Notfall Feuerwehren vor allem durch mehr Rettungsdiensteinsätze belastet

Wuppertal · Feuerwehrleute machen einen gefährlichen Job - der sich verändert. Ruhiger ist er deshalb nicht geworden, ganz im Gegenteil.

Die Feuerwehrleute sehen sich einer immer größer werdenden Belastung ausgesetzt.

Foto: dpa/Friso Gentsch

Feuerwehren in Nordrhein-Westfalen haben laut Feuerwehrverband und -gewerkschaft mit einer steigenden Belastung vor allem durch ein Plus an Rettungsdiensteinsätzen zu kämpfen. In diesem Bereich sei eine stetige Zunahme zu beobachten, teilte ein Sprecher des Verbands der Feuerwehren in NRW mit.

Außerdem habe man in den vergangenen Jahren verstärkt zu klimabedingten Einsätzen ausrücken müssen. „Das bedeutet eine Veränderung der Einsatzstrategien, Anpassung der Ausrüstung, erhöhter Schulungsbedarf, Zunahme von Flächeneinsätzen und gleichzeitig Zunahme der Einsatzdauer solcher Einsätze“, hieß es.

Laut den Gefahrenabwehrberichten des Innenministeriums der vergangenen Jahre gab es 2012 insgesamt 1,63 Millionen Feuerwehreinsätze in NRW. 2020 waren es bereits 1,86 Millionen. Darunter war eine große Zahl von Rettungsdiensteinsätze. Sie stieg in der gleichen Zeit von 1,36 Millionen auf 1,46 Millionen pro Jahr. Das bisherige Maximum wurde 2018 erreicht: In dem Jahr rückten die Einsatzkräfte insgesamt 1,93 Millionen Mal aus, darunter waren 1,51 Millionen Rettungsdiensteinsätze. Die Gesamtstatistik für 2021 liegt noch nicht vor. Die Feuerwehren stellen in großen Teilen von NRW den Rettungsdienst sicher.

Nach Einschätzung von Guido Schiller von der NRW-Landesgruppe der Deutschen Feuerwehr-Gewerkschaft nahm die Belastung im Rettungsdienst in den vergangenen Monaten teilweise um bis zu 30 Prozent zu. „Seit Corona ist das Rettungsdienst-Personal mehr als am Limit.“ Teils sei der Anstieg der Mentalität der Bürger geschuldet, für jede „Bagatelle“ die 112 anzurufen, vermutete der Gewerkschafter. Auch Belastung und Isolierung durch Corona trügen dazu bei, dass Menschen öfter den Notruf wählten. Frank Bremser vom Deutschen Feuerwehrverband hatte jüngst gesagt: „Wir sind auch ein bisschen Kummerkasten. Wenn Menschen nicht wissen, wie sie mit einer Notsituation umgehen sollen, wählen sie die 112“. Es sei aber in Ordnung, lieber einmal zu viel als zu wenig anzurufen, etwa beim Verdacht auf einen Schlaganfall.

Laut NRW-Feuerwehrverband macht sich der Fachkräftemangel auch bei der Berufsfeuerwehr bemerkbar. Es würden Feuerwehrleute in allen Laufbahnen sowie Sanitäter benötigt. Die Zahlen bei der Freiwilligen Feuerwehr seien dagegen stabil. 2016 gab es laut Innenministerium dort 87 304 Einsatzkräfte, bis 2020 stieg die Zahl auf 90 325 an.

(dpa)