Nach Unfall in Leuth Der Schwarze Herrgott ist zurück

Nettetal-Leuth · Das Wegekreuz an der Heronger Straße steht wieder an seinem gewohnten Platz. Nach wilder Verfolgungsjagd wurde es 2022 umgefahren. Doch die sagenhafte Geschichte des Kreuzes reicht mindestens zurück bis zu den Zeiten Napoleons.

Am Sockel erkennt man an der helleren Farbe die Bruchstelle.

Foto: Uli Rentzsch

Was jetzt noch fehlt, ist die Zusage Gottes, dass der restaurierte Schwarze Herrgott etwas Gutes ist. Diese Segnung des wieder in Form gebrachten Wegekreuzes wird, so ist der Plan, Pfarrer Benedikt Schnitzler am Ostermontag, 21. April, nach der Messe in Leuth vornehmen. Um 11.15 Uhr beginnt die Messe, der Kirchenchor St. Lambertus wird singen, anschließend gehen alle Interessierten den Weg entlang der Kirschblüten bis zum äußersten Ende der Heronger Straße, kurz vor der Einmündung in die Geldrische Straße. Der Verkehrs- und Verschönerungsverein (VVV) Leuth lädt zu einem kleinen Umtrunk direkt am Schwarzen Herrgott ein.

Über drei Jahre sind nun vergangen, als dieses Wegekreuz bei einem Unfall umgefahren wurde. So endete eine wilde Verfolgungsjagd, die für kinoreife Szenen im Erholungsort Leuth gesorgt hatte. Die Autobahnpolizei Hilden hatte den 4. Dezember 2022, 20.45 Uhr notiert: Bei einer Kontrolle auf der A3 sollte ein BWM überprüft werden. Der Fahrer wählte unter allen Möglichkeiten die Flucht: Duisburg und Kempen ließ er links liegen, ausgerechnet auf der Heronger Straße in Leuth verlor er die Kontrolle über sein Fahrzeug. Er rammte den Schwarzen Herrgott um. Die Bilanz: die Feuerwehr mit 30 Mann im Einsatz, Rettungswagen vor Ort, ein stark beschädigter BMW, der 24-jährige Fahrer und seine 17-jährige Beifahrerin leicht verletzt. Die beiden hatten noch versucht zu fliehen, konnten aber gestellt werden. „Überall Blaulicht, ein Hubschrauber über Leuth, was war denn hier los, sind wir hier in Chicago?“, erinnert sich der Leuther Björn Rudakowski, der unweit von der Unfallstelle wohnt.

Und: Der Schwarze Herrgott wurde quasi entwurzelt. Karl-Heinz Heydhausen, Vorsitzender des VVV, Ortsvorsteher Willi Ridder (CDU) und Björn Rudakowski, zweiter Vorsitzender des VVV, erinnern an eine Legende, die um den Schwarzen Herrgott rankt. Auf der Internetseite des Stadtteils Leuth ist zu lesen: „Der schwarze Herrgott, im Volksmund ,dö schwoarten Herrjott’ genannt, ist ein Pestkreuz aus Eifeler Basalt und Tuffgestein aus dem 17./18. Jahrhundert.“ 1798 sei das Mahnmal von französischen Soldaten, unter der Führung von Napoleon, mit Pech bestrichen worden. Darauf sei die Pest unter den Soldaten ausgebrochen. Vergeblich hatten sie versucht, das Wegekreuz aus dem Boden zu holen und umzuwerfen. „Eine Legende“, bestätigt Willi Ridder noch einmal und schmunzelt. Napoleon habe nach Moskau gewollt, und habe sich ausgerechnet am Leuther Schwarzen Herrgott gestört, na ja, fragt sich Björn Rudakowski. Die dunkle Farbe sei eher typisch für den Basaltstein – wie an vielen Kirchen zu beobachten ist, ergänzt Willi Ridder.

Über die Stifter des Kreuzes gibt eine Inschrift auf der Säule Auskunft: „Gerhard Schink und Johannes Molanus geben dieses Kreuz. Gebt so wird euch gegeben. Luc(as)“. Bei letzterem Stifter handelt es sich um den 1713 in Hinsbeck geborenen und seit seiner Jugend in Leuth lebenden Priester Johann Wienand Molanus (Müllers), der seit seiner Priesterweihe 1749 bis zu seinem Tod 1793 die Leuther Vikarie „zur schmerzhaften Mutter“ innehatte.

Der Schwarze Herrgott steht nun also wieder an seinem Platz – am Straßenrand der Heronger Straße. Ein städtisches Grundstück? Nein, Eigentümer ist Michael Wefers. Nachdem das Wegekreuz für einige Zeit auf dem Nettetaler Bauhof gelagert wurde, kam es in Wefers’ Obhut. Es gab Klärungsbedarf: die Untere Denkmalschutzbehörde, die ihre Zeit brauchte, ein Steinmetz, der sich Zeit für diese Arbeit nehmen konnte und auch die Zustimmung der Versicherungen. „Nun steht der Schwarze Herrgott wieder da, wo er hingehört“, sagt Michael Wefers. Das Wegekreuz wurde am Sockel verklebt und verschraubt, einige Einzelteile wurden ebenfalls verklebt. Die Arbeiten hatte die Firma Lindholm in Erkelenz übernommen. „Wir sind Michael Wefers für seine Initiative sehr dankbar“, betonte Karl-Heinz Heydhausen, schließlich sei der Schwarze Herrgott ein Wahrzeichen für Leuth.