Ärger mit Bauarbeitern in Babel
Das neue Pappköpp-Stück „Öm Joddes Welle!“ feierte Premiere.
Kempener Feld/Baackeshof. Fast eine Stunde vor Beginn füllten die Premierengäste am Samstagabend das Pappköpp-Theater an der Peter-Lauten-Straße. Sie waren gespannt auf das neue Programm „Öm Joddes Welle!“ (Um Gottes Willen), in dessen Untertitel sich die Truppe selbst fragt: „Stieeht dat suonde Bibel?“. Nach dem Prolog versuchte man in je acht Kapiteln vor und nach der Pause, darauf eine Antwort zu finden.
Der erste Teil gehörte dem Alten Testament. Herrlich, die Szenen im Paradies — die Äpfel glänzten verlockend. Matthes on Berta unterhielten sich über ihr Kostüm und Matthes schockte seine Partnerin mit „mer spieele näck“. Die Szenen auf der Arche wurden mit den paarweise anreisenden tierischen Lebewesen auf einer großen Leinwand dargestellt. Noah hatte alle Hände voll zu tun. Den Turmbau zu Babel karikierte man im besten Pappköpp-Stil. Bauleiter Angermanus musste sich schon damals mit Arbeitern aus aller Herren Länder herumschlagen.
Im wieder gut gestalteten Programmheft war jeweils die Bibel-Fundstelle angegeben, für diejenigen, die zu Hause alles noch mal nachlesen wollen. Auffallend war, dass oft „viel Volk“ auf den drei Bühnen agierte. „Wir haben diesmal viele Marionetten aus den Anfangsjahren wieder aktiviert“, erklärte Ur-Pappkopp Manfred Coelen.
Die Geschichte von Jonas und dem Wal wurde einfach in die Pinte „Zum wilden Wahl“ verlegt und es gab dazu auch ein Mitsinglied. Dass der kleine David „möt die Flitsch“ (mit der Gummischleuder) den Goliath bezwang, gab natürlich eine tolle Vorlage. Und auch Pilatus hatte seinen Auftritt. Man spürte die große Spielfreude, bestimmt lag es an dem durchgängigen Thema.
Nach der Pause musste es so kommen: Die Geburt Jesu und die Jordantaufe gaben Gelegenheit zu bissigen Kommentaren. Da bewahrheitete sich, dass Marionetten frecher sein dürfen als menschliche Schauspieler. Und das gemütvolle Krieewelsch-Platt milderte die Aussagen noch dazu. Bei der Hochzeit zu Kana mussten die Gäste lange Betteln und Jesus sich als „Jitzknöngel“ (Geizkragen) verspotten lassen. Ganz aktuell: Einer der Heiligen drei Könige, der schwarze, war an der Grenze verloren gegangen. Nach drei Stunden waren dann fast alle Marionetten beim „vorletzten Abendmahl“ mit auf der Hauptbühne.
Traditionsgemäß hatten sich die 15 Akteure nach Ostern auf Gut Schirmau in der Eifel zum Trainingslager getroffen. Danach nahmen die Kapitel Gestalt an und passende Liedtexte wurden kreiert. Kantor Josef Schwalbach schuf passende Melodien. Bei „Glory, Glory, Hallelluja“ hieß es am Schluss „Nä, dat wit mer net jenau“ (Nein, dass weiß man nicht genau). Bis Weihnachten stehen zehn und bis Mitte März 2018 noch 13 Vorstellungen auf dem Programm.