Betrügerische Handwerker steigen aufs Dach
Die Polizei warnt vor Arbeitern, die plötzlich vor dem Haus stehen und vermeintlich günstige Arbeiten anbieten.
Krefeld. Als es an der Tür klingelt und Erich Kleinschmidt (83, Name von der Redaktion geändert) öffnet, traut er seinen Augen kaum. An seiner Doppelhaushälfte in einer kleinen Straße in Bockum lehnen drei Leitern, Arbeiter machen sich am Dach zu schaffen. „Das ist undicht, die Pfannen sind porös“, erfährt er von dem Handwerker, der vor ihm steht. Für 1600 bis 1800 Euro würden sie alles auf der Stelle reparieren, sagt der Mann.
Kleinschmidt ist mit der Situation überfordert. „Ich glaube, er hätte den Auftrag erteilt, wenn nicht der Nachbar hinzugekommen wäre“, berichtet Kleinschmidts Sohn. Der Bewohner der anderen Doppelhaushälfte verwies den Trupp sofort des Geländes. Der stieg in seinen Wagen und fuhr davon.
Der ängstliche Blick aufs Dach verschafft allerdings keine Klarheit darüber, ob die Männer irgendeinen Schaden hinterlassen hatten. „Dass das Dach jetzt undicht sein könnte, dieses Risiko wollte ja auch keiner eingehen“, sagt der Sohn des Hausherrn. Also wird ein örtlicher Dachdecker hinzugezogen. Der erkennt zwar, dass die Arbeiter offenbar keine Schäden zurückgelassen haben. Er bescheinigt aber auch insgesamt tadellosen Zustand: „Ihr Dach ist in Ordnung.“
Dass reisende Handwerker versuchen, Hausbesitzer zu überrumpeln, erlebt die Polizei immer wieder. Ob es britische Teertrupps sind oder eben Dachdecker — „sie versprechen, günstig Schäden zu beheben, und hinterher wird’s meistens teuer“, sagt Polizeisprecher Acor Kniely. Meist seien gar keine Schäden vorhanden oder es werden, wie es möglicherweise auch im Bockumer Fall am Dienstag versucht wurde, erst noch Manipulationen vorgenommen.
„Oft werden die Arbeiten auch nicht fachgerecht ausgeführt“, erklärt Kniely. Er weiß von einem weiteren Fall einer Dachdeckerkolonne, der kürzlich bei der Krefelder Polizei angezeigt wurde. „Das Problem ist, dass die Arbeiter mit falschen Firmennamen und gefälschten Unterlagen arbeiten. Ihre Fahrzeuge stellen sie oft auch so ab, dass man sie nicht sieht und keine Daten notieren kann.“
„Uns hat der Krefelder Dachdecker erzählt, er wisse von mehreren solcher Fälle. Dabei soll es sich um ein Osnabrücker Unternehmen gehandelt haben“, sagt der Sohn des überrumpelten 83-Jährigen. Der hatte zwar in diesem Fall den Handwerker-Wagen gesehen, sich aber kein Kennzeichen notiert. Trotzdem rät die Polizei, bei solchen Vorfällen in einer Dienststelle Strafanzeige zu erstatten, so Kniely.