Bordell: Die Hälfte geht an die Betreiberin

25-Jährige „Spitzenkraft“ hilft Gericht mit Liste.

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Krefeld. Angebot und Nachfrage regeln auch im ältesten Gewerbe der Welt die Höhe des Verdienstes. Das wurde bei den Zeugenaussagen von Prostituierten vor der Wirtschaftskammer deutlich, die sich bisher auf der Suche nach verwertbaren Einnahmen einer Bordellbetreiberin schwer getan hatte. Die 57-jährige Krefelderin wird beschuldigt, zwischen 2006 und 2012 Einkommens-, Umsatz- und Gewerbesteuer in Höhe von 300.000 Euro hinterzogen zu haben.

Am Monatsanfang hätten die Freier mehr Geld, berichteten die Zeuginnen. Dann kämen bis zu 15 Kunden täglich pro Frau. Es gebe halt gute und schlechte Zeiten, sagte eine 53-Jährige, die ihre Einkünfte als Reinigungskraft regelmäßig um durchschnittlich 2000 Euro aufbessert. Eine 37-jährige Friseurin bezifferte ihren Zuverdienst eher auf die Hälfte und begründete das mit nötigen Auszeiten. „Im Vergleich zum Verdienst als Friseurin hat sich das aber gelohnt.“

Eine 25-Jährige sagte aus, jeden Monat durchschnittlich 5000 Euro verdient zu haben. Sie gehörte laut Aussage einer Kollegin zu den Top-Verdienerinnen: „Sie hatte es einfach drauf.“ Sie übergab dem Gericht eine Namensliste von 16 Kolleginnen, die im Anklagezeitraum in zwei Mietwohnungen an der Seidenstraße gearbeitet haben sollen.

Die Frauen gaben die „in der Branche übliche“ Hälfte ihrer Einnahmen an die Bordellbetreiberin ab, die dafür Räume, Getränke und Hygienemittel bereitstellte, für Werbung und Telefondienst sorgte. Dank der Zeuginnen stehen dem Gericht nun verwertbare Daten zur Verfügung, um die Steuern für die Betreiberin hochzurechnen.

Da das Bordell täglich zwischen 9 und 22 Uhr geöffnet war und durchschnittlich drei bis vier Frauen ihre Dienste angeboten haben, dürfte das Gericht der Angeklagten eine andere Rechnung aufmachen als die 2000 Euro netto, die ihr angeblich monatlich geblieben sind. Fortsetzung am 2. Oktober.