„Ohne das Birgittenkloster wäre Kaldenkirchen unbedeutender gewesen“, betont die Vorsitzende des Bürgervereins Kaldenkirchen, Elvire Kückemanns. Die Gründung dieses Birgittenklosters erfolgte 1625, also vor 400 Jahren. Daran erinnert nun ein Arbeitskreis aus Mitgliedern des Kirchbau-Fördervereins der Pfarre St. Clemens, des Kirchenvorstands und des Bürgervereins Kaldenkirchen, die vom 26. April bis zum 25. Mai mit Führungen und Vorträgen 400 Jahre Birgittenkloster feiern.
Das Festprogramm beginnt am 26. April um 19.15 Uhr mit einem Kurzvortrag und anschließendem Sektempfang in der Pfarrkirche St. Clemens. Hierzu gibt es von Samstag, 26. April, bis Sonntag, 25. Mai, eine Offene Kirche mit einer Ausstellung zum Kloster und zur Klosterbibliothek. Mit Stadt- und Klosterführungen, Beginn ist jeweils um 18 Uhr und Treffpunkt ist am Haupteingang der Pfarrkirche am Dienstag, 29. April, Mittwoch, 7. Mai, Dienstag, 13. Mai und Mittwoch, 21. Mai, wird das Festprogramm fortgesetzt. Informationen zur Heiligen Birgitta von Schweden (1302-1373), zur Klostergründung und der Auswirkungen auf die Entwicklung Kaldenkirchens gibt es in einer Vortragsreihe (Beginn jeweils 19.30 Uhr in der Pfarrkirche St. Clemens) am Mittwoch, 30. April, Dienstag, 6. Mai sowie Samstag, 17. Mai. Ein weiterer Vortrag hierzu am Sonntag, 4. Mai, beginnt um 10.45 Uhr in der Pfarrkirche.
1625, mitten im 30-jährigen Krieg, wurde in Kaldenkirchen der Convent „Mariae Fructus“, Maria Frucht gegründet, eine späte Niederlassung des Birgittenordens am Niederrhein. Es war eine gegenreformatorische Maßnahme, die von Wolfgang Wilhelm Herzog von Jülich und der spanischen Infantin Isabella Clara Eugenia, der Generalstatthalterin der spanischen Niederlande, zur Stärkung des katholischen Glaubens unterstützt wurde. Denn gerade in Kaldenkirchen gab es damals eine ernst zu nehmende reformierte Gemeinde.
Das Kloster wurde vom Kloster Marienbaum bei Xanten gegründet. Entsprechend den Regeln der schwedischen Ordensgründerin Birgitta (1302-1973) wurde es als Doppelkloster errichtet, Ordensschwestern und Ordensbrüder waren in getrennten Häusern zu einer frommen Gemeinschaft vereinigt. Geleitet wurde das Kloster von einer Priorin, Schwestern und Brüder unterstanden also einer Frau. Nachdem das Kloster das Patronatsrecht erhalten hatte, entsandte das Kloster Marienbaum 1625 als neuen Pastor von Kaldenkirchen Jakob Haen. Durch Erwerb und Schenkung von Land wurde das Kloster sehr groß, und reichte von der Pfarrkirche bis zur heutigen Bahnhofsstraße.
Mit der Säkularisation 1802 wurde das Kloster aufgelöst. Die dort noch lebenden 16 Männer und 6 Frauen mussten den Ort verlassen, Einrichtung und Vermögen wurden versteigert. Prior Peter Pülgers (1752-1824), gleichzeitig Pastor von Kaldenkirchen, blieb aber Ortspfarrer. Da er mit List die wertvolle Bibliothek als Kircheneigentum, nicht dem Kloster zugehörig, deklarierte, blieb diese erhalten. „Diese Bibliothek mit Büchern aus dem 16. bis 18. Jahrhundert ist heute die wertvollste Hinterlassenschaft des Klosters und kulturgeschichtlich das wichtigste Vermächtnis der ehemaligen Kaldenkirchener Birgittinnen“, sagt Kückemanns. Diese Bibliothek mit circa 1000 Bänden wird bei den Führungen der Festtage „400 Jahre Birgittenkloster“ erstmals in die Stadtführungen einbezogen. Als wertvollste Bücher werden mehrere Bibelausgaben des 16. Jahrhunderts angesehen.
Vom ehemaligen, 1802 aufgelösten Birgittenkloster sind heute nur wenige Gebäude in anderer Nutzung erhalten. Das 1663 erstellte Haus der Ordensbrüder dient heute als Pastorat der katholischen Pfarrgemeinde St. Clemens, im Haus der Ordensschwestern befindet sich der Kindergarten Brigittenheim, auch das heutige Grüters Haus, früher Teil des Klosters, blieb erhalten.
Die Klosterkirche, die heutige Pfarrkirche St. Clemens, erhielt Ende des 19. Jahrhunderts ein neues Kirchenschiff. Beim Abbruch eines alten Seitenschiffes stieß man auf eine Gruft mit gemauerten Einzelgrüften. Hier fand man zehn Gräber mit sehr gut erhaltenen Leichen früherer Nonnen des Klosters. Die Leichen waren gut erkenntlich, mehrere hatten noch ein Kränzchen auf dem Haupt, ein Skapulier auf der Brust und einen Rosenkranz in der Hand, selbst die Schuhe mit Schnüren waren noch vorhanden. Unter dem Einfluss der Luft zerfielen die Leichen jedoch zu Staub.