Graswurzeljournalismus und Blutbuchen

Die Westdeutsche Zeitung hat die Macher der Linner Bürgerpost besucht.

Foto: DJ

Linn. Sie wollen nah am Bürger sein und ihm, wenn nötig, als Sprachrohr dienen. Rund um den Gründer der Linner Bürgerpost Hubert Jeck beteiligen sich zehn weitere ehrenamtliche Mitarbeiter an Themenfindung, Recherche, Textarbeit und Layout.

Die letzte Ausgabe des Jahres ist so gut wie im Kasten. Bevor sie gedruckt wird, geht es abschließend darum, Bilder einzufügen, Platz für noch fehlende Artikel einzuplanen und Korrektur zu lesen. „In den letzen zwei Monaten vor Erscheinen treffen wir uns einmal pro Woche“, sagt Hubert Jeck, der auch den Raum im Obergeschoss seines Café Konkurs zur Verfügung stellt.

Ob die Fällung der alten Blutbuche im Greiffenhorstpark, Mülltonnen aus Plastik, die nicht ins Straßenbild passen oder Lärmbelästigung aufgrund der durch den Stadtteil führenden Bahntrasse — das Redaktionsteam der Bürgerpost will sich mit aktuellen Linner Themen auseinandersetzen und Stellung im Sinne der Bürger beziehen.

„Wichtig ist uns, dass wir unparteilich agieren und nah am Linner Bürger sind“, sagt Redaktionsmitglied Marcus Ripkens.

Dabei werden die Inhalte des handlichen Heftes heiß diskutiert. „Es wird manchmal heftigst darum gerungen, was in unseren Artikeln steht“, sagt Otmar Sprothen. Wegen seiner Tätigkeit als Journalist ist er der Experte des Redaktionsteams. Das Besondere bei der redaktionellen Arbeit für die Linner Bürgerpost sei, so Sprothen: „Unter unseren Texten wird kein Autor namentlich erwähnt.“ Damit solle Geschlossenheit demonstriert werden. Alle Texte würden vom gesamten Team abgesegnet. „Das ist gelebte Basisdemokratie“, sagt Marcus Ripkens schmunzelnd.

Weniger heiß diskutiert, sondern viel mehr heiß gegessen wird bei der Serie von Keld Matthiesen. Der gelernte Koch besucht für jede Ausgabe eine Küche im Stadtteil. Dabei ist er auf der Suche nach neuen Linner Gerichten, um sie in der Bürgerpost vorzustellen: „Es ist immer sehr spannend, zu hören, was die Leute zu ihren Gerichten erzählen. Für die aktuelle Ausgabe stand ich zusammen mit vier Generationen einer Familie in der Küche. Wie früher wurde gemeinsam gekocht und gegessen.“

Doch nicht nur der Koch der Linner Bürgerpost darf von den Linner Spezialitäten kosten. Einmal im Monat wird „Linn kocht“ veranstaltet. Dann kann ein zuvor vorgestelltes Gericht im Café Konkurs gekostet werden. Natürlich wird auch dieser Anlass genutzt, um über das aktuelle Linner Tagesgeschehen zu diskutieren.