Wülfrath Grüne könnten Stichwahl entscheiden

Wülfrath · Die Bürgermeisterkandidaten Rainer Ritsche und Andreas Seidler treten am 27. September an. CDU und Grüne gewinnen Stadtratswahl deutlich.

Die Bürgermeisterkandidaten (v.l.), Benjamin Hann (parteilos), Andreas Seidler (CDU), Stephan Mrstik (Bündnisgrüne) und Rainer Ritsche (parteilos)  waren ins Rathaus gekommen, um über das Wahlergebnis zu sprechen.

Foto: Tanja Bamme

. Wer neuer Bürgermeister in Wülfrath werden wird, entscheidet sich – wie von vielen Beobachtern erwartet – bei der Stichwahl am Sonntag, 27. September. Rainer Ritsche (parteilos/unterstützt von SPD und Wülfrather Gruppe) hat 39,55 Prozent der Stimmen erreicht, Andreas Seidler (CDU) 33,79 Prozent. Stephan Mrstik (Bündnisgrüne) bekam 17,33 Prozent der Stimmen, Benjamin Hann (unabhängig) 9,33 Prozent. Zunächst hatte sich ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden Kandidaten Andreas Seidler und Rainer Ritsche abgezeichnet. Gut eine Stunde nach Schließung der Wahllokale lagen die beiden Kontrahenten mit jeweils 33 Prozent gleichauf. Nach weiteren Auszählungen konnte sich Rainer Ritsche klar absetzen.

„Es war eine sehr anstrengende Zeit. Ich bin froh über so ein positives Ergebnis.“ So lautet das erste Fazit von Rainer Ritsche. „Natürlich möchte ich jetzt auch Bürgermeister werden. Aber der Drops ist noch nicht gelutscht“, sagt der Sieger der ersten Etappe. Rainer Ritsche hofft in den beiden kommenden Wochen vor der Stichwahl auch auf einen „persönlichen Schlagabtausch“ mit Andreas Seidler. Als „Quereinsteiger in die Politik“ setzt er auf Diskussionen vor Publikum, um die inhaltlichen Unterschiede zwischen ihm und seinem Kontrahenten deutlich zu machen und auch auf die Möglichkeit, „auf Positionen des anderen reagieren zu können“.
Andreas Seidler zeigt sich enttäuscht. „Ich habe mit diesem Zweikampf gerechnet, aber nicht in dieser Reihenfolge.“ Er bedankt sich „bei allen, die mich unterstützt haben, besonders bei meiner Familie. Ohne sie wäre das Pensum des Wahlkampfs nicht zu schaffen.“ Nun gehe der Wahlkampf für ihn eben zwei Wochen weiter. „Bei der Stichwahl werden die Karten neu gemischt“, betont Andreas Seidler.

Ebenso wenig begeistert reagiert Stephan Mrstik. „Ich bin ernsthaft angetreten, aber deutlich hinter Rainer Ritsche und Andreas Seidler abgefallen.“ Er verweist auf den großen Aufwand, den die Bündnisgrünen in den vergangenen Wochen betrieben haben.

Benjamin Hann wiederum ist „nicht unzufrieden, auch wenn ich mir ein zweistelliges Ergebnis gewünscht hätte.“ Viel Zeit für Wahlkampf hat der neue stellvertretende Leiter der Freiwilligen Feuerwehr nicht gehabt. „Da gab es auch andere Prioritäten und Baustellen.

Spannend ist nun, ob Stephan Mrstik oder Benjamin Hann eine Wahlempfehlung für die Stichwahl abgeben. Die Grünen werden das Thema laut Thomas May intern klären. Am Donnerstag könnte es so weit sein. Gerade auf sie könnte es ankommen. So gibt es noch am selben Abend Gespräche. Zum Beispiel von Andreas Seidler und Stephan Mrstik. Rainer Ritsche sagt, dass er sich über Unterstützung aus dieser Richtung freuen würde. Benjamin Hann weiß noch nicht, wie er reagiert. „Über eine Empfehlung habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.“ „Ich bevorzuge Rainer Ritsche, es gibt aber auch Parteimitglieder, die das anders sehen“, sagt Hans-Peter Altmann (FDP). Ilona Küchler (Linke) hat sich schon vorher festgelegt. „Meine Empfehlung ist eindeutig Rainer Ritsche.“

CDU und Grüne freuen sich über ihre sehr guten Ergebnisse

Klarer Gewinner des Abends bei der Stadtratswahl darf sich die CDU nennen, die nicht nur beinahe alle Wahlkreise direkt gewinnt, sondern auch 35,73 Prozent der Stimmen bekommt. Lediglich in einem Wahlkreis gibt es eine Pattsituation. Im Wahlbezirk 9080 können Uwe Buschmann (SPD) und Frank Berg (CDU) beide 29,12 Prozent der Wählerstimmen erzielen. Das Losverfahren wird über dieses Direktmandat entscheiden. „Fünfzehneinhalb von 16 Wahlkreisen haben wir. Das ist perfekt, ein ganz großes Zeichen“, freut sich der CDU-Vorsitzende Axel Effert. Die starken Ergebnisse der jungen Kandidatinnen lobt Andreas Seidler besonders. Franziska Sträßer, Johanna Liell, Isabell Effert und Ann-Kathrin Berg hätten gegen etablierte Leute gewonnen.
Als drittstärkste Kraft zieht die Wülfrather Gruppe in den Stadtrat ein. Im Vergleich zur Kommunalwahl kann die Wülfrather Gruppe ein Plus von 2,05 Prozent erreichen und somit ein Endergebnis von 17,94 Prozent verzeichnen. „Es gibt zwei Gewinner, die CDU und die Grünen, beiden gratuliere ich, kommentiert WG-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Peetz das Ergebnis. Er selbst ist zufrieden. „Das Ergebnis ist in Ordnung, wir konnten zum dritten Mal zulegen.“

Glücklich zeigen sich auch die Grünen über ihr Wahlergebnis. Mit einem achtprozentigen Zuwachs kommen sie auf 17,41 Prozent der Wählerstimmen. Zwar sei Wülfrath „keine wirklich grüne Stadt“, aber das Ergebnis spiegele des Trend Land wider. Auffallend ist vor allem das Ergebnis von Düssel. Dort hat es Thomas May auf 31,09 Prozent gebracht. Platzhirsch Udo Switalski (CDU) schaffte 35,33 Prozent. „Ich hätte gerne das Direktmandat geholt“, so Thomas May.

Die Sozialdemokraten sind der klare Verlierer der Ratswahl

Ein klarer Verlierer der diesjährigen Kommunalwahl ist hingegen die SPD, die mit einem Verlust von 7,01 Prozent schlussendlich keine 20 Prozent mehr erhielt. Mit 19,69 Prozent ist die zweistärkste Fraktion im Stadtrat weit hinter den Christdemokraten abgeschlagen. „Mir war klar, dass wir nicht auf das Ergebnis von 2014 kommen werden, aber mit einem Ergebnis unter 20 Prozent habe ich nicht gerechnet“, sagt Wolfgang Preuß (SPD). Dieses Ergebnis sei enttäuschend, der Trend sei gegen die Sozialdemokraten. Auch „sichere Banken“ wie Fraktionsvorsitzender Manfred Hoffmann und Hans-Jürgen Ulbrich konnten kein Direktmandat mehr erreichen.

Die FDP hat mit 5,15 Prozent (plus 0,87 Prozent) leicht zugelegt. „Ich gehe davon aus, dass wir zwei Mandate bekommen“, meint Hans-Peter Altmann, der froh ist, die Fünf-Prozent-Marke geknackt zu haben. Schlusslicht ist die Linke, die bei 4,07 Prozent (minus 1,67 Prozent) gelandet ist. „Damit muss man leben, ich nehme das nicht persönlich“, sagt Ilona Küchler. Sie sei gespannt, was in den nächsten Jahren passiert, wie die Grünen mit ihrer neu gewonnenen Bedeutung umgehen.