Islamische Fastenzeit Fasten im Schulalltag: „Ramadan ist Privatsache“

Düsseldorf · Noch drei Schultage, dann haben muslimische Schüler es geschafft. Mit dem Zuckerfest feiern sie das Ende des Fastenmonats Ramadan. Spätestens auf der weiterführenden Schule ist das Thema dann in allen Klassenstufen präsent.

Der bewusste Verzicht soll die Gläubigen Gott näher bringen. Sie reinigen damit Körper und Seele und besinnen sich auf das Wesentliche im Leben.

Foto: picture alliance / Fredrik von E/Fredrik von Erichsen

Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang verzichten Muslime während des ramadans auf Essen, Trinken und sonstige Annehmlichkeiten. „Für das Zuckerfest dürfen sich die Schüler  beurlauben lassen“, sagt Michael Schütz, Schulleiter der Krefelder Kurt-Tucholsky-Gesamtschule. Zwar geht das Fest offiziell drei Tage lang, die Schüler dürfen aber nur einen Tag der Schule fernbleiben. „Das ist für uns aber nichts Neues“, betont Schütz. An sich sei Ramadan kein großes Thema im Schulalltag. „Die Lehrer wissen Bescheid, und das Sportfest haben wir außerhalb des Ramadans gelegt“, sagt der Schulleiter. „Bisher ist auch noch niemand zusammengeklappt.“ Im Hochsommer sei das schon problematischer.

Fastend in die Abiturprüfung

„Die ersten Tage waren schwierig, aber dann hat man sich dran gewöhnt“, erzählt Enes Türksoy aus Burscheid. Der Abiturient des Opladener Landrat-Lucas-Gymnasiums hat noch in der Fastenzeit seine mündliche Prüfung vor sich. Auf das Trinken zu verzichten, sei manchmal anstrengend. Größere Einschränkungen nehme Türksoy aber weder bei sich, noch seinen Mitschülern wahr. „Vielleicht bin ich in der achten oder neunten Stunde nicht mehr ganz frisch, sodass ich mich richtig beteiligen kann am Unterricht, aber es ist okay.“ Seit drei Jahren fastet der 18-Jährige freiwillig.

An Ingrid Fellmerks Realschule ist Ramadan Privatsache.

Foto: Fatima Krumm

Die Fastenwilligen werden immer jünger. „In den letzten zwei Jahren haben wir vermehrt Viertklässler, die Fasten wollen“, erzählt der Schulleiter der Gemeinschaftsgrundschule Sonnenstraße, Kornelius Knettel. Allerdings  könne er die Schüler gemeinsam mit den Eltern davon überzeugen, dass sie Nahrung brauchen. Für das Zuckerfest können auch die Grundschüler einen Urlaubstag bekommen.

Spätestens auf der weiterführenden Schule ist das Thema dann in allen Klassenstufen präsent. „Wir haben schon Fünftklässler, die stolz verkünden, dass sie jetzt fasten,“, sagt die Schulleiterin der städtischen Realschule Friedrichstadt, Ingrid Fellmerk, „sie wollen dadurch zu den Großen gehören.“ Ein Großteil der Realschüler sind Muslime.

„Wir versuchen, keine Schulfeste in die Zeit zu legen“, sagt Fellmerk, „ansonsten nehmen wir keine Rücksicht darauf.“ Auf die christliche Fastenzeit werde auch keine Rücksicht genommen. Klausuren und Sportunterricht finden genauso statt wie immer.

Ramadan ist eine Angelegenheit zwischen einem selbst und Gott

„Hier gibt es auch keine Essenspolizei!“, betont Fellmerk. Vor Jahren habe eine Gruppe Schüler versucht, auf andere Mitschüler Druck auszuüben und zum Verzicht zu bewegen. Das habe sie allerdings sofort unterbunden. Um Gruppendruck vorzubeugen, spricht Duran Terzi mit den Schülern. Im islamischen Religionsunterricht wiederholt er mit ihnen die Grundregeln des Ramadans. „Ramadan ist eine Privatsache“, meint Terzi, „es ist eine Sache zwischen einem selbst und Gott.“ Deshalb sei es auch unzulässig, andere Schüler zu fragen, ob sie denn fasten würden.

Manchen Schülern bekommt das Fasten nicht besonders gut. Kreislaufprobleme nimmt Ingrid Fellmerk während des Ramadans verstärkt wahr. „Wir haben Schüler, denen schlecht ist und die nach Hause wollen.“ Dann werde den Schülern wenigstens etwas zu trinken angeboten.  „Die Gesundheit geht immer vor“, betont Islamlehrer Terzi.  So sei es auch ausdrücklich erlaubt, während des Sportunterrichts beispielsweise zu trinken. „Fasten ist keine Entschuldigung, um nicht teilzunehmen, der Islam erlaubt es ausdrücklich, Fastentage nachzuholen.“

Terzi legt Wert darauf, dass sich die Schüler verschiedener Religionszugehörigkeiten einander begegnen: „Wenn Ramadan in die Wintermonate fällt, laden wir christliche Schüler zum Iftar ein.“ Das gemeinsame Fastenbrechen fördere den Austausch untereinander.