Asyl Ausländerbehörde: Kaum Personal, keine Vernetzung

Mitarbeiter der Ausländerbehörde sind durch die Flut an Asylanträgen überfordert. Stadt kündigt bis Jahresende Veränderungen an.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Als Johannes Groß vergangene Woche in einer Diskussionsrunde facettenreich referierte, wie eine Ausländer- von der Ordnungsbehörde zur ersten Adresse für Willkommenskultur werden kann, hörten die Besucher der CDU-Veranstaltung im Rathaus gespannt zu.

Mit einer Powerpointpräsentation und den eigenen Erfahrungswerten von Umstrukturierungen in Chemnitz, Essen und Magdeburg zeigte der Senior Manager des imap-Instituts auf, wie sich die Bundesregierung künftig das Erscheinungsbild der Ausländerbehörden wünscht.

„Es sollen Willkommensbehörden entstehen, die kundenorientiert arbeiten“, erklärte Groß. Eine stärkere Vernetzung innerhalb der Behörden werde dazu ebenso benötigt, wie eine Vergrößerung des Teams, eine bessere Organisation von Terminen und eine Vereinfachung von internen Prozessen.

„Und ganz wichtig, die Veränderung ist Chef-Sache“, so Groß. Oberbürgermeister Frank Meyer hatte schon vor der Veranstaltung reagiert und erklärt, dass man bei den Überlegungen zur Neustrukturierung der Ausländerabteilung und des Fachbereichs Ordnung weiter vorangekommen sei, sich eine eigene Projektgruppe mit der zukünftigen Organisationsstruktur beschäftige und er bis zum Sommer Ergebnisse erwarte, eine abschließende Entscheidung soll aber erst am Jahresende fallen. Die Umsetzung der Maßnahme könnte aber frühestens 2017 erfolgen.

Wie dringend notwendig Veränderungen sind, beweisen dutzende wartende Menschen vor der Behörde am Hauptbahnhof nahezu jeden Abend ab Mitternacht. Sie alle wollen nur eins: endlich einen Termin. Bis die Ausländerbehörde um 8 Uhr ihre Türen öffnet, ist die Zahl der Wartenden oft auf zwischen 50 und 100 Menschen angewachsen. Doch nur rund ein Viertel von ihnen kommt auch dran. Der Rest wird weggeschickt — und kommt in der nächsten Nacht wieder.

Doch viele Asylbewerber können nicht ewig warten. Bei vielen läuft die Aufenthaltsbestimmung ab. So auch bei einem 33-jährigen Mann aus dem Irak, der in dieser Woche mehrere Nächte erfolglos ansteht.

Erst als sich die ehrenamtliche Flüchtlingshelferin Jenny Latz der Sache annimmt, wird dem Mann ein fester Termin für den kommenden Montag zugesagt. „Die Mitarbeiter in der Behörde trifft meiner Ansicht nach keine Schuld, viel mehr gibt es oftmals Probleme bei der Kommunikation unter den Ämtern“, sagt Latz.

Die Flut an Anträgen hat die Mitarbeiter längst an ihre Grenzen gebracht. Hinzu kommen zur Zeit urlaubs- und krankheitsbedingte personelle Engpässe.

„Für die Betreuung der zahlreichen Neukunden und schon erfassten Personen, die erneut vorsprechen möchten, ist auch insgesamt mehr Personal als die grundsätzlich vorhandenen Mitarbeiter erforderlich, so dass sich ein Bearbeitungsrückstand gebildet hat“, erklärt Stadtsprecherin Angelika Peters.

Dieser Rückstand soll jetzt mit „maß- und verantwortungsvollen Verlängerungen — beispielsweise im Bereich der Duldungen und Gestattungen — Rechnung getragen“. Zudem sollen kurzfristig auch ehemalige Verwaltungsmitarbeiter aushelfen. Zudem ist die Hälfte der Azubis des aktuellen Ausbildungslehrgangs für den gehobenen Verwaltungsdienst nach Abschluss der Prüfungen für den Bereich eingeplant.

Alle Maßnahmen sollen zusammen mit den Mitarbeitern diskutiert und entwickelt werden — auch über eine mögliche externe Begleitung werde nachgedacht. So könnte möglicherweise das imap-Institut, das im Auftrag der Bundesregierung bereits mehrere Behörden umstrukturiert hat, ein solcher Begleiter sein.