Bildung Verein bietet „Erste Hilfe“ für Arbeiterkinder
Krefeld · Die neugegründete Krefelder Ortsgruppe der Initiative Arbeiterkind.de bietet Unterstützung für Kinder von Nicht-Akademikern.
Nur jedes dritte der befähigten, so genannten Arbeiterkinder schafft den Weg an Hochschule oder Universität. Die typischen Hürden: „Wie stelle ich es an?“ oder „Wie finanziere ich es?“. In Krefeld hat sich mit Arbeiterkind.de eine „Erste Hilfe“ gegründet – für alle, die als Erste in der Familie studieren.
Die engagierten Krefelder Köpfe von Arbeiterkind.de sind Rechtsanwältin Monika Hesse-Haake und Ingenieur Daniel Jendritza. „Nachdem wir längere Zeit nicht in Krefeld tätig waren, sind wir nun zurückgekehrt und möchten uns hier beruflich und privat festlegen“, sagt der 57-Jährige.
Aufbau der Ortsgruppe
seit November
Dass sie der Gesellschaft und der Region durch ihr soziales Engagement etwas zurückgeben wollen, ist für sie selbstverständlich. Der Aufbau der Krefelder Ortsgruppe der bundesweit agierenden gemeinnützigen Gesellschaft (gGmbH) läuft seit November. „Es gibt sie überall, auch in vielen Städten am Niederrhein – nur in Krefeld bisher nicht.“
Jendritza: „Wir kommen beide aus einfachen Verhältnissen, sind Akademiker geworden und haben eine erfolgreiche Karriere gemacht. Ich war zudem Halbwaise und wollte der Mutter und den Geschwistern nicht auf der Tasche liegen. Darum habe ich früh gearbeitet und mein Studium selbst finanziert.“
Vor einiger Zeit waren Monika Hesse-Haake und Daniel Jendritzad auf die Arbeit von Arbeiterkind.de aufmerksam geworden und hatten sich zur Gründung der Ortsgruppe entschlossen. Aktuell befinden sie sich in der Auf- und Ausbauphase. Bildung sei das wichtigste Gut, erklärt Jendritza. Das Land lebe davon. Außerdem ist er sich sicher, dass die Dunkelziffer der nicht studierenden Arbeiterkinder noch höher liegt als bei den zwei Dritteln.
Die Initiative unterstützt alle Jugendlichen, Schüler und Studenten, die als Erste in der Familie studieren wollen oder schon studieren. Die Hilfestellung hört nicht mit dem Abschluss auf. Die Ehrenamtler stehen den jungen Leuten bis zum Start in den Beruf zur Seite.
Zuerst gehe es jedoch um Zuhören, Fragen beantworten, Begleiten und Mut machen. Außerdem um das Mit-Organisieren von finanziellen Fördermöglichkeiten wie Stipendien und Bafög. Kurz: „Wir Ehrenamtlichen informieren, ermutigen und unterstützen. Beispiel: Viele wissen nicht, dass es 2300 Stipendiengeber gibt. Es folgt die Frage: Wie komme ich ran?“, erklärt Jendritza.
Netzwerken ist jetzt
das Zauberwort
Netzwerken ist jetzt das Zauberwort. Jendritza: „Wir werden bei Veranstaltungen in Schulen und Hochschulen, an Messeständen, bei lokalen Treffen, per Telefon oder online vor Ort bzw. erreichbar sein“ – ob es um eine Antwort auf eine einzelne Frage, Hilfe in einem Studienabschnitt oder eine langjährige Mentoren-Beziehung geht.
Außerdem werden Vernetzungen zu Vereinen und Verbänden in Krefeld wie der Caritas, dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) oder der Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft aufgebaut.
Die Köpfe von Arbeiterkind.de arbeiteten ehrenamtlich und kostenlos. Ohne Verpflichtungen seitens der jungen Leute, so oft und so lange, wie sie es brauchen, betont Ingenieur Daniel Jendritza. „Wir setzen uns nicht einfach zusammen, und ich erzähle von meinem Studium, sondern die Frauen und Männer können bei uns alles erfahren.“