Interview Klaus Erkelenz „Mehr Präsenz von OSD und Polizei an kritischen Punkten“

Der neue Bezirksbürgermeister wünscht sich außerdem mehr Präsenz von OSD und Polizei im Stadtbezirk 10.

Klaus Erkelenz wird den Stadtbezirk 10 präsentieren.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Herr Erkelenz, wann haben Sie die Parteipolitik für
sich entdeckt?

Klaus Erkelenz: Relativ spät. Das war 2002, zur Zeit der Bundesregierung unter Gerhard Schröder. Ich wollte mich engagieren und fühlte mich der CDU dann doch am nächsten. Nicht zuletzt, weil ich dort den Grundsatz vom Fördern und Fordern am besten umgesetzt sehe.

Sie waren die vergangenen sechs Jahre nicht Mitglied der Bezirksvertretung. Jetzt starten Sie mit 68 Jahren als Bezirksbürgermeister noch einmal richtig durch.
Warum erst jetzt?

Erkelenz: Das hat mit meinem Beruf zu tun. Bis
2001 hatte ich eine eigene Firma im IT-Bereich. Danach war ich bis 2018 als selbständiger IT-Berater für Unternehmen im Einsatz. Da blieb für Kommunalpolitik keine Zeit. Jetzt habe ich Zeit und die setze ich gerne für ein besseres Miteinander in unserem Bezirk ein.

Apropos Miteinander. Die Große Koalition regiert nicht nur in Berlin, sondern jetzt auch im äußersten Süden der Stadt.

Erkelenz: (schmunzelt) Das will ich nun wirklich nicht vergleichen. Aber Tatsache ist, dass wir hier auf der Stadtteil-Ebene mit der SPD viele Übereinstimmungen haben. Häufig ziehen wir an einem Strang, weil es uns darum geht, Garath und Hellerhof voranzubringen.

Bei der Wahl zum Bezirksbürgermeister sind CDU und SPD mit einer gemeinsamen Liste angetreten.

Erkelenz: Genau. Wir haben entschieden, uns in diesem Amt abzuwechseln, die ersten zwei Jahre stehe ich an der Spitze, dann folgt für zwei Jahre Uwe Sievers, das Jahr vor der nächsten Wahl mache ich es dann wieder.

Warum dieses eher ungewöhnliche Wechselmodell?

Erkelenz: Wir wollten gerne über eine breite, stabile Mehrheit verfügen, mit der wir wichtige Vorhaben voranbringen können.

Die CDU hat sechs, die SPD nur fünf Sitze, warum treten Sie 2022 in die zweite Reihe?

Erkelenz: Weil es fair ist und ich viel von Fair-Play halte. Uwe Sievers hat in den vergangenen sechs Jahren einen guten Job gemacht. Zudem liegen die Ergebnisse beider Parteien nahe beieinander.

Über welche Projekte wollen Sie in fünf Jahren sagen:
Das haben wir geschafft.

Erkelenz: Ich gehe davon aus, dass die Renovierung der Freizeitstätte in Garath – ein Fünf-Millionen-Euro-Projekt – abgeschlossen sein wird. Und ich hoffe, dass wir einen Friedwald für Garath und Hellerhof haben, auf dem Menschen aus unseren Vierteln beigesetzt werden können. Und dass wir – jenseits der beiden Pflegeheime – ein Haus für ein betreutes Wohnen im Alter haben werden. Zudem sollte in Hellerhof die Unterführung am S-Bahnhof unter Beteiligung von Künstlern komplett neu gestaltet werden.

In Garath gab es mal
30 000 Einwohner, jetzt
sind es 18 000.

Erkelenz: Ja, man könnte über die Jahre fast von einem Exodus sprechen. Aber das liegt nicht zuletzt daran, dass sehr viele Ältere ihre großen Wohnungen oder Häuser nicht verlassen. Viele fragen: Warum soll ich in eine viel kleinere Wohnung ziehen, die am Ende sogar teurer ist? Das ist schade, weil wir sonst viel mehr jungen Familien hier im Bezirk attraktiven Wohnraum anbieten könnten. Wir müssen versuchen, hier die unterschiedlichen Bedürfnisse zusammenzuführen.

Es gibt im Bezirk Ecken, wo sich Menschen unwohl fühlen. Muss es sein, dass Trinker sich am Wasserspielplatz tummeln und rechtslastige Musik ohrenbetäubend laut aufdrehen?

Erkelenz: Nein. Wir sollten den Ordnungs- und Servicedienst stärken. Ich wünsche mir mehr Präsenz von OSD und Polizei an den kritischen Punkten.

Die AfD hat im Stadtbezirk 10 bei der letzten Wahl mit knapp zehn Prozent in etwa so viele Stimmen bekommen wie FDP und Linke
zusammen.

Erkelenz: Natürlich macht mir das Sorgen. Aber wir sollten mit dieser Entwicklung verhältnismäßig umgehen. Dort, wo die AfD ihre stärksten Stimmbezirke hat, lag die Wahlbeteiligung bei gerade einmal 25 Prozent. Das ist ein Teil der Erklärung. Wir Demokraten sollten dieser Partei nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken, sondern versuchen, möglichst viele von denen, die enttäuscht sind, von unseren Programmen zu überzeugen und die Bürgerinnen und Bürger dazu bewegen, ihr Wahlrecht auszuüben.