Täter war polizeibekannt Messer-Angreifer von Gelsenkirchen war psychisch auffällig
Düsseldorf · Der Täter von Gelsenkirchen soll „Allahu akbar“ (Allah ist groß) gerufen haben. Es gibt aber bisher keine Hinweise auf Terror-Hintergrund. Der 37-Jährige war bereits polizeilich bekannt.
Im Fall des erschossenen Messer-Angreifers von Gelsenkirchen gehen die Behörden bisher nicht von einem terroristischen Hintergrund aus. Das teilten die Polizei Münster und die Staatsanwaltschaft Essen am Montag in einer gemeinsamen Presseerklärung mit. Ein 37-Jähriger soll am Sonntagabend mit einem Knüppel auf einen vor einer Polizeiwache geparkten Polizeiwagen eingeschlagen haben, während sich zwei Polizisten, ein 23-jähriger Kommissaranwärter und sein 41-jähriger Ausbilder, an diesem Auto befanden. Anschließend habe er mit dem Knüppel und einem Messer die Polizisten bedroht. Dabei soll er „Allahu akbar“ (Allah ist groß) gerufen haben. Daraufhin hat der Kommissaranwärter um 19.41 Uhr vier Schüsse auf den Angreifer abgegeben, welche „unmittelbar zum Tode“ führten.
Angreifer wurde zweimal als “Prüffall Islamismus“ eingestuft
Der Angreifer hat die türkische Staatsbürgerschaft und lebte seit 2002 in Deutschland. Wegen seines Ausrufs bewertete die Polizei die Tat vorerst als Anschlag. Noch in der Nacht zu Montag haben Spezialeinheiten die Wohnung des Täters durchsucht. Dabei wurden unter anderem mehrere Handys sichergestellt. „Was das wirkliche Motiv des Angreifers war, ist Gegenstand der Ermittlungen“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul auf einer Pressekonferenz am Montag. Jedoch gebe es Hinweise auf eine psychische Erkrankung des Täters. So sei der Getötete bereits mehrfach wegen Gewalttaten auffällig gewesen. Zudem saß er nach Angaben des Ministers von April bis Juni 2019 eine Ersatzfreiheitsstrafe wegen einer nicht bezahlten Geldstrafe ab. Außerdem sagte Reul, dass der Angreifer bereits im Januar 2018 und 2019 wegen des Verdachts auf Islamismus überprüft worden sei. „Er wurde zweimal angeschaut. Zweimal gab es keinen Befund.“
Beim ersten Mal sei der Mann im Wald „bei Rodungsarbeiten“ angetroffen worden. Dort hätte er den Beamten mitgeteilt, dass „Nazideutschland sein Gehirn kaputt gemacht“ hätte und er eine Gebetsstätte für Allah anlegen wolle. Da der Mann ein Dokument einer geschlossenen Psychiatrie bei sich getragen hätte, welches bescheinigte, dass von ihm keine Gefahr ausgehe, hätte die Polizei nichts ausrichten können, berichtete Reul. Bei der erneuten Überprüfung im Januar 2019 hätte der Türke mitgeteilt, dass er „nun die Dawa ausüben“ würde, den islamischen Missionierungsauftrag. „Bisher gibt es keine Hinweise auf Mittäter oder auf eine Einbindung in die islamistische Szene“, sagte Reul. „Wir gehen derzeit von der Tat eines psychisch auffälligen Einzeltäters aus.“
Die Ermittlungen zur Rechtmäßigkeit des Schusswaffengebrauchs führt die Polizei Krefeld. Laut Reul befindet sich der Kommissaranwärter im letzten Jahr seiner Ausbildung und hat bereits alle Waffenprüfungen bestanden.