„Ich fand immer total gemein, dass mein großer Bruder Tim zur Kommunion gehen durfte und ich nicht“, sagt Mia Wehren. Für das neunjährige Mädchen aus Hinsbeck hat das Warten am Sonntag, 27. April, endlich ein Ende: Dann darf Mia zum ersten Mal in der Gemeinde St. Peter in Hinsbeck zur Kommunion gehen. Darauf freut sie sich riesig.
„Eigentlich kann ich mir ja auch Esspapier kaufen und es rund ausstechen“, überlegt Mia pragmatisch. Aber in den vergangenen neun Monaten hat sie bei der Erstkommunion-Vorbereitung natürlich begriffen, dass es bei der Kommunion um mehr geht als ein Stück Esspapier.
Jeden Freitag hatte Mia in ihrer Vorbereitungsgruppe zusammen mit sechs anderen Kindern eine „Glaubens-Erlebnis-Stunde“, wie Ralf Schröder sagt, der zusammen mit Lucia Traut die Vorbereitung der Kinder in Lobberich und Hinsbeck auf die Erstkommunion organisiert. Aber auch drei Katechetinnen haben sich darum gekümmert, den sieben Kindern den christlichen Glauben anschaulich zu vermitteln. Eine der drei Frauen ist Mutter eines Kommunionkindes, eine andere Oma und eine dritte arbeitet schon seit Jahren ehrenamtlich mit.
Auch Ralf Schröder verbringt ehrenamtlich jede Woche viele Stunden mit der Vorbereitung der Kommunionkinder. Warum der 59-Jährige seit über zehn Jahren ein verlässlicher Kümmerer ist? „Ich bin schon seit meinem 15. Geburtstag in der Gemeinde aktiv“, sagt Schröder. Er ist überzeugt: „Der Glaube ist etwas, was uns eine ganze Menge geben kann. Aber die Botschaft muss den Menschen vermittelt werden.“ Eine eigene Familie sei ihm immer sehr wichtig gewesen, sagt der Vater von vier erwachsenen Kindern. Sonst hätte er sich auch gut vorstellen können, selbst Priester zu werden. „Für die Arbeit mit Kindern sind eigene Erfahrungen als Vater aber durchaus hilfreich“, sagt er.
Mia ist immer sehr gerne zu den Vorbereitungsstunden gegangen – auch weil sie die beiden Kommunion-Detektive Johnny und Amanda und die Kirchenmaus Piet sehr cool findet. Diese Figuren, die der Kreativität von Schröders Kollegin Lucia Traut entsprungen sind, haben die Kinder bei jeder Stunde begleitet und ihnen die Lerninhalte näher gebracht. Mia kann nun sagen: „Nächstenliebe finde ich gut. Außer bei blöden Schulkameraden.“ Auch Jesus findet sie prima und alles, was er getan hat. Eines stellt die Neunjährige allerdings klar: „Ich hätte mich nicht einfach so kreuzigen lassen, ich wäre weggelaufen.“ Und dafür führt sie auch einen Grund an, über den man erst mal nachdenken muss: „Jesus wurde damals dringend gebraucht. Warum ist er nicht woanders hingegangen, wo er hätte helfen können?“
Ralf Schröder sagt den Kindern zur Kreuzigung: „Das war hart und grausam. Aber danach ging es bei Jesus erst richtig los.“ Ihm ist wichtig, Kindern den Glauben nicht vom hohen Sockel herunter zu vermitteln. Sondern er will zeigen, „was das für coole Geschichten von Jesus sind“.
Schröder, der seit vielen Jahren die Kinder auf dem Weg zur Erstkommunion begleitet, hat dabei eine Entwicklung beobachtet: „Die Kinder denken eigenständiger als vor zehn Jahren.“ Aber er stellt auch klar: „Die Konzentration mancher Kinder ist heute auf eine Spanne von fünfzehn Minuten begrenzt. Wenn es dann nicht kracht, fangen sie an, sich zu langweilen.“ Wenn Schröder einen Durchhänger bemerkt, fragt er sich zuerst, was er spannender vermitteln kann. Aber er gibt auch zu bedenken: „Wer Fußball spielen will, muss dafür auch trainieren.“
Mia jedenfalls ist sich durch die Vorbereitungsgruppe klarer geworden, was sie persönlich mit dem Glauben verbindet. „Gott ist für mich wie Papa und Mama. Und meine beiden Kaninchen Karotte und Gretel, weil ich die alle so lieb habe.“ Und ihr großer Bruder Tim? Da lacht das Mädchen. „Naja, wie Jesus ist der für mich nicht gerade. Dafür zanken wir uns zu viel.“