Für die achtjährige Mia ist es ganz selbstverständlich, mit Gießkanne und Schubkarre übers Feld zu gehen. Sie hilft ihren Eltern Georg und Bianca Hoerschgens gerne, alle Parzellen für die neue Saison vorzubereiten. Denn die beiden sind gerade kräftig dabei, die 40 oder 80 Quadratmeter großen Parzellen für den Erntestart vorzubereiten. Der ersehnte Regen der letzten Tage tat ein Übriges, so dass die kleinen Pflänzchen sich bald an die frische Luft trauen.
Eingesät werden vorab zum Beispiel Kürbis, Zucchini, Porree, Brokkoli, Blumenkohl, Grünkohl, Wirsing, gelbe Zwiebeln, Strauchbohnen, Möhren, Erbsen, Kartoffeln, Eisbergsalat oder Spitzkohl. Ein Teil der Parzelle bleibt frei, so dass die Hobbygärtner eigene Kräuter oder Gemüse pflanzen können. Die Übergabe der Gärten erfolgt Ende April. „Die Zuteilung der einzelnen Flächen ist immer so ein bisschen wie Tetris spielen“, lacht Bianca Hoerschgens. Denn es hätten sich über die vergangenen vier Jahre bereits gärtnerische Freundschaften entwickelt, so dass die eine Familie wieder gerne neben der anderen den Sommer verbringen wolle, die andere wolle nahe am Wassertank sein, die nächste nahe am Tor, die dritte will eine Bank zum Ausruhen.
„Wir vermitteln übrigens auch Mit-Gärtner, falls jemand einen Garten pachten, diesen aber nicht alleine bewirtschaften will.“ Denn weil die Ernte in den bisherigen Jahren so immens groß war, hätten viele gelernt, dass es gut sei, noch Mit-Gärtner zu haben. „Einige haben ja die Salatköpfe und Gemüse in Schubkarren hier rausgeholt“, erinnert sich Georg Hoerschgens strahlend. Natürlich werde auch gespendet, so dass zum Beispiel auch die Tafel von der großen Ernte der Osterather Hobby-Gärtner profitiere.
Aber eigentlich könne man mit der ganzen Familie den ganzen Sommer gut von der eigenen Ernte leben, erzählt Sabine Kirschmann, die gerade mit ihrem Hund vorbeispaziert. Sie ist bereits „Stammkundin“ für einen Mietergarten, ihre Kinder kämen gerne mit raus und fassen mit an. „Allein Kartoffeln zu ernten, erinnert uns manchmal an eine Schatzsuche.“ Apropos Kartoffeln: In der Osterather Natur erleben die Kinder dann auch, dass schon mal ein Kartoffelkäfer große Gefahr für die Knollen sein kann, beziehungsweise sie nicht so groß wachsen lässt.
Zwei Drittel der Mieter sind Stammkunden, unter ihnen auch eine Kindergartengruppe. Ein Drittel der Interessenten sei zum ersten Mal dabei. Unter allen Mietern herrsche immer eine gute Stimmung, so Bianca Hoerschgens. „Das finde ich eigentlich das Schönste: dass das hier auch einen sozialen Faktor hat.“ Hier träfen sich Menschen aus allen Berufsgruppen, plaudern über Bohnen, Salat und das Wetter, tauschen sich auch über Rezepte aus und geben sich Tipps für die Ernte.
Ist es eigentlich günstiger – unter dem Aspekt der Inflation betrachtet – selber anzubauen? Kirschmann überlegt: „Eigentlich ja, aber wenn man die Arbeitsstunden mit eingerechnet, vielleicht nicht mehr.“ Denn es sei schon viel Zeit, die man im Garten verbringen müsse, um alles sauber zu halten, zu beobachten, Unkraut zu jäten und letztendlich zu ernten. „Man muss es mögen“, lacht Kirschmann und freut sich schon mit ihren Kindern, auf einen hoffentlich nicht so verregneten Sommer wie im vergangenen Jahr. Zur Belohnung gibt es übrigens für alle erst ein Kartoffel-, dann ein Erntedankfest. Und alle erleben eine neue Erfahrung, ist sich Bianca Hoerschgens sicher: „Wer hier mal gepflanzt und geerntet hat, erfährt eine neue Wertschätzung für Gemüse und Kräuter und wirft weniger weg.“ Sabine Kirschmann bestätigt: „Wir haben ganz viel aus unserer Ernte eingefroren, so dass wir es dann auch später noch verwenden konnten.“
Info Mietergärten, Bommershöfe 3, Kosten 230/400 Euro pro Jahr; weitere Infos unter www.ackergemuese.de