Angriff im Krefelder El Mojito: Angeklagter stach auf Frau ein
Krefeld. Vor Gericht gelten strenge formelle Regeln. Aber auch in diesem engen Korsett ist Platz für unkomplizierte und pragmatische Lösungen. Das zeigte sich am Montag bei einem Verfahren um einen Überfall auf die Gaststätte El Mojito in der Krefelder Innenstadt.
Irgendwann meldete sich da der Angeklagte und sagte, dass er dem Verfahren aufgrund seiner starken Kopfschmerzen nicht mehr folgen könne. Das kann dazu führen, dass die Verhandlung abgebrochen werden muss. Aber der Staatsanwalt hatte in seinem Büro noch Kopfschmerztabletten, die er schnell holte. Der Prozess konnte weiter gehen.
Mehr Geschenke hatte der 36-jährige Angeklagte von den Justizbehörden allerdings nicht zu erwarten. Er musste sich wegen versuchter schwerer räuberischer Erpressung und gefährlicher Körperverletzung verantworten. Zusammen mit einem Mittäter soll er im September des letzten Jahres versucht haben, nachts eine Bar in der Innenstadt zu überfallen. Dabei kam ihnen aber eine wehrhafte Bedienung in die Quere. Als der Mann ein Messer zückte, entwickelte sich ein Kampf mit der Frau. „Als ich das Messer gesehen habe, da wollte ich kämpfen“, sagte die Frau vor Gericht. So richtig, kann sie sich das aber bis heute nicht erklären. Damit hatte auch der Angeklagte nicht gerechnet: „Ich hätte niemals gedacht, dass sie sich wehrt.“ Dreimal stach er mit dem rund 30 Zentimeter langen Messer auf die Frau ein - zweimal in die linke Bauchseite und einmal in den Oberschenkel. Er und sein Komplize seien dann ohne Beute geflüchtet. Letzterer wurde wegen seiner Tatbeteiligung schon zu einer Gefängnisstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilt.
Am Montag ließ er seinen Verteidiger ein Geständnis verlesen. Er habe unter Drogen und Alkoholeinfluss gestanden. Er schäme sich sehr. Das Geld habe er für seine Familie in Spanien und seinen Drogenkonsum gebraucht. Ein psychiatrischer Gutachter kann allerdings weder eine strafmildernde Drogenabhängigkeit erkennen, noch, dass der Angeklagte bei seiner Tat stark berauscht gewesen wäre. Die Frau hat indes noch heute mit den Folgen des Überfalls zu kämpfen. Zwar zeigte sie sich im Gericht äußerst gefasst und aufgeräumt, sie sagt aber auch, dass sie in dem Lokal aufgehört hat zu arbeiten und umgezogen ist. Sie kann schlecht schlafen und hat Angst, wenn jemand hinter ihr geht. „Das, was er gemacht hat, kann man nicht leicht vergessen.“ Dem Angeklagten droht eine mehrjährige Haftstrafe. Das Verfahren wird fortgesetzt.