Schwelgen in Gold und Silber
Fabienne von der Hocht hat ihren Meister in Kirchenmalerei gemacht und arbeitet nun wieder in väterlichen Malerbetrieb in Krefeld.
Oppum. Die Heilige Appolonia trägt ein blausilbernes Untergewand, einen goldenen Mantel mit leuchtend rotem Futter, eine Krone und ihre Märtyrer-Palme — sie ist das Meisterwerk der Kirchenmalerin Fabienne von der Hocht. Die junge Frau hat ihren Meister im vergangenen Sommer in München bekommen — für fünf ausgezeichnete Arbeiten aus den verschiedenen Bereichen dieses Handwerks.
Die prächtige Heilige ist nur ein Teil davon. Außerdem hat von der Hocht eine Maserierung angefertigt: Eine mdf-Platte weist nun vier verschiedene Holzmaserungen auf, die die Wirklichkeit getreu nachahmen. Eine zweite Platte hat sie mit einem Rankenwerk bemalt. Je weiter man davon zurücktritt, desto plastischer wird es: „Es ist eine Illusionsmalerei“, sagt Fabienne von der Hocht. Besonders beeindruckend ist auch eine vergoldete Platte mit eingepunzten Granatäpfeln.
Sämtliche Werke hat die Oppumerin in der Prüfungsphase von 14 Tagen angefertigt; allein die Grundierungen (mit Leim und Kreide) durfte die Kirchenmalerin vorbereiten. Und für alle Stücke brauchte sie auch originale Vorlagen, die sie sich langfristig — und sehr gut organisiert — gesucht hat.
Das Thema war Gotik. Mit dem Rankenwerk hat die Mittzwanzigerin einen Zeitsprung gemacht und ein Vorbild aus der Neogotik gewählt. Das Original der Heiligen steht in einer kleinen Kirche im Schwangau. Ein Holzschnitzer, der mit der Meisterschule zusammenarbeitet, hatte die Appolonia mit ihr zusammen in St. Coloman angeschaut und ihr dann eine Figur aus Lindenholz geschnitzt.
Fabienne von der Hocht trug sieben Schichten Kreidegrund auf und glättete anschließend mit dreierlei — immer feinkörnigerem — Schleifpapier jeden Faltenwurf und jede Körperrundung „Gold verzeiht nichts“, sagt Fabienne von der Hocht, „jede Unebenheit ist unter dem Blattgold zu erkennen.“
Für das Vergolden des Mantels brauchte sie dann in der Prüfungszeit drei Tage. Beim Untergewand versilberte sie die Partien zuerst, dann entwickelte sie mit verschiedenen Pigmenten ein Blau, das auf dem Silber haftet, sich aber so herunterkratzen lässt, dass die untere Schicht nicht beschädigt wird. Dann wurde das Muster aufgepaust und mit einem Radierholz herausgekratzt.
Für die Maserierungsarbeiten wird übrigens Bier verwendet: „Während der Prüfung standen überall Bierflaschen herum“, sagt sie und fügt augenzwinkernd an, „ausschließlich für Prüfungsaufgaben zu verwenden“.
Fabienne von der Hocht gehört mit ihrem Zeugnis zu den drei Besten der Meisterklasse 2014. Damit hat sie ihre Zeit in Bayern abgeschlossen: „Ich wollte gerne in meine Heimat zurück“, sagt sie. Im Oktober ist sie in den väterlichen Malerbetrieb eingetreten. Ihre in vier Jahren erworbenen Fachkenntnisse will sie anwenden und übertragen: „Ich möchte die historischen Techniken für Restaurierungen nutzen und mein Wissen ins Moderne projizieren“, sagt sie.“ Ihren ersten Auftrag hat sie schon ausgeführt: „Ich habe in einem Badezimmer zwei Nischen komplett versilbert“, sagt Fabienne von der Hocht.
Wer sich ein Bild von ihrer Arbeit machen möchte, kann das zu Pfingsten auf dem Linner Flachsmarkt: „Ich bin eingeladen worden, meine Arbeit dort vorzustellen“, sagt sie. Ob sie die schöne Appolonia mitnimmt, steht allerdings noch nicht fest. „Sie ist doch sehr empfindlich.“