Burg mit Doppelturm und Wassermonstern

Bei einem Foto-Projekt entdecken Kinder und Jugendliche das Museum in Linn neu und arrangieren ihre eigene Ausstellung.

Linn. Ein ungewohntes Bild offenbart sich beim Blick in den Schaukasten von Felix: Eine Burg Linn mit zwei Türmen und blauen Wassermonstern, die aus dem Wassergraben empor kriechen, sind auf einem Foto des Elfjährigen zu sehen. „An einem Tag des Projekts waren wir in der Volkshochschule und haben den Umgang mit einem Bildbearbeitungsprogramm gelernt“, erklärt Felix.

Doch die digitale Illusion ist nicht die einzige kreative Idee des Elfjährigen. Er hat auch noch seine Version von einem etwas anderen Museum umgesetzt. „Das ist ein Freilichtmuseum. Hier habe ich Säulen der Burg Linn verarbeitet“, sagt Felix und zeigt auf eine aus Pappe gebastelte Plattform, die durch eine Wendeltreppe zu erreichen ist. Eine in dem Schaukasten angebrachte Lampe rückt seine selbstgeknipsten Bilder, die rund um das Plateau angebracht sind, ins rechte Licht. Neben der modifizierten Version der Burg, gibt es Rüstungen und Helme zu sehen, die Felix fotografiert hat.

Foto: Dirk Jochmann

„Der Umgang mit Handy und Digitalfotografie ist den Jugendlichen vertraut. Wir wollen ihnen mit dem Projekt einen frischen und kreativen Zugang zum Museum bieten. Die Teilnehmer können das Museum kennenlernen und neu entdecken“, sagt Gabriele Grimm-Piecha. Sie ist freie Mitarbeiterin beim Museum der Burg Linn und hat das Projekt „MuSEHen. Mach dir ein Bild von (d)einem Museum!“ zusammen mit Museumspädagogin Larissa Konze initiiert und durchgeführt. Nun wurden rund 18 individuell gestaltete Foto-Schaukästen im Linner Museum präsentiert. Diese haben Kinder und Jugendliche des Jugendtreffs Linn4You und des Jugend- und Stadtteilhauses Schicksbaum angefertigt.

Auch der Schaukasten von Til steht neben einem eindrucksvollen Rheinkahn aus dem neunten Jahrhundert im Erdgeschoss des Museums. Seit September war der 13-Jährige zusammen mit neun weiteren Teilnehmern vom Jugendtreff „Linn4You“ regelmäßig im Museum und der Burg Linn mit der Kamera unterwegs. Ein alter goldener Ring aus der Schmuckabteilung, Rüstungen und Waffen sind an den Pappwänden seines Schaukastens zu sehen. Den Reiz seiner Box macht jedoch die Szenerie aus. „Es soll wie ein altes Gebäude wirken. Deswegen sind die Wände braun und mit Holznägeln versehen“, sagt Til. Die gesamte Rückwand der Box ziert ein zumindest alt wirkendes Notenblatt. Auf dem Boden steht ein kleiner Stahlhelm und quer durch den Kasten ragt ein von oben hineingestoßenes Schwert. Dabei handelt es sich aber nicht um wertvolle Ausstellungsstücke. „Der Helm und das Schwert sind von mir“, erklärt Til.

Auch Valentino erzählt begeistert von den außergewöhnlichen Möglichkeiten während des Projektes. „Wir durften uns das Magazin des Museums anschauen und haben die Waffenkammer besichtigt“, sagt der 13-Jährige. Bei seinem Schaukasten hat sich Valentino auf Messer, Geld und die Burg konzentriert. „Es ist toll, dass es die Menschen früher schon geschafft haben, so tolle Messer herzustellen“, sagt er begeistert.