Loriot-Premiere in der Komödie Düsseldorf Und immer wieder gibt es Ärger mit der Nudel

Düsseldorf · Zwei Männer in der Badewanne, ein Hochzeitsantrag mit Hindernissen: Nach mehr als einem Jahr hat die Komödie jetzt wieder ein Publikum begrüßt. Zum Auftakt gab es eine sympathische Revue mit den besten Sketchen von Loriot.

Michi Kleiber und Katrin Höft spielen in der Komödie berühmte Szenen von Loriot.

Foto: Komödie Düsseldorf/Peter Bocklage

Unter den Sketchen des legendären Humoristen Loriot ist „Die Nudel“ ebenso berühmt wie berüchtigt. In der Komödie in der Steinstraße wird sie ihrem Ruf nach dem Premierenabend am Donnerstag einmal mehr gerecht. Sie sorgte für die lautesten Lacher und für den Höhepunkt des Abends – und das vor allem durch eine Panne und die Durchbrechung der vierten Wand. Das ist Theater. Und das hat eine lange Zeit gefehlt.

15 Monate war die Komödie geschlossen, gebeutelt durch Corona, finanzielle Schwierigkeiten und nicht zuletzt das bevorstehende Ende des Mietvertrags nach dem Kauf des Gebäudes an der Steinstraße durch einen neuen Investor. Doch jetzt wird wieder gespielt. Eröffnet wurde die Saison von Peter Millowitsch und seinem dreiköpfigen Ensemble.

Dabei passt es gut, dass die lang ersehnte Rückkehr ins Theater von einem ähnlich sehnsuchtsvollen Blick in die Vergangenheit und einigen der bedeutendsten Momente der deutschen Komik begleitet wurden. Dass das Publikum sich auf Altbekanntes freut, zeigt sich gleich am Anfang von „Loriot: ‚Szenen einer Ehe’ und andere Tücken des Alltags“.

Kaum erscheinen Katrin Höft und Michi Kleiber auf der Bühne – vor geschlossenem Vorhang, auf einer kleinen Chaiselongue sitzend, mit starren Gesichtsausdrücken nach vorne blickend – da schallen bereits die ersten Lacher durch den Zuschauerraum. Die Darsteller eröffnen den Loriot-­Abend mit der Diskussion zweier Ehepartner über den kaputten Fernseher. Es ist ein Sketch, der auch heute noch gut in die Zeit passt, wenn man den Fernseher auf andere Bildschirmgeräte wie das Smartphone erweitert.

Jedes Mal, wenn sich der Vorhang zu einer neuen Szenerie öffnet, gibt es Zuschauer, die auf Anhieb erkennen, was jetzt kommt. „Das Frühstücksei“, flüstert jemand, bevor Höft und Kleiber den bekannten Streit über dessen Härtegrad führen. Besonders groß ist das Gelächter kurz vor der Pause, als der Vorhang sich auf eine blaugeflieste Badewanne öffnet, natürlich mit der berühmten Ente daneben. Und zum Schluss, wenn Kleiber mit einem Banjo vor den Vorhang tritt und anfängt zu singen, stimmen einige im Publikum ein: „Ich wünsch mir ’ne kleine Miezekatze für mein Wochenendhaus.“

Ein guter Einfall von Regisseur Peter Millowitsch ist es, dass der Umbau zwischen den Szenerien nicht nur von beschwingter Musik begleitet wird, sondern dabei zahlreiche Sätze aus Loriots Werken einzeln eingespielt werden. Manchmal reicht schon ein „Es saugt und bläst der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur saugen kann“ oder „Früher war mehr Lametta“, dass das Publikum sich gut amüsiert.

Der Höhepunkt des Komödien-Abends kommt dann aber gleich nach der Pause. Wieder geht der Vorhang auf, ein Mann und eine Frau sitzen an einem Tisch, ein Weinglas steht darauf. „Die Nudel“ hört man es im Zuschauerraum schon flüstern. Und was für eine widerspenstige Nudel das ist, erfährt Schauspieler Jan Schuba gleich darauf am eigenen Leib.

Denn die Nudel, die er sich beim Abwischen seines Mundes mit einer Serviette ins Gesicht klebt, will einfach nicht hängen bleiben. Und das, obwohl es in dem Sketch doch gerade darum geht, dass sie hartnäckig an dem armen Herrn klebt, der davon nichts mitbekommt. Unauffällig heftet Schuba sich die Requisite wieder an. Das Publikum ist erheitert. Schuba fährt unbeirrt im Text fort. Doch dann erneut: Die Nudel fällt runter, gerade als er sagt: „Hildegard, schauen Sie mich an.“ Er improvisiert. „Nein“, sagt er, während er weiter mit der Nudel kämpft, „schauen Sie mich jetzt nicht an, schauen Sie darüber.“

Am Ende ist es die große Freude des Publikums über diese Spontanität, die Schuba für einen Moment aus der Rolle fallen lässt. Er kämpft selbst mit dem Lachen, wendet sich schließlich zum Publikum und ruft: „Meine Damen und Herren, kennen Sie diese Nummer?“ Das Publikum lacht. „So nicht“, kommt eine Antwort. Da muss auch Schuba für einem Moment losprusten. Doch er fängt sich schnell und spielt die Szene mit beachtlicher Souveränität weiter, auch als die Nudel ein weiteres Mal herunterfällt. Ebenso beeindruckend ist die Leistung von Katrin Höft, die während der ganzen Panne keine Miene verzieht.

Das Publikum verzeiht den Nudel-Fauxpas, die Nummer ist der größte Erfolg. Das dreiköpfige Ensemble zeigt den ganzen Abend über eine gute Leistung, sie alle schlüpfen problemlos von einer Rolle in die andere. Dafür ernten sie am Ende, gemeinsam mit Peter Millowitsch, langanhaltenden Applaus und stehende Ovationen.

Obwohl die Sketche zum Teil fast 50 Jahre alt sind, erscheinen viele überraschend frisch. Sogar die Nummern über den Wahlkampf von CDU, SPD und FDP wirken keineswegs angestaubt – trotz inzwischen veränderter politischer Verhältnisse. Anderen Themen, etwa den Kommunikationsproblemen zwischen Männern und Frauen, merkt man dagegen schon an, dass die Zeit über sie hinweggegangen ist.

Trotzdem bringt das Team eine gute Mischung auf die Bühne. Am Ende bleibt allenfalls Bedauern, dass es unter der großen Zahl an Loriots Werken einige Nummern gibt, die man an diesem Abend gerne gesehen hätte, die es aber nicht in die Auswahl geschafft haben. Doch die größten Hoffnungen wurden erfüllt. Nicht zuletzt durch die vermaledeite Nudel. Die bleibt am Ende hängen – wenn schon nicht in Schubas Gesicht, so doch wenigstens in den Köpfen des Publikums.