Mönchengladbach. In Mönchengladbach nimmt die Zahl der Straftaten ab

Mönchengladbach. · Insgesamt gibt es weniger Taten, aber das Problem der Sexualdelikte wird größer. Das ist die Kriminalitätsbilanz der Polizei für 2019.

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Die Stadt ist im Jahr 2019 erneut etwas sicherer geworden. Die Zahl der bekannt gewordenen Straftaten ist um zwei Prozent auf genau 19 542 Fälle gesunken. Das ist der niedrigste Wert seit mindestens 15 Jahre, wie die Polizei am Montag mitteilte. Aber es gibt Bereiche, in denen die Zahl der Fälle gestiegen ist, und dazu gehört vor allem die
Kinderpornografie.

Wie liegt Mönchengladbach
im regionalen Vergleich?

„Für eine Großstadt haben wir eine vergleichsweise geringe Kriminalitätsbelastung“, sagt Kriminaldirektor Manfred Joch, Leiter der Direktion Kriminalität. Hochgerechnet auf 100 000 Einwohner beträgt die Zahl der Delikte insgesamt 7474. In Köln und Düsseldorf sind es deutlich mehr als 10 000 Fälle. Auch in vergleichbaren Städten wie Krefeld (9061) und Gelsenkirchen (8416) ist die Kriminalitätsbelastung höher.

Warum sinkt die Fallzahl?

Weil es vor allem weniger Körperverletzungen (minus 170 Fälle), einfachen Diebstahl (minus 310), Betrug (minus 136) und Sachbeschädigungen (minus 121) gegeben hat. Auch hat es 2019 nur ein vollendetes Tötungsdelikt gegeben: Im Februar 2019 wurde in Giesenkirchen die Leiche eines 42-Jährigen in dessen Wohnung gefunden. Einen Monat später stellte sich der 17 Jahre alte Tatverdächtige, ein jugendlicher Intensivtäter. Einen Mord hat es nicht gegeben. Im Jahr 2018 waren es noch fünf Morde gewesen.

Was ist mit Einbrüchen?

Vor einigen Jahren waren Einbrüche ein massives Problem landesweit wie auch in Mönchengladbach. 2019 hat es aber nur noch 478 Fälle gegeben, das waren 16 Prozent weniger als 2018. Im Vergleich zum Jahr 2015 (da waren es insgesamt 955 Einbrüche) hat sich die Fallzahl halbiert. „Wir gehen davon aus, dass weniger überörtliche Banden unterwegs sind“, sagt Manfred Joch. „Dafür spricht die wenig professionelle Vorgehensweise beim Einbruch selbst und bei der Durchsuchung der Wohnungen.“ Unter dem Strich waren nur rund 200 Einbrüche erfolgreich. Im Jahr 2012 waren es 600 Fälle
gewesen.

Wo wird die Kriminalität schlimmer?

Die Zahl der Sexualdelikte hat einen Höchststand der vergangenen zehn Jahre erreicht. 2019 wurden 195 Fälle registriert (plus 5,4 Prozent). Verantwortlich für diesen Anstieg waren vor allem Fälle, in denen es um Kinderpornografie ging. Die Polizei zählte 35 Delikte, 21 mehr als 2018. Das liege vor allem an immer mehr Hinweisen, die das „National Center for Missing and exploited Children“ in den USA ans Bundeskriminalamt gibt. Von dort werden die Fälle weitergeleitet an die zuständigen Behörden. „Bei einem Anfangsverdacht gibt es einen Durchsuchungsbeschluss. Dabei stellen wir viele Datenträger sicher“, sagt Joch.

Jörg Schalk, Leiter Gefahrenabwehr und Einsatz der Polizei erklärt, welchen Aufwand die Auswertung von beschlagnahmten Handys, Computer und Festplatten mit sich bringt: „Ein Handy mit 64 Gigabyte Speicherplatz entspricht zwei 40-Tonner-Lkw voll mit Schriftgut, das gesichtet werden muss.“ Vor allem wird untersucht, ob es sich nur um „Sammler“ von Kinderpornos handelt oder um jemanden, der Kinder selbst missbraucht. Sexueller Missbrauch von Kindern ist in 37 Fällen angezeigt worden, zwei mehr als 2018.

Wer sind die Täter?

10 398 Straftaten wurden aufgeklärt, also gut jede zweite. Dabei wurden 8060 Verdächtige ermittelt. Davon waren ein Viertel Frauen, knapp 21 Prozent unter 21 Jahren. Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen lag bei 34,2 Prozent. Im Vergleich zum Anteil an der Bevölkerung ist der Anteil an den Straftätern höher. „Allerdings fallen auch Straftaten an, die Deutsche nicht begehen könnten, wie Aufenthaltsdelikte“, sagt Joch. Ausländerrechtliche Verstöße stiegen um 91 Prozent auf 254 Fälle. Aber auch ohne diese Fälle sei der Anteil Nichtdeutscher unter den Tatverdächtigen größer als in der Bevölkerung, so Joch. 

Wo sind die Schwerpunkte?

Der Platz der Republik, Europaplatz und Marienplatz in Rheydt – vor allem wegen Rauschgiftdelikten, die um 6,7 Prozent auf 1152 Fälle zunahmen. „Der Höchststand der vergangenen 15 Jahre“, sagt Joch. Die jüngste Zunahme um Gewalt- und Raubdelikte rund um den Marienplatz schlägt sich in der Statistik zwar noch nicht nieder, aber Joch gibt zu: „In der Eingangsstatistik hat es seit 20. August 2019 mehr Straftaten je Monat gegeben als vorher.“ Konkrete Zahlen nannte er nicht. Kommende Woche diskutiert der Polizeibeirat darüber. Der Vorsitzende des Gremiums, CDU-Politiker Frank Boss, fordert eine Videobeobachtung für den Marienplatz.