Verkehr in Grevenbroich Grüne fordern autofreien Torbogen

Grevenbroich. · Die Grünen schlagen vor, die Schlossstraße für den Durchgangsverkehr zu sperren.

Auf der Schlossstraße kann es manchmal eng werden: Fußgänger müssen oftmals vor Autos ausweichen.

Foto: Dieter Staniek

Es ist zweifellos das Postkarten-Motiv der Stadt: Die Schlossstraße mit ihrem rustikalen Kopfsteinpflaster und dem alten Torbogen ist im Laufe der Jahrzehnte unzählige Male fotografiert oder gemalt worden. Weil es halt ein schönes, ursprüngliches Stück Grevenbroich ist. Und mancher fragt sich, warum diese Idylle immer noch von Autos frequentiert wird. Wo doch andere Städte ähnliche Gebäude wie die Torzufahrt zum Alten Schloss längst für den Fahrzeugverkehr gesperrt haben, um historische Bausubstanz zu schützen.

Dieses Thema greifen jetzt die Grünen auf. Ihnen geht es zwar auch um den Schutz des Torbogens, in erster Linie aber um die Konflikte, die zwischen Autofahrern und anderen Verkehrsteilnehmern dort immer wieder entstehen. „Dieser Abschnitt der Schlossstraße ist vor allem für Spaziergänger hochgradig verwirrend“, sagt Peter Gehrmann, Sprecher des grünen Stadtverbandes. „Viele rechnen überhaupt nicht damit, dass Autos auf dem alten Kopfsteinpflaster unterwegs sein dürfen.“ So komme es nicht selten zu Situationen, in denen Fußgänger verschreckt zur Seite springen, wenn sich plötzlich ein Fahrzeug hinter ihnen befindet.

Der von der Karl-Oberbach-Straße abzweigende, zum Torbogen hin führende Teil der Schlossstraße ist als Spielstraße ausgewiesen, dort muss in Schrittgeschwindigkeit gefahren werden. Etwa in Höhe des Standesamtes, hinter der Zufahrt zum Wohngebäude am Mühlenkolk, wird er zur Einbahnstraße.

Nach Ansicht der Grünen sollte dieser Abschnitt künftig für den Durchgangsverkehr komplett gesperrt werden, die Schlossstraße sollte zur Anliegerstraße werden. Hauptsächlich Anwohner und Brautpaare, die zum Standesamt wollen, sollen sie künftig mit ihren Autos noch nutzen dürfen. Das bedeute mehr Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer, vor allem aber auch für viele Kinder und Jugendliche, die den Weg zum Besuch des Schwimmbades nutzen.

Stadtverwaltung ist von
Sperrung nicht begeistert

Die Grünen gehen aber noch einen Schritt weiter. Sie fordern gleichzeitig eine Verkehrsberuhigung auf einem großen Stück des innerstädtischen Straßennetzes. Konkret: Bis zum Kreisverkehr an der Sparkassen-Hauptstelle soll die gesamte Karl-Oberbach-Straße zur Tempo-20-Zone werden. „Das macht Sinn“, sagt Peter Gehrmann. „Sie würde an den bereits ausgebauten Abschnitt der Bahnstraße anknüpfen, auf dem schon Tempo 20 gilt.“ Dies solle sich auf der „großen“ Bahnstraße, die im kommenden Jahr erneuert werden soll, fortsetzen – und zwar zunächst bis zum Kreisverkehr am Platz der Deutschen Einheit.

„Damit hätten wir zwischen Sparkasse und Bahnhofsviertel einen einheitlichen Look“, sagt Peter Gehrmann. „In diesem Abschnitt würden dann die gleichen Regeln und Bedingungen gelten – das macht mehr Sinn als unterschiedliche Tempo-Gebote, bei denen sich Auto- und Radfahrer alle 200 Meter umstellen müssen. Die Grevenbroicher Grünen wollen dieses Thema in ihr Programm zum Kommunalwahlkampf aufnehmen.

Von einer Sperrung des alten Torbogens zeigt sich die Stadtverwaltung jedoch wenig begeistert. „Dann würden Schloss und Schwimmbad von der Innenstadt her nur über Umwege zu erreichen sein“, argumentiert Rathaussprecher Stephan Renner. Die Durchfahrt werde bewusst offen gehalten, um den Verkehr von Standesamt und Wohnhaus in Richtung Schlossplatz zu leite – „das trägt zur Entzerrung bei“, sagt Renner.

Nichtsdestotrotz verlange dieser Abschnitt erhöhte Aufmerksamkeit und gegenseitige Rücksichtnahme. „Offenbar findet das statt, es gibt keine Hinweise auf regelmäßige Unfälle“, so der Rathaussprecher. Die Gefahr, dass alte Bausubstanz beschädigt werde, sei laut Stadtverwaltung „eher
gering“.