"Ein Leben ohne die Geismühle ist für mich nicht möglich"
Franz-Josef von der Hocht tritt nach zehn Jahren Amtszeit nicht mehr zur Wahl als Vorsitzender des Bauvereins an.
Krefeld. Die Anfänge der Rettung des historischen Mühlenturms sind Franz-Josef von der Hocht noch immer so gegenwärtig, als wären sie erst vor kurzem passiert. „Es hat in der WZ ein Foto von der Geismühle gegeben. Um die Mühle war ein Bauzaun mit einem Schild, das vor Einsturzgefahr warnte.“ „Da habe ich mir am nächsten Tag einen Termin beim Oberbürgermeister geholt“, erinnert sich der engagierte Mühlen-Freund. „Das machen wir nicht mit. Wir lassen die Mühle nicht weiter abbrechen.“ Und er erzählt weiter: „Der Mühlenberg zu Füßen der ruinösen Windmühle war zugewachsen wie ein Urwald.“ Schnell hatte er Mitstreiter für den Erhalt und die Sanierung der Geismühle gefunden.
Zwanzig Oppumer Bürger, die später die „Mühlenspechte“ genannt wurden, krempelten nicht nur die Ärmel hoch, sondern sie begannen, erst einmal die Eigentumsverhältnisse zu klären. „Damals wie heute ist die Geismühle Eigentum der Stadt und der Bauverein hat das Nutzungsrecht“, sagt Franz-Josef von der Hocht. Das bedeutete für den Bauverein Geismühle Krefeld-Oppum, der am 13. Mai 2004 gegründet wurde, viel handwerkliche Arbeit.
Für den nun scheidenden ersten Vorsitzenden des Bauvereins Franz-Josef von der Hocht ist die Zeit der letzten zehn Jahre eine wichtige in seinem Leben geworden. „Die Mühle ist mir ans Herz gewachsen. Wenn ich Sorgen habe, setze ich mich im Dunkeln auf eine Bank, wenn die Mühle angestrahlt wird. Das ist gut für die Seele eines Menschen.“ Wenn er von den Aktivitäten zur Rettung der Mühle aus dem Jahr 1742 erzählt, kommt dem Vorsitzenden das Wort „ich“ nicht über die Lippen. Es ist immer das „Wir“, der Bauverein, der für den Erhalt dieses Kulturdenkmals gekämpft und gearbeitet hat.
Ein großes Anliegen ist Franz-Josef von der Hocht, den nachfolgenden Generationen — und vor allem Kindern — das Wissen um diese Windmühle und die damit verbundene Wirtschafts- und Alltagsgeschichte weiter zu geben. Eine Antwort von Kindern auf die Frage „Wo kommt das Brot her?“ wie beispielsweise „Aus dem Regal“ bestürzt ihn. Deshalb betreiben er und seine Mitstreiter im Bauverein Geismühle viel Werbung und Aufklärungsarbeit bei Schulen und Lehrern. „Ich träume davon, dass kein Schulkind aus der Schule entlassen wird, ohne dass es die Geismühle besichtigt hat.“
Mit einem Strahlen auf dem Gesicht zeigt er einen Ordner von Kinderzeichnungen der Mühle, der vor kurzem bei einem Projekt in dem bestens restaurierten historischen Gemäuer entstanden ist. „Für die nächsten Jahrhunderte ist die Mühle fit“, stellt er beruhigt fest. Jetzt kann er, der bald seinen 80. Geburtstag feiert, die Arbeit und Verantwortung des ersten Vorsitzenden in jüngere Hände legen. „Es fällt mir nicht leicht, aber vielleicht werde ich als Beisitzer gewählt. Ein Leben ohne die Geismühle ist für mich nicht möglich.“