Nach US-Wahl "Charlotte ist eine blaue Insel im roten See"
Die US-Wahl ist vorbei. Die WZ hat Reinhard von Hennigs, deutscher Anwalt, der in der Partnerstadt Krefelds lebt, zur Lage befragt.
Krefeld. Es ist soweit: Die Wahl ist entschieden, die Stimmen ausgezählt. Der neue Präsident steht fest: Donald Trump. North Carolina, der Bundesstaat, in dem Krefelds Partnerstadt Charlotte liegt, ist ein Swing State — ein Bundesstaat also, der nicht schon vor der Wahl als republikanisch oder demokratisch eingeschätzt wird. Hier haben die Republikaner eine Mehrheit von 50,5 Prozent erreicht. Mecklenburg County, der Bezirk um Charlotte hatte sich allerdings mit 63,3 Prozent für Clinton entschieden. Wie ist die Stimmung in der Partnerstadt?
„Die Aufregung ist natürlich groß“, sagt Reinhard von Hennigs. Der deutsche Rechtsanwalt lebt seit vielen Jahren in den USA, hat auch einen amerikanischen Pass. Als Ehrenamtler berät er die Bürgermeisterin von Charlotte in internationalen Angelegenheiten und pflegt auch die Städtepartnerschaft mit Krefeld. Dass Charlotte und der Bezirk drum herum anders entschieden hat, als der Bundesstaat, ist für ihn nicht überraschend. Es sei häufig so, dass Ballungszentren, Städte mit vielen jungen Menschen und mit einer Universität, eher demokratisch wählten. „Wir sind eine Art blaue Insel im roten See“, sagt von Hennigs — mit rot sind dabei die Republikaner, mit blau die Demokraten gemeint.
Was nun weiter passieren wird, kann auch der Rechtsanwalt nur schwer einschätzen. Während andernorts, zum Beispiel an der Universität Berkeley bereits Studierende auf die Straße gegangen sind, war es am Mittwochvormittag in Charlotte noch ruhig. „Es könnte aber sein, dass sich das im Laufe des Tages noch ändert“, sagt von Hennigs. Fraglich wird in seinen Augen, wie Trump sich nun nach seiner Wahl verhalten wird. „Schon die Rede nach der Wahl war ja wesentlich versöhnlicher, als die Dinge, die er im Wahlkampf gesagt hat“, sagt von Hennigs. Interessant wird in seinen Augen vor allem Trumps Verhalten in der nahen Zukunft.
„Er hat momentan die Mehrheit als Präsident und im Kongress. Aber nur für zwei Jahre“, sagt der Anwalt. Will er diese Mehrheiten nutzen, die Barack Obama zuletzt nicht mehr hatte, muss er schnell sein und seine Vorhaben so bald wie möglich auf den Weg bringen. Das könnte für das Land ein Ausbrechen aus dem aktuellen Stillstand bedeuten — mit positiven oder negativen Auswirkungen.
Was die Situation für Einwanderer wie ihn selbst angeht, ist von Hennigs optimistisch: „Ich denke nicht, dass sich daran etwas ändern wird.“ Regionen wie die um Charlotte profitierten stark von ausländischen Firmen, die sich dort angesiedelt haben. So positiv wie von Hennigs sehen nicht alle Menschen in Charlotte die Lage. Auf Twitter war die demokratische Bürgermeisterin bislang ruhig. Andere Nutzer machen Unmut oder Freude Luft. Die Meinungen über den Ausgang bleiben also auch in Krefelds Partnerstadt gespalten.