Klettersport Kletterer wollen am Samstag hoch hinaus
Hilden. · In Hilden findet zum zweiten Mal die Deutsche Meisterschaft im Lead-Klettern statt.
Der Fokus der deutschen Kletterszene liegt am Samstag mal wieder auf der Stadt Hilden. Genauer gesagt: Auf der Bergstation an der Bahnhofsallee 35. Zum zweiten Mal nach 2017 richtet der Deutsche Alpenverein hier die Deutsche Meisterschaft im Lead aus, einer der drei Disziplinen, die es im Klettern gibt. Die Qualifikation beginnt um 9.15 Uhr, Das Halbfinale ist um 14 Uhr geplant und das Finale um 20 Uhr. Vor den Athleten liegt also ein langer Sport-Tag – und das Ende ist offen. Amtierende Meisterin in der Damen-Konkurrenz ist Frederike Fell. Im Herren-Wettbewerb setzte sich 2018 David Firnenburg (DAV Rheinland-Köln) die Krone auf.
In Hilden mit von der Partie ist der Essener Yannick Flohé, der für den DAV Aachen startet und bei der WM 2019 im japanischen Hachioji die Bronzemedaille im Bouldern holte. Der 20-Jährige ist der jüngste der drei Athleten des Olympia-Fokusteams für Tokio 2020 und bereitete sich in den vergangenen Wochen nicht nur auf die Deutsche Meisterschaft im Lead, sondern auch auf Olympia vor in Tokio zählt die Sportart Klettern erstmals zum offiziellen Wettkampfprogramm. Flohé ist regelmäßig Gast in der Hildener Bergstation. „Sie ist perfekt geeignet und die einzige Kletterhalle in NRW, in der ich alle drei erforderlichen Disziplinen Speed, Lead und Bouldern trainieren kann“, sagt er.
Zuschauer aus ganz
Deutschland werden erwartet
Justin Bohn und Marcel Buchmann, die beiden Geschäftsführer der Bergstation, erwarten in den nächsten Jahren eine steigende Popularität der Sportart und rechnen am Samstag mit Zuschauern aus ganz Deutschland. „Der Besuch lohnt sich, immerhin treten Topathleten wie Yannick Flohé, Jan Hojer, Alma Bestvater und Afra Hönig an diesem Tag gegeneinander an“, macht er Werbung für die Veranstaltung. Für Bohn ist es „ein wichtiges Anliegen, den Leistungssport zu fördern, insbesondere im Hinblick auf die Olympiade in Tokio“. Deshalb ist die Bergstation inzwischen auch offizieller Partner des Nationalkaders. „Das heißt, wir bieten für das Training speziell ausgezeichnete Routen an“, erklärt Buchmann.
Lead nennt sich das Klettern mit Seil. Es ist die traditionellste Disziplin des Kletterns und wird auch als Vorstiegs- oder Schwierigkeitsklettern bezeichnet. Ziel ist es, eine definierte Route in einer vorgegebenen Zeit möglichst sturzfrei zu absolvieren. Seit über 30 Jahren gibt es das Leadklettern. In den Anfängen kletterten die Sportler noch am Fels, inzwischen aber steigen die Wettkämpfe in Hallen an bis zu 20 Meter hohen Kunstwänden. Die Bedingungen für guten Sport erfüllt die Bergstation. „Wir haben die passenden Wände, mit 17 Metern die geforderte Höhe, einen Gastronomiebereich und auf beiden Ebenen ausreichend Platz für die Gäste“, berichtet Bohn und betont: „Wer von der Empore aus zuschaut, hat eine perfekte Aussicht. Näher dran geht’s nicht.“
Beim Lead ist Ausdauer notwendig. Sie trainieren die Aktiven durch das Klettern vieler Touren ohne lange Pause. Dazu sind Kraft, eine ausgefeilte Technik und eine gute Taktik vonnöten, um an der Weltspitze mitmischen zu können. In der Qualifikation klettern die Sportler im Flash-Modus, das heißt sie wissen schon vorher, wie die Touren geklettert werden sollen.
„Onsight“-Modus fordert
die Athleten besonders
Im Halbfinale und Finale gilt dann der sogenannte „Onsight“-Modus: Hier müssen die Aktiven die Herausforderung meistern, ohne zuvor zu beobachten, wie jemand die Route klettert. Sie können also nicht aus den Fehlern der anderen lernen oder sich anschauen, wie eine schwierige Stelle gelöst wird.
Das „Onsight“ gilt als Königsdisziplin des Kletterns – bereits eine Stunde vor dem Halbfinale und dem Finale müssen die Kletterer in eine Isolationszone. Die meisten Athleten nutzen die Zeit, um sich noch einmal aufzuwärmen und zu dehnen. Manche machen auch Yoga, denn die mentale Vorbereitung und die Fokussierung auf den Start machen einen großen Teil des Erfolges aus. Seile sichern den Kletternden ab. Früher waren sie ausschließlich aus Hanf, das später durch Polyamidfasern ersetzt wurde, dann kam das Kernmantelseil auf den Markt. Heute bestehen die Seile aus einem geflochtenen Kern aus Litzen, der für die Reißfestigkeit sorgt. Um diesen Kern wird zum Schutz ein Mantel gewoben. Es kommen dynamische Seile zum Einsatz, die dehnbar sind und damit die Fangstoßkraft reduzieren – sie federn also die beim Sturz entstehende Energie ab. Seile müssen den Kletterer beim Abseilen, Ablassen, Ruhen oder bei einem Sturz halten. Beim Sportklettern sind Einfachseile im Einsatz, deren Durchmesser zwischen 8,5 und 10,5 Millimeter beträgt.