Kinderschutz in Düsseldorf Arzt: Kinder mit mehr psychischen Auffälligkeiten

Düsseldorf. · Mit der Kampagne „Lasst uns nicht hängen“ wirbt der Kinderschutzbund um Spenden. Durch Corona brechen Einnahmen weg, die für Projekte dringend nötig sind.

Die Plakatmotive erinnern an gesperrte Spiel- und Bolzplätze im ersten Lockdown.

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(Red) Die Corona-Krise veschärft die Probleme von Kindern und Jugendlichen. „Der Anteil von Heranwachsenden mit psychischen Auffälligkeiten ist in den vergangenen Monaten von 18 auf 31 Prozent gestiegen. Das dokumentiert eine Hamburger Studie und wir sehen das auch in Düsseldorf“, sagt Hauke Duckwitz. Der Arzt leitet das kinderneurologische Zentrum der Sana-Kliniken in Gerresheim und ist Vorsitzender des Kinderschutzbundes (KSB) in Düsseldorf. Schulischer Druck, gestresste Eltern auf engem Raum, fehlende oder veraltete digitale Ausstattung zu Hause, reduzierte Kontakte zu Gleichaltrigen: Es gibt viele Situationen, die Heranwachsende seit März überfordern können. Im Frühjahr sei es an den Kontakttelefonen vor allem um Homescooling und die Frage gegangen, wie der Alltag im Ausnahmezustand organisiert werden kann, berichtet KSB-Geschäftsführerin Bettina Erlbruch. Das sei nun anders. „Zunehmend stehen Isolation und Überforderung und immer wieder auch Gewalterfahrungen im Vordergrund.“ Auch der Kinderschutzbund selbst spürt die Folgen der Pandemie. Ihm brechen die Einnahmen weg. Rund 35 Prozent seiner Ausgaben muss der Verein selbst finanzieren, insgesamt rund 200 000 Euro im Jahr. Im November fehlte davon noch knapp die Hälfte, und „wir haben Sorge, dass wir das im Dezember nicht mehr aufholen können“, sagt Erlbruch. Deshalb startet der KSB – unterstützt von der Werbeagentur Engelmann und Kryschak – eine Kampagne unter dem Titel „Lasst uns nicht hängen“. Gemeint sind neben dem KSB mit seinen 14 hauptamtlichen Teilzeit-Mitarbeitern und 85 Ehrenamtlern auch die Heranwachsenden. Denn der Bogen der KSB-Projekte ist weit gespannt: Mal geht es darum, einen begleiteten Umgang mit einem getrennt lebenden Elternteil per Videochat zu begleiten, mal um Beratungsgespräche, die bei einem Spaziergang unter freiem Himmel stattfinden („walk and talk“). Hinzu kommen aktuell erweiterte Beratungszeiten, die Arbeit in den Elterncafés und das Kinderschutz-Auto „Blauer Elefant auf Rädern“, das auch in mehrere Flüchtlingsheime fährt.

Neben dem Schriftzug „Lasst uns nicht hängen“ ist auf den Plakaten ein QR-Code platziert, über den man direkt die KSB-Spendenseite erreichen kann. Mit Texten „Karantäne“ und „Homeskuling“ verweist die Kampagne, die unter anderem von der Rheinbahn unterstützt wird, auch auf drohende sprachlichen Defizite durch die Langzeit-Pandemie.