Justizpanne Soldat missbrauchte nach Missbrauchs-Geständnis an Tochter und Stiefsohn noch seine Nichte

Düsseldorf · Eine Justizpanne soll dafür gesorgt haben, dass ein 26-jähriger Zeitsoldat aus Wesel seine Nichte missbrauchen konnte, obwohl er schon den Missbrauch an seiner Tochter und seinem Stiefsohn gestanden hatte.

Symbolbild

Foto: picture alliance/Patrick Pleul

Die Justizpanne um einen Zeitsoldaten aus Wesel, der laut eigenem Geständnis mehrfach Kinder aus seiner Familie missbraucht hat, hatte noch schlimmere Folgen als befürchtet.

Obwohl der 26-Jährige sich bereits im Juni wegen einschlägiger Taten an seiner dreijährigen Tochter und seinem fünfjährigen Stiefsohn selbst angezeigt hatte, konnte er zwei Monate später auch noch seine dreijährige Nichte missbrauchen. Wie das Düsseldorfer Justizministerium am Montag auf Anfrage berichtete, hat der Mann den schweren sexuellen Missbrauch vom letzten August-Wochenende inzwischen gestanden. Um Vergewaltigung gehe es dabei nicht. Zuvor hatte die „WAZ“ berichtet.

NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU) hatte im vergangenen Monat im Landtag „zwei handwerkliche Fehler“ der damals ermittelnden Staatsanwaltschaft Kleve eingeräumt und deren Versäumnisse offiziell bedauert. Die Staatsanwaltschaft hatte sowohl auf eine Hausdurchsuchung als auch auf eine Vernehmung der beiden Kinder verzichtet.

Es stehe nicht sicher fest, „dass die neuerlichen Taten bei zeitnaher Durchsuchung und Vernehmung der geschädigten Kinder verhindert worden wäre“, teilte das Ministerium mit. Unmittelbar nach Bekanntwerden der Justiz-Versäumnisse in Kleve habe der Justizminister die Generalstaatsanwälte aber bereits mit einem Erlass für die besonderen Erfordernisse bei Verdacht auf Kindesmissbrauch sensibilisiert. Zeitverzögerungen seien demnach „unter allen Umständen zu vermeiden“ und Ermittlungs- und Zwangsmaßnahmen auch im Falle eines Geständnisses sorgfältig zu prüfen und anzuwenden.

Die Staatsanwaltschaft Kleve hatte dafür im Juni keinen Anlass gesehen, nachdem der Täter fünf Missbrauchsfälle an beiden Kindern zugegeben und sich „reumütig und therapiebereit“ gezeigt habe. Zuvor hatte sich der Stiefsohn seiner Mutter anvertraut.

(dpa)