Hambacher Forst Firma zieht Arbeitsbühnen zurück
Düsseldorf · Düsseldorfer Unternehmen mit Vorgehen im Hambacher Forst nicht einverstanden.
Am Morgen nach dem tödlichen Unfall eines Journalisten im Hambacher Forst ist „Innehalten“ auch am Düsseldorfer Landtag das Wort des Moments. Vor dem Landtag übergibt Luise Neumann-Cosel vom Kapagnen-Verein Campact 539 671 Unterschriften an NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU). Die Unterzeichner fordern Bundes- und Landespolitik auf, die Rodung des Waldes zu verhindern, solang über den Kohleausstieg verhandelt wird. Im Tagesverlauf wächst die Unterstützerzahl der Online-Petition noch auf mehr als 610 000 an. Aber die kleine Demonstration von Campact, BUND und Greenpeace vor dem Landtag löst sich schnell wieder auf – denn der erwartete Schlagabtausch im Plenarsaal bleibt aus.
Schon am Abend vorher hatten die Grünen ihren Antrag für ein Rodungsmoratorium im Hambacher Wald zurückgezogen. CDU, FDP und SPD schlossen sich mit ihren Entschließungsänträgen an. Vor den Demonstranten begründet die Grünen-Fraktionsvorsitzende Monika Düker am nächsten Morgen die Entscheidung: „Angesichts des Todesfalls ist jetzt nicht die Zeit des politischen Schlagabtauschs, sondern des Innehaltens.“ Das ändere nichts an der Haltung der Grünen zur Räumung und geplanten Rodung, sagt sie später. „Aber das müssen wir uns nicht gerade an diesem Tag um die Ohren hauen.“
Derweil macht in den sozialen Netzwerken die Düsseldorfer Firma Gerken Furore. Auf ihrer Internetseite hatte sie am Mittwoch angekündigt, ihre Arbeitsbühnen aus dem Hambacher Forst zurückzuziehen. Sie waren zur Räumung der Baumhäuser eingesetzt worden. „Wir möchten hier noch einmal betonen, dass die Geräte von uns nur vermietet waren und wir von unserem Kunden (unser Kunde ist NICHT die Polizei) in keinster Weise im Vorfeld darüber informiert wurden, wofür er die Arbeitsbühnen einsetzen wird“, heißt es in der Stellungnahme. Sie ist mit „Die Mitarbeiter und die Geschäftsführung“ unterzeichnet und auf 14.30 Uhr, also vor dem tödlichen Unfall, datiert.
Der Firmenname war auf einigen Fotos von der Räumung zu erkennen gewesen. Deswegen habe Gerken viele E-Mails erhalten. „Da auch wir mit der Vorgehensweise im Hambacher Forst absolut nicht einverstanden waren und sind und wir auch den Einsatz unserer Bühnen dort nicht weiter rechtfertigen können, haben wir heute beschlossen, dass wir unsere Geräte dort stilllegen“, teilte die Firma mit. Man setze sich damit „womöglich hohen Schadenersatzforderungen unsereres Kunden aus“. In einer früheren Stellungnahme hatte Gerken auf Kritik zu dem Einsatz der Geräte im Hambacher Forst noch mit dem Hinweis auf fehlende Einflussmöglichkeiten reagiert.
Gerken verweist auf seiner Interneseite darauf, 70 Prozent der Maschinen im Mietpark arbeiteten emissionsfrei mit Batteriebetrieb und verzichteten auf Verbrennungsmotoren. Auch betreibt das Unternehmen eigene Photovoltaikanlagen. Gerken ist auch europaweit beim Aufbau und Unterhalt von Windkraftanlagen im Einsatz.