China überschwemmt Weltmarkt Angst bei Siempelkamp

Die Stahlindustrie schwächelt, die Gewerkschaft fordert fünf Prozent mehr Gehalt. Sind Krefelder Metaller streikbereit?

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Krefeld. China überschwemmt den Weltmarkt trotz Konjunkturdelle mit Billigstahl, Schätzungen gehen von 130 Millionen Tonnen pro Jahr aus. Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, sprach bereits im November von einer Eskalation, die den Stahlstandort Deutschland gefährde. Die Auswirkungen sind spürbar. Weltmarktführer Arcelor Mittal senkte zuletzt seine Jahres-Prognose, ThyssenKrupp setzt auf eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit und Lohnverzicht der Stahlarbeiter, das Krefelder Traditionsunternehmen Siempelkamp investiert in China und baut in Krefeld ab. In dieser Gemengelage fordert nun die IG Metall eine Lohnerhöhung von fünf Prozent. Ist das zeitgemäß? Der Krefelder Geschäftsführer Ralf Claessen meint: „Ja!“

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Claessen verweist zum einen darauf, dass dies die niedrigste Forderung seit vielen Jahren sei. „Außerdem stehen wir ja für Metall und Elektro, da gibt es so viele Facetten. Die Rückmeldungen aus den Betrieben bilden darum auch das gesamte Spektrum von ,überfordert’ bis ,zufrieden’.“ Er rechnet jedenfalls insgesamt mit einer hohen Kampfbereitschaft der Belegschaft.

Wobei das Thema Siempelkamp in diesen Tagen einen Sonderstatus einnimmt. Konzern-Sprecher Hans W. Fechner hatte den Abbau von 350 Stellen deutschlandweit angekündigt, davon bis zu 150 in der Gießerei, weitere bei der Tochter Sico und in der Maschinenfabrik. Und Fechner hatte die „Internationalisierung“ von Siempelkamp als alternativlos dargestellt. Gewerkschafter Claessen räumt ein: „Sollte es zu einem Streik kommen, ist die Motivation der Siempelkamp-Kollegen derzeit vielleicht nicht so hoch. Das ist absolut verständlich, die haben andere Sorgen und schlicht Angst um ihre Jobs.“

Claessen findet Internationalisierung auf dem globalisierten Markt zwar logisch, mahnt aber: „Im Maschinenbau liegt der Personalkostenanteil unter 20 Prozent. Und in China mögen die Faktorkosten vor Ort günstiger sein, aber die Nacharbeit durch Beanstandungen stellen ein hohes Risiko dar.“ Die Verhandlungen im Inrath nehmen gerade Fahrt auf.