Bistum: „Die Kirche muss raus aus der Defensive“

Die menschliche Würde soll wieder mehr im Mittelpunkt stehen, sagt Elmar Nass beim Neujahrsempfang der Region.

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Krefeld. „Je suis Charlie“, die humanitäre Aussage gegen den Angriff auf die Meinungsfreiheit, entwickelt Professor Elmar Nass in seinem Vortrag beim Neujahrsempfang der Region Krefeld/Meerbusch zum kirchlichen Bekenntnis „Ich bin Christ“. Der katholische Theologe, der in Krefeld aufwuchs und an der evangelischen Hochschule Fürth lehrt, referiert vor 150 Gästen in Pax Christi. Im Vortrag „Der Weg der Kirche ins Herz unserer Gesellschaft“ provoziert er gerne.

Auftrag der Kirche sei es, die Gesellschaft zu stärken in der Verantwortung vor Gott. „Die Kirche ist jedoch sehr schwach, verstrickt in eigene Probleme. Es wird viel von Aufbruch geredet, ich sehe eher Abbrüche, so wie in den Zahlen der Kirchenaustritte.“ Es müsste einen Aufschrei geben, denn die Gläubigen fühlten sich immer weniger in ihrer Kirche zu Hause.

„Die Kirche ist in der Defensive, wie kommt sie heraus?“, fragt er. „Bestimmt nicht durch politische Themen wie soziale Gerechtigkeit oder Umweltschutz. Es muss bewusst gemacht werden, dass das Eigentliche die menschliche Würde ist.“

Es dürfe keine Aus- und Abgrenzung geben zwischen Klasse oder Rasse, arm und reich, behindert oder nicht. Er plädiert für den Geist des Miteinanders. Die Scharia sei mit der Würde des Menschen unvereinbar. Nass: „Wir müssen den Dialog mit den Vertretern suchen, die den Reformislam vertreten und sie unterstützen.“ Lange anhaltender Applaus ist ihm sicher.

Lothar Zimmermann, der Vorsitzende des Katholikenrates, freut sich über die Vertreter der unterschiedlichsten gesellschaftlichen Gruppen. „Auf diese Weise zeigen sie, dass ihnen die Verbindung mit unserer Kirche wichtig ist“, erklärt er.

Vor dem Hintergrund des Attentats in Paris habe er sich die Frage gestellt, ob man die Flüchtlingssituation — wie es sie auch in Krefeld gebe — nicht von einer anderen Seite betrachten müsse. Nämlich nicht unter dem Gesichtspunkt der ,armen, hilflosen Menschen, denen wir großzügig helfen‘, sondern darunter, welche Chancen sich uns dadurch bieten, dass wir Menschen kennenlernen, die wir sonst nicht kennengelernt hätten.

„Wir machen auch unser Leben sicherer, wenn wir durch den Einsatz für Flüchtlinge unseren Mitmenschen deutlich machen, dass sie angenommen und geschätzt werden. Das gilt für alle Menschen, für Flüchtlinge und Ausländer aber in besonderer Weise.“