In der Ergebniskrise Sieg für Stimmungswechsel benötigt
Nach drei Niederlagen in Folge ist die Laune bei der Düsseldorfer EG bescheiden. Und jetzt steht die undankbare Aufgabe in Iserlohn an.
Es gibt für Auswärtsteams in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) angenehmere Orte als die alte Eishalle am Seilersee in Iserlohn. Erst recht, wenn man dort keinen allzu guten Ruf genießt. Und erst recht, wenn man ohnehin schwere Zeiten erlebt – wenn man der Form hinterherrennt, und die Stimmung in der Kabine, auf den Tribünen und in den Kommentarspalten im Internet alles andere als entspannt ist. All das trifft auf die Düsseldorfer EG zu. Diesen Freitag (19.30 Uhr) muss sie zu den Roosters in eine volle wie laute Halle. Undankbare Aufgabe eigentlich, aber Roger Hansson freut sich drauf: „Tolle Stimmung, viele Emotionen“, sagt der DEG-Trainer und wirkt auch für Sonntag (14 Uhr) gegen Schwenningen optimistisch. Denn das seien zwei Spiele, in denen „etwas für uns möglich ist“. Schließlich hat sein Team bislang alle Saisonspiele gegen Iserlohn und Schwenningen gewonnen. Zudem sind das der Tabellenelfte und der Tabellenzwölfte.
Das muss aus Sicht der DEG aber noch nichts heißen, zuletzt ging es dreimal in Folge gegen Teams, die in der Tabelle unter ihr stehen – und alle drei Spiele gingen verloren. Was zwar auf den ersten Blick nicht dramatisch ist, noch sind die Düsseldorfer auf einem Play-off-Platz, und so gut wie jedes DEL-Team hat ja mal einen Durchhänger. Aber der der DEG geht nun schon gefährlich lange, seit dem Spiel gegen Köln Ende Oktober. Nicht mal die Länderspielpause brachte den erhofften Neustart. Zuletzt gab es sechs Niederlagen aus neun Spielen. Und es gibt weitere Zahlen, die Sorgen machen: allein im letzten Drittel eine Tordifferenz von minus acht, 61 eigene Torschüsse weniger als gegnerische, die wenigsten Abschlüsse der Liga aus der Zone direkt vor dem Tor (23,4 Prozent), unter sieben Prozent Powerplay-Quote.
Derzeit vergeht kein Spiel
ohne verheerende Fehlpässe
Das liegt einerseits an Dingen, „die wir nicht beeinflussen können“, sagt Hansson und meint die Verletzungen und die ein oder andere unglückliche Schiedsrichterentscheidung. Doch so einfach macht es sich der Trainer natürlich nicht. Nach dem 2:4 gegen Nürnberg am Dienstag monierte er die „Qualität mit der Scheibe und die Qualität der Entscheidungen“. Besser: die fehlende Qualität. Die DEG kann froh sein, dass die seit dieser Saison per Computerchip erfassten Pass-Quoten nicht öffentlich sind. Derzeit vergeht kein Spiel ohne diverse verheerende Fehlpässe.
Was es aktuell ebenfalls nicht gibt: Eishockeyabende ohne Düsseldorfer, die ihr Team scharf kritisieren. Kapitän Alexander Barta fand schon das 0:2 gegen Augsburg nicht „mit unseren Ansprüchen“ vereinbar. Zwei Tage später in Berlin versuchte sich Torhüter Henrik Haukeland als Wachmacher, es brauche mehr Leidenschaft, um mal wieder enge Spiele zu gewinnen. Am Dienstag gegen Nürnberg, als auch bei den Fans die Stimmung kippte, vermisste Philip Gogulla „Kampfgeist, Wille“, Nicolas Geitner fand, dass sein Team „nicht schlau gespielt und dumme Entscheidungen getroffen“ habe. Man kann also nicht sagen, dass der Ernst der Lage verkannt wird. Doch im Sport gelten all die löblichen Selbstanklagen eben immer nur bis zum nächsten Spiel. Geht das wieder schief, verkommen sie zu Lippenbekenntnissen. Das weiß auch Hansson, der ohnehin kein Freund der öffentlichen Geißelung ist. Natürlich seien die jüngsten Auftritte „frustrierend, aber es ist, wie es ist“. Soll heißen: Nicht nach hinten schauen. „Das einzige, auf das wir einwirken können, ist die Zukunft.“
Damit die rosiger wird, wurde dieser Tage im Training nicht nur Eishockey gespielt, sondern auch viel geredet. Das Trainerteam musste sich auf die „mentale Lage fokussieren“, sagt Hansson, der beobachtet hat, dass seine Männer im Kopf nicht frei sind: „Man will viel und überlegt ab und an zu viel.“ Aber dafür sei das Spiel in der DEL zu schnell, „du musst intuitiv spielen“. Doch das geht nur, wenn das Selbstvertrauen da ist. Und das kommt nur durch gute Spiele. Der alt bekannte Teufelskreis der Krise.
Hansson hinterfrage sich und sein Trainerteam natürlich auch selbst. „Aber das tun wir sowieso immer. Was ist richtig? Was ist falsch?“ Eine einfache Antwort gebe es nicht, dafür sei die Lage zu vielschichtig: Eigene Fehler, schlechte Laune, Verletzungen, manchmal auch die Schiedsrichter, gute Gegner. Wie man da rauskommt? Dafür gibt es wiederum eine einfache Antwort: Spiele gewinnen, egal wie. Insofern kommt der Freitagabend in Iserlohn vielleicht gerade recht. Ein Sieg dort kann die Stimmung ganz schnell wieder drehen.