Sieg gegen Schwenningen Trotz Sieg: Krisenmodus bei der DEG
Gegen Schwenningen liegt die DEG 0:3 zurück. Dann beweist sie Charakter, schießt drei Tore und siegt im Penaltyschießen.
Wie schnell sich die Laune im Sport ändern kann, war am Sonntag mal wieder im Rather Dome zu erleben. 40 Minuten waren gespielt zwischen der Düsseldorfer EG und den Schwenninger Wild Wings, da herrschte auf den Tribünen eine Stimmung wie bei einer Trauerfeier. Pfiffe oder Empörung waren nur vereinzelt zu vernehmen, der Großteil der knapp 7200 Zuschauer war schlichtweg fassungslos, wie ihr Team da wieder auftrat. 0:3 stand es, und das entsprach der Leistung. Und dennoch wurde eine gute Stunde später ausgelassen gejubelt, Torhüter Henrik Haukeland wagte sogar ein Tänzchen vor der Fankurve. Weil die Düsseldorfer etwas schafften, was ihnen diese Saison noch gar nicht gelungen war: Sie holten einen Drei-Tore-Rückstand auf und gewannen mit 4:3 nach Penaltyschießen.
Ein Sieg, der mehr wert war als die zwei Punkte, die die DEG weiter auf Rang zehn der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) stehen lassen. Das war vor allem die richtige Antwort auf die vier Niederlagen zuvor und eine Stimmung, die mit angespannt noch nett umschrieben war. Und ein Signal an alle, die dachten, dass dieses Team nicht mehr funktioniere. Wohl auch deswegen betonte Alexander Barta hinterher den „Charakter“ seiner Mannschaft: „Wir sind in keiner einfachen Situation, aber wir glauben an uns“, sagte der Kapitän. Weswegen er sich auch keine Sorgen gemacht habe, als das Spiel genauso schlecht losging, wie das am Freitag in Iserlohn. Da hatte die DEG in der ersten Minute das 0:1 kassiert und am Ende 4:7 verloren.
Nun lief das ähnlich: Keine 80 Sekunden waren vorbei, als Phil Hungerecker die Schwarzwälder in Führung brachte. Positiv zumindest: Es blieb das einzige Gegentor im Anfangsdrittel. Negativ aber: Die DEG traf gar nicht, weil sie selten mit dem Puck am Schläger in die Nähe des Tores kam. Überhaupt wirkte alles mühsam, ohne jegliche Leichtigkeit. Die DEG musste für jede Halbchance viel investieren, gab die für ihren Gegner aber erneut viel zu leicht ab. Fehlpässe und andere Puckverluste sei Dank.
Wer danach auf Besserung gehofft hatte, wurde enttäuscht. Das zweite Drittel wirkte noch schwächer als das erste. Und jetzt funktionierte nicht mal das einzige, was den DEG-Fans zuletzt noch Freude bereitet hatte: das Unterzahlspiel. Zwei Treffer fing sich die DEG mit einem Mann weniger auf dem Eis. Beide Male durften die Gäste völlig frei einschießen, begünstig wieder mal durch Stellungsfehler und Fehlpässe der Düsseldorfer, deren Krise damit die nächste Stufe erreichte: Zuletzt verlor die DEG ihre Spiele ja nicht wegen zu vieler Gegentore, sondern weil sie selbst kaum traf. Am Wochenende war es damit vorbei, insgesamt kassierte sie zehn Tore, am Freitag sieben, am Sonntag drei.
Da wäre es schon für eine Mannschaft im Normalmodus schwierig, Punkte zu holen. Aber für eine in der momentanen Lage der DEG schien das fast unmöglich. Zumal es auch zu wenige Spieler gibt, am dem sich der Rest aufrichten könnten, weil die meisten mit selbst zu tun haben. Umso besser, dass es da noch Tobias Eder, Alexander Ehl und Philip Gogulla gibt. Die waren zuletzt nicht nur die Stürmer, denen man die Krise am wenigsten anmerkte, die brachten die DEG im Schlussdrittel am Sonntag auch wieder ins Spiel. Erst drosch Eder in Überzahl eine Direktabnahme unter die Latte und jubelte danach so wütend in Richtung Fankurve, dass die wieder aufwachte. Nur eine halbe Minute später verkürzte Ehl auf 2:3, acht Minuten vor dem Ende legte Gogulla dann für Joonas Järvinen auf, der den nicht mehr für möglich gehaltenen Ausgleich erzielte. Was auch daran lag, dass die DEG nun wieder völlig anders auftrat, gradliniger, körperlich, mit mehr Tempo.
Danach war es ein offenes Spiel mit Chancen auf beiden Seiten, doch ein Tor wollte nicht mehr fallen, auch nicht in der Verlängerung. Erst im Penaltyschießen wurde wieder gejubelt: Für die DEG trafen erst Barta und Gogulla, für die Gäste Tylor Spink und Alexander Karachun. Den Rest entschärfte Haukeland, also hatte Harper den Sieg irgendwann auf dem Schläger und machte ihn. Danach durfte endlich mal gejubelt werden.