Kultur Von einer „Bombenfrau“: Premiere im September
Krefeld · Das Theater hintenlinks hat den Spielplan für das zweite Halbjahr veröffentlicht. Anuschka Gutowski schlüpft in die Rolle einer Terroristin vor einem Anschlag.
Zwölf Minuten und 36 Sekunden vor einem Selbstmordattentat – was geht einem Terroristen dann durch den Kopf, der den Bombengürtel bereits umgeschnallt hat? Was bewegt ihn zu der Tat und wie sieht er seinem nahenden Tod entgegen? Und was wird wohl am nächsten Tag in der Zeitung stehen – vor allem dann, wenn der Attentäter eine Frau ist? Mit der Diskrepanz einer Frauenfigur, die normalerweise ein Symbol für das Geben von Leben ist, in diesem Fall aber Leben nimmt, spielt das Stück „Bombenfrau“. Am Freitag, 13. September, ist Premiere im Theater hintenlinks.
Er habe seit Jahren nicht so etwas Spannendes wie dieses Stück gelesen, sagt Peter Gutowski, der das Theater hinter dem Hauptbahnhof mit seiner Frau Anuschka betreibt und auch viele Stücke selbst schreibt. Diesmal nicht. Weil er eine Pause gebraucht habe, wie er sagt. Aber eben auch, weil ihn „Bombenfrau“ der kroatischen Autorin Ivana Sajko so fasziniert hat. Dabei war der Zugang zum Stück für Gutowski selbst anfangs gar nicht so einach, wie er einräumt. Denn das Stück liefere keine Bewertung der Tat, keine Einordnung, kein moralisches Urteil. Es will aber trotzdem politisch sein. Als er verstanden habe, dass dieses Politisch-Sein genau darin bestehe, den Zuschauer demokraitsch selbst entscheiden zu lassen, wie er mit dem Gehörten umgeht, ihn seine eigene Wahrheit konstruieren zu lassen, da war für Gutowski endgültig klar: Die „Bombenfrau“ muss auf die Bühne des Theaters hintenlinks.
Ein Monolog,
aber zwei Figuren
Anuschka Gutowski schlüpft in die Rolle der Terroristin, aber auch in die einer Schriftstellerin, die in ihrerm Zimmer hockt, über und teils sogar mit der Attentäterin spricht. Denn auch wenn das Stück als Monolog konzipiert ist, vereint es diese beiden Frauenfiguren miteinander. Sie würde sich freuen, nach der Premiere und den weiteren drei Aufführungen mit den Zuschauern in einen offenen Dialog zu kommen und über das Erlebte in einen Dialog zu kommen, sagt Anuschka Gutowski. „Wir stehen für Gespräche bereit.“
Neben „Bombenfrau“ bringt das Theater hintenlinks bis zum Jahresende auch das schon mehrfach gezeigte Stück „Budenzauber“ auf die Bühne. Zudem steht das humorvolle Berlin-Münchener Theaterprogramm „Bulette mit Weißbier – Fassbrause mit Kraut“ auf dem Spielplan. Arrangiert von Peter Gutowski sind darin Lieder, Texte und Gedichte der 20er und 30er Jahre zu hören, dazu gibt es ein Buffet.
Erstmals lädt das Theater hintenlinks zum Weihnachtskonzert ein. An drei Terminen präsentiert das Cuarteto Repentino Weihnachtsmusik aus verschiedenen Ländern und Kulturen. Anuschka Gutowski wird ebenfalls am Programm beteiligt sein.
Auch für Kinder gibt es ein Weihnachtsprogramm. Am Nachmittag des 24. Dezember können Mädchen und Jungen das Stück „Der singende Postbote feiert Weihnachten“ erleben, während ihre Eltern zu Hause alles für die Bescherung vorbereiten.
Der Nationalsozialismus
in Filmkomödien
Auch Filme werden im Theater hintenlinks gezeigt. Ihre Programmfilm-Wochen haben Peter und Anuschka Gutowski in diesem Jahr unter das Motto „Lachen erlaubt!?“ gestellt. In der Zeit vom 27. September bis zum 9. Oktober werden deutsche und internationale Produktionen gezeigt, die das Thema Nationalsozialismus auf ganz unterschiedliche Weise, aber immer humoristisch, behandeln. Von Charie Chaplins „Der große Diktator“ über Roberto Benignis „Das Leben ist schön“ bis hin zu Mel Brooks und seinem Film „The Producers – Frühling für Hitler“ gibt es ganz unterschiedliche Filme zu sehen.
Daneben gibt es auch weitere Filmabende und Vormittage mit Kaffee, Brötchen und „Frühstück bei Tiffany“. Kinder- und Jugendfilme werden ebenfalls angeboten – teils zu festen Terminen, aber für Gruppen oder Klassen auch buchbar.
Wieso man trotz eines breiten Fernseh- und Internetangebots in das Theater hintenlinks kommen sollte, um Filme zu sehen, ist für Peter Gutowski ganz klar: „Hier herrscht eine ganz andere Atmosphäre als allein zu Hause. Es geht um das Gemeinschaftserlebnis,“