste Saison sieht das auf dem Papier ordentlich aus. Hat Kreis seinen früh angekündigten Weggang also mal bereut? „Man denkt immer mal, vielleicht habe ich mich ein bisschen zu schnell entschieden. Aber ich hatte meine Gründe dafür und bereue die Entscheidung nicht. Ich gehe im Guten.“
Das macht er in der Tat, und es ist der richtige Zeitpunkt, wie sowohl Kreis als auch Mondt oder die Spieler sagten. Nach vier intensiven Jahren, zweieinhalb von Corona geprägt, tun ein neues Umfeld oder eine neue Ansprache gut. Das war auch der Grund, warum sich beide Seiten im Februar dazu entschieden, nach der Saison getrennte Wege zu gehen. Erst verhandelten sie über einen neuen Vertrag, doch das geriet während der langen Niederlagenserie ins Stocken. Irgendwann soll auf beiden Seiten der Gedanke gereift sein, dass es an der Zeit ist, etwas Neues zu versuchen. Nun ist es soweit. Der Gentleman geht.