Asyl: Die Zahlen steigen
Noch reicht der Wohnraum in Krefeld aus, um die derzeit 520 Flüchtlinge unterzubringen.
Krefeld. Die Zahl der asylsuchenden Menschen in Krefeld steigt spürbar an. Während die zentralen Aufnahmeeinrichtungen des Landes ihre Kapazitätsgrenzen längst erreicht haben und händeringend nach Notquartieren suchen, ist die Stadt noch in der Lage, neu ankommende Flüchtlinge angemessen unterzubringen. Aber wie lange noch? Das wollte die WZ von Dezernent Roland Schiffer wissen.
Die Auswirkungen des Bürgerkriegs in Syrien, die schlechte Sicherheitslage im kriegszerstörten Afghanistan sowie die sich zuspitzende Diskriminierung der ethnischen Gruppe der Roma und Sinti auf dem Balkan sind maßgebliche Gründe für den Anstieg. Zählte Krefeld Ende September 2011 noch rund 350 Asylbewerber, die Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhielten, so sind es zum gleichen Zeitpunkt 2012 bereits rund 520.
„Der Höchststand, der im Winter 2011/12 bei 470 Asylbewerbern lag, wird nun schon im Frühherbst deutlich überschritten — Tendenz weiter steigend“, sagt Schiffer. Vor allem Sinti und Roma suchten im Winter verstärkt in Deutschland Asyl, weil die Lebensbedingungen in ihren Heimatländern immer schwieriger würden. „Sie sind in erster Linie Wirtschaftsflüchtlinge und werden deshalb nach ein paar Wochen wieder abgeschoben.“
Die finanziellen Leistungen für Asylbewerber deshalb zu kürzen, wie es der Innenminister vorgeschlagen hat, hält er jedoch für einen Schnellschuss. Eher sollte die Politik über die Visabestimmungen nachdenken.
Die Schwankungen bei den Asylbewerberzahlen macht es schwierig, langfristig zu planen. Vier kleinere Übergangswohnheime gibt es derzeit noch in der Stadt, nachdem in der Vergangenheit große Einrichtungen mit bis zu 1000 Plätzen wie die an der George-C.- Marshall-Straße zugunsten dezentraler Unterbringung aufgegeben wurde. Der rapide Rückgang der Zuwandererzahlen in den vergangenen zehn Jahren begünstigte diesen Schritt.
In diesem Sommer hat die Verwaltung ein neues Konzept zur Unterbringung von Flüchtlingen dem Sozialausschuss vorgelegt. Danach sind mindestens 100 freie Plätze vorzuhalten. Dazu darf die Verwaltung kurzfristig zehn Wohnungen anmieten. Doch die Entwicklung überrollt die Planung. Laut Schiffer werde derzeit über weitere Unterbringungsmöglichkeiten nachgedacht.
„Keineswegs darf diese Entwicklung wieder zu einer Unterbringung in Sammellagern wie in den neunziger Jahren führen“, mahnt Christoph Bönders, sozialpolitischer Sprecher der Grünen. Auch die Stigmatisierung von Roma und Sinti hält er für fatal: „Kein Mensch verlässt ohne Not seine Heimat.“