Krefeld Alte Feuerwache in Krefeld droht zu verfallen - Stadt sucht Interessenten

Die Scheiben des historischen Turnsaals sind kaputt, Feuchtigkeit dringt ein. Die Stadt findet einfach keinen Interessenten für die alte Feuerwache in Krefeld.

Foto: Bischof

Krefeld. Das öffentliche Bieterverfahren für Grundstück und Gebäude der Alten Feuerwache an der Florastraße hat zu keinem verwertbaren Ergebnis geführt. Das teilt Pressesprecher Dirk Senger mit. Die Verwaltung prüfe derzeit, ob die Kriterien geändert und das Areal erneut ausgeschrieben werden kann. Während dessen nagt an dem teilweise unter Denkmalschutz stehenden historischen Gebäude weiter der Zahn der Zeit. Kaputte Fensterscheiben in der Walmdach-Gaube lassen verstärkt Feuchtigkeit eindringen. Das ist an der Stelle umso schädlicher, da sich dahinter der alte hohe Turnsaal mit holzvertäfelten Wänden, Parkett und zwei Rutschschächten befindet, der unter Feuchtigkeit stark leiden würde.

Aufmerksamen Anwohnern ist die Zerstörung aufgefallen. Sie haben die WZ informiert. Eine Nachfrage bei der Stadt ergibt: „ Der Schaden ist bekannt, vom Zentralen Gebäudemanagement festgestellt worden.“ Voraussichtlich werden die Reparaturen im neuen Jahr erfolgen. Regelmäßig wird laut Stadt die Alte Feuerwache durch Außendienstmitarbeiter des Zentralen Gebäudemanagements begangen. Zum zusätzlichen Schutz vor Einbruch sei außerdem eine mobile Alarmanlage installiert, die zu einem externen Wachdienst geschaltet ist.

Die Feuerwache an der Florastraße ist 1908/1909 unter der Leitung des Stadtbaumeisters Bollert nach Plänen des Architekten Ernst Scholze im Jugendstil und Historismus am grünen und unbebauten Stadtrand Krefelds errichtet worden. An der Fassade des Gebäudes gibt es fast keinen Quadratmeter Fläche, der nicht gestaltet ist. Der Reichtum Krefelds zeigte sich aber nicht nur in der aufwenden Architektur, sondern auch in der Konzeption der Feuerwache, die damals dem Neuesten entsprach, was den Feuerwehrleuten die Arbeit erleichterte.

Eine hochmoderne Halle, durch die eine Durchfahrt mit Fahrzeugen auf den Ho möglich war, gab es vergleichsweise nur in Berlin. Auch die Aufenthaltsräume der Feuerwehrleute über der Halle mit Rutschstange sowie der großzügige Turnsaal zur täglichen Körperertüchtigung waren für spätere Feuerwachen richtungsweisend.

Jahrzehnte später, mit immer neueren und größeren Löschfahrzeugen, wurden die vier spitzen Torbögen zum Handicap und die Außenspiegel mussten jedes Mal eingeklappt werden. Die vor mehr als 100 Jahren gebaute Leitzentrale erwies sich in den letzten Jahren mit mittlerweile 20 000 Notrufen pro Jahr als viel zu klein. Der mit drei bis vier Arbeitsplätzen ausgestatteter Raum war außerdem kaum klimatisiert und zwischen den Wagen in der Fahrzeughalle war kein Platz mehr. Die einst beste Wache in Preußen erwies sich Jahrzehnte später als viel zu klein.

Ein starker Wassereinbruch im Keller bei einem Starkregen im Jahr 2009 hätte beinahe die „Unterbrechungsfreie Stromversorgung“ zerstört — und damit auch das Feuerwehr- und Rettungssystem in Krefeld gefährdet. Von da an wurde der Neubau einer modernen Feuerwache vorangetrieben. Am 1. März 2016 konnte das Gebäude an der Neuen Ritterstraße bezogen werden.

Für die alte Wache gibt es keine Verwendung für die Verwaltung mehr. Angesichts der Wohnungsnot in Krefeld bietet sich der Stadt damit eine große Chance der Innenraumverdichtung. Es ist beabsichtigt, den Bebauungsplan Nr. 800 für Alte Feuerwache, Florastraße, einzuleiten.

Gleichzeitig versucht die Stadt, geeignete Interessenten für die östlich der Innenstadt gelegene Grundstücksfläche mit rund 6025 Quadratmetern sowie die Gebäude zu finden. Die denkmalgeschützten Teile der alten Feuerwache, das Nachbarhaus Florastraße 68, der „Steigerturm“ sowie die ehemalige „städtische Desinfektionsanstalt müssen erhalten bleiben. Der bisher als Aufstellfläche genutzte Innenhofbereich könnte maßvoll, zwei- bis dreigeschossig, neu bebaut werden. Die alte Feuerwache könnte für Wohnen, Gastronomie, nicht störende Handwerksbetriebe wie Schuster, Fahrradhändler, Friseure, Goldschmiede oder für kirchliche, kulturelle, soziale, gesundheitliche und sportliche Zwecke genutzt werden.

Bislang waren großflächige Ladenlokale über 400 Quadratmeter ausgeschlossen. Jetzt will die Stadt ihre Kriterien noch mal überdenken, um weitere potenzielle Investoren anzusprechen.