Bildung: Neue Wege an der Alten Flur
Ein neues Förderzentrum hilft jungen behinderten Menschen auf ihrem Weg in die Arbeitswelt.
Krefeld. Die Bodelschwingh-Schule geht neue Wege. In einem innovativen Förderzentrum für Erwachsenenbildung und Arbeitsvorbereitung wollen Schulleitung und Lehrerkollegium junge Leute nach der Schule auf ein Erwachsenenleben in all seinen Facetten vorbereiten. Diese sogenannte neue Berufspraxisstufe an der Alten Flur wird räumlich, inhaltlich und personell von der Stammschule an der Stettiner Straße getrennt eingerichtet.
Zwar hat die Arbeit im Gebäude der früheren Grundschule bereits im vergangenen Sommer begonnen. Schüler und Pädagogen werden jedoch erst im kommenden April oder Mai richtig durchstarten. „Dann wird der Haushalt von der Bezirksregierung genehmigt sein“, sagt Rainer Hendrichs, Leiter des Fachbereichs Schule. „Dann werden die räumlichen Voraussetzungen für die behinderten Schüler geschaffen. 1,8 Millionen Euro stehen dafür im Haushalt.“
Die Leitung der Schule mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung arbeitet mit Engagement und Begeisterung an den Inhalten des neuen Zentrums. „Wir wollen jungen Erwachsenen die Grundlagen für eine spätere berufliche Tätigkeit schaffen, sie fit machen für den ersten Arbeitsmarkt“, erläutern Schulleiter Frank Hoffmann und Elisabeth Völlings, seine Stellvertreterin. „Mädchen und Jungen ab der elften Klasse bis längstens zum 25. Lebensjahr werden das Zentrum besuchen.“
Die Berufsschule für Behinderte will mit Kooperationspartnern Netzwerke schaffen. „Wir suchen Firmen, die Praktikumsplätze anbieten“, so die Schulleitung. Die ersten beiden sind im städtischen Fachbereich Grünflächen bereits gefunden. Fachbereichsleiterin Doris Törkel hat eine im Botanischen Garten, eine zweite im Umweltzentrum bereitgestellt.
Völlings: „Ebenso wünschen wir uns Seniorberater, die den jungen Leuten mit Erfahrung und Geduld zur Seite stehen.“ Denn die Schüler sollen auch Firmen gründen und sie selbst verwalten, bis hin zur Kontoführung.
Ein erster Schritt auf dem Weg dorthin ist auf dem Schulhof bereits sichtbar: In Handarbeit hergestellte Holzmöbel für die Terrasse. Hoffmann: „Sie sollen verkauft werden, um den Erlös wieder einsetzen zu können.“
Unterrichtsschwerpunkte werden Holz- und Metallarbeit, Hauswirtschaft, Gartenbau und Landschaftspflege, Textilarbeit sowie Bau- und Reparaturtätigkeiten sein. „Wir brauchen für den Unterricht dringend noch einen Koch und einen Gärtner“, sagen die Schulleiter.
Im Zentrum soll es nicht nur ums Handwerk gehen, sondern es soll auch Hilfestellung zu den Themen des Erwachsenenlebens wie Freizeit, Wohnen und Partnerschaft geben. „Die Förderung von Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit steht bei uns obenan.“
Die ersten Erfolge sind schon sichtbar, auch wenn der Betrieb noch gar nicht komplett läuft. „Wir haben hier keine Probleme mit der Disziplin. Keiner missachtet die Freiräume.“
Wenn alles fertig ist, werden rund 80 Kinder in fünf bis sechs Klassen das neue Zentrum besuchen. Es wird vornehmlich den Kindern der Bodelschwingh-Schule zur Verfügung stehen, bei Bedarf aber auch für Absolventen anderer Förderschulen offen sein.
Eine Kooperation mit der Gerd-Jansen-Schule des Landschaftsverbandes Rheinland am Luiter Weg mit Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung wird angestrebt.