Fest Für den Flachsmarkt-Besuch gibt es fünf gute Gründe – mindestens
Linn · Kunsthandwerk und Rittersleut’ – das Pfingstwochenende auf Burg Linn erlaubt den Blick zurück.
Auch wenn die „Institution“ zweifellos zu den inflationär genutzten Begriffen gehört – beim Flachsmarkt in Linn ist das Wort angebracht. Für viele Menschen, nicht nur in Krefeld, ist die Veranstaltung ein Pflichttermin im Jahreskalender. Für die noch Unentschlossenen haben wir (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) fünf Gründe zusammengestellt, die für einen Besuch am langen Pfingstwochenende sprechen:
Die Tradition
„Der Flachsmarkt ist sicher der Kunsthandwerkermarkt in der Region mit der längsten Tradition“, sagt Alexander Raitz von Frentz von der Arbeitsgemeinschaft Flachsmarkt. Das Alter der Veranstaltung ist ein Beleg für die hohe Beliebtheit: Seit 43 Jahren ist das Pfingstwochenende auf Burg Linn auf diese Weise besetzt. Alljährlich treffen sich Kunsthandwerker, um ihre Produkte und althergebrachten Arbeitsweisen zu präsentieren. Rittersleut‘, Gaukler und Musikanten ergänzen das Programm. Sie betten den Markt in einen zeitgeschichtlichen Rahmen und laden zu einer Reise in die Vergangenheit ein. Der Flachsmarkt hat am Samstag und Sonntag jeweils von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Am Pfingstmontag können Besucher das Treiben von 10 bis 18 Uhr erleben. An der Tageskasse kosten die Tickets (inkl. Ritterspiele) acht Euro für Erwachsene (ab 16 Jahre). Kinder und Jugendliche zahlen zwei Euro, Kinder unter sechs Jahre haben freien Eintritt (am Samstag, dem Familientag, auch Kinder unter 16 Jahren).
Die Premieren
Um der Tradition die Zukunft zu sichern, setzen die Veranstalter immer wieder auf Neues und bislang Unbekanntes, das sie dem Publikum präsentieren möchten. So ist die Auswahl an Ausstellern, die Marktpremiere feiern, auch in diesem Jahr groß: Mit dabei sind unter anderem ein Stuckateur, eine Glasveredlerin sowie Blaudrucker. Zum Hintergrund: Der Blaudruck ist ein Färbeverfahren, das auf Naturmaterialien wie Leinen, Baumwolle oder Seide angewandt wird, und mittlerweile zum „immateriellen Weltkulturerbe“ zählt.
Das Meisterhafte
Zu den Neuen in Linn gehören auch Judith Marie Huppertz und Christoph Verstraeten: Die Geigenbauer aus Aachen stehen stellvertretend für das versammelte meisterliche Können.
Das Duo verwandelt gewissermaßen Holz in Musik und lässt die Besucher am Entstehungsprozess eines Instruments teilhaben. „Im Geigenbau wird noch vieles so gemacht wie schon vor fünfhundert Jahren“, teilte das Meisteratelier im Vorfeld mit. Das treffe auf die Form des Instruments ebenso wie auf die Fertigungsweise zu. Dennoch ist der Geigenbau nicht „aus der Zeit gefallen“. Vielmehr trifft hier altes Handwerk auf Hightech wie CT-Scans, Dendrochronologie (Jahresringforschung) oder Röntgenspektroskopie.
Daneben erfordert das Handwerk auch Musikalität. „Die Vorstellung davon, wie ein Instrument klingen soll, wenn es fertig ist, leitet uns beim Bau“, so die 32-jährige Expertin.
Das Spielerische
Dem Flachsmarkt-Verein liegt nach eigener Aussage besonders am Herzen, dass auch die Kinder traditionelle Handwerkskunst kennenlernen. Deshalb laden viele Handwerker zum Mitmachen ein. Es wird gedrechselt, getöpfert, gefilzt, geschmiedet und vieles mehr. In ihren farbenprächtigen historischen Kostümen sind sie der Publikumsmagnet: Die Linner Ritterrunde gibt im Heerlager auf der Festwiese Einblick in ein mittelalterliches Lager mit Kampfszenen, Rolandsreiten und Sauhatz. Essen und Trinken? Gibt es natürlich auch reichlich!
Die Archäologie
Auch das Archäologische Museum Burg Linn öffnet an Pfingsten die Pforten. Von der Steinzeit bis heute zeigen Funde die Krefelder Stadtgeschichte. Highlights sind die Funde aus dem römisch-fränkischen Gräberfeld. Derzeit kann man dort mit dem „Selfie in die Römerzeit“ reisen (siehe auch S. 18). Der Museumseingang ist an der Rheinbabenstraße 85: Von 10 und 18 Uhr kostet der Eintritt fünf Euro bzw. drei Euro für Kinder.