Die Stadt tobte Ein denkwürdiges Hoppeditz-Erwachen in Düsseldorf
Düsseldorf · Alles begann mit einer Überraschung: Ein kleines „Deckelproblem“ hatte der Hoppeditz, als die Jecken lautstark den Countdown bis 11.11 Uhr einleiteten und gebannt auf den Auftritt des Oberschelms warteten.
Zum 17. Mal stieg Tom Bauer in dieser Rolle aus dem Senftöpfchen, doch es hakte für gut 20 Sekunden. Dann aber war der Deckel zur Seite geschoben – und da war er: der Hoppeditz. In voller Montur und mit breitem (aufgemaltem) Grinsen im Gesicht begrüßte er das Narrenvolk und hielt seine Rede.
Währenddessen stand Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) oben auf seinem Balkon, an dessen Seite der Vizepräsident des Comitees Düsseldorfer Carneval (CC), Stefan Kleinehr. Im Saal hinter ihnen verfolgten die Stadtspitze sowie Vertreter der Stadtgesellschaft das Geschehen.
„Haben se son Nützje us Kölle zur Polizei-Präsidentin in Düsseldorf gemacht. Erst der Keller, dann die Schneider, jetzt Frau Brauns noch alsdann. Dat fühlt sich langsam wie feindliche Übernahme an“, posaunte der Hoppeditz direkt zu Beginn in die Menge – mit Blick auf wichtige Posten bei der Stadt Düsseldorf.
Düsseldorfs Fußballverein Fortuna war erwartungsgemäß Thema: Zu der Sankt-Martin-Melodie hieß es aus dem Mund von Tom Bauer und aus der Feder von Redenschreiber Jürgen Hilger: „Ich geh’ mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir. Ziemlich oben leuchtet Fortuna und unten Schalke 04. Der FCK steigt ab, Hurra, dann ist dort ein Platz für Fortuna da. Der Geißbock meckert dumm herum – „rabimmel-rabammel-rabumm“. Kontroverse Diskussion wie um die Gaslaternen in der Landeshauptstadt oder das Opernhaus („Seid doch auch in diesem Fall jenau so kniepich wie beim Karneval“), den Bau-Skandal um das Carsch-Haus und Signa-Chef René Benko („weil ihm fehl’n groad die Groschen hält er jetzt sei fesche Goschn“), der Kirmes und auch Prinz Harry nahm sich der Hoppeditz an. Dazwischen gab es immer wieder Tuschs und Jubel von der Menge am Rathaus. Den Bürgermeister und Traditionsbäcker Josef Hinkel bezeichnete der Hoppeditz als „Master of Stuten“. Einige Passagen widmeten sich auch dem Israel-Krieg, es ist bekannt, dass der Hoppeditz in seiner Rede auch auf weltpolitische Themen eingeht.
OB Keller reagierte in seiner – ganz Tradition – Gegenrede auf einige Aspekte: „… es gibt zu viele Kriege, ganze Länder sind zerrissen. Wir alle hier in unserer Stadt, egal woher wir stammen, wir halten unsere Werte hoch und stehen fest zusammen. Für Fremdenhass, für Ausgrenzung, gibt es hier keinen Platz ...“, sagte Keller. Für Gaslaternen, Fortuna und auch seine Köln-Düsseldorfer Biografie hatte er Konter parat.
Viele Menschen auf dem Marktplatz waren kostümiert. Clowns feierten bei Sonnenschein den Start in die Session 2023/2024, Piloten, Indianer und Sagengestalten. Auch im Jan-Wellem-Saal des Rathauses war die Mischung bunt: Schaustellerchef Oliver Wilmering zählte zu den Ehrengästen, Breuninger-Geschäftsführer Andreas Rebbelmund, Barbara Oxenfort (Jazz-Sängerin, Gastronomin und Ex-Venetia) und ihre Schwester Christiane Oxenfort (Intendantin Düsseldorf Festival), Schumacher-Chefin Thea Ungermann, das Prinzenpaar Melanie und Uwe Willer sowie Stadtdirektor Burkhard Hintzsche und Bürgermeisterin Clara Gerlach.
Durch den Wochenendtermin hatten sich besonders viele zur Feier des Sessionsstarts auf dem Marktplatz vor dem Rathaus versammelt, wie die Stadt bilanzierte. Das CC sprach von 5000 Menschen dort, noch einige Tausende müssen es nach Beobachtung für die gesamte Düsseldorfer Altstadt gewesen sein.
Aufgrund der Massen an Menschen schafften es laut CC gut 20 Vereine nicht rechtzeitig zum Erwachen des Hoppediz‘ auf den Marktplatz, sie harrten auf der Bolkerstraße aus. Nach dem Ende einer kurdischen Demonstration verlagerte die Polizei noch einige Einsatzkräfte zur Unterstützung in die Altstadt, wie eine Polizeisprecherin am Sonntag sagte. Dort wurde „friedlich und ausgelassen“ gefeiert. „Typisches Altstadt-Geschehen“, zu größeren Vorkommnissen sei es aber nicht gekommen.