Chemiepark prüft Rheinblick-Pläne
Der Offenlagebeschluss erfolgt erst dann, wenn alle existenzgefährdenden Fragen fürs Unternehmen geklärt sind.
Es dauert länger, als ursprünglich geplant. Die dritte Offenlegung des Bebauungsplanentwurfs für das Projekt Rheinblick war für vergangenen Herbst geplant. Nun ist mit dem Beschluss laut Beigeordneten Martin Linne frühestens in der Sitzung des Planungsausschusses am 5. Mai zu rechnen. Chempark-Leiter Lars Friedrich fürchtet, dass in der dritten Offenlegung beschlossen werden könnte, dass der „Rheinblick“ umgesetzt wird, ohne auf Anforderungen des Standortes mit rund 10 000 Beschäftigten („mit Fremdfirmen und Co“) einzugehen. Um die Zweifel auszuräumen und den Entwurf für alle Seiten rechtssicher zu machen, hat der Chempark nun vorab den Bebauungsplanentwurf inklusive der verschiedenen Gutachten zur Prüfung erhalten.
Vorausgegangen sind in den vergangenen Monaten intensive Gespräche zwischen den Verfahrensbeteiligten, unter anderem auch mit der Bezirksregierung Düsseldorf. Knackpunkte für ein nicht anfechtbares Planrecht für die Industriebrachen der ehemaligen Firmen Howinol, Müncker und Erlenwein sind die Verträglichkeit von Wohnen und benachbarter Industrie im Chempark sowie der Hochwasserschutz. Friedrichs fürchtet, im bisher als Mischgebiet ausgewiesenen Gebiet für Wohnen und Gewerbe, das in der Mitte des Rheinblick-Areals liegt, könnte sich „faktisch eine Wohnbebauung etablieren“. Mittel- bis langfristig könne es deshalb mit den neuen Bewohnern zu einem Rechtsstreit kommen.
Der Grund dafür? In Mischgebieten sei von 22 bis 6 Uhr 45 Dezibel Lärmbelästigung als Grenzwert vorgeschrieben. Da diese Lautstärke alleine durch den Chemiepark erreicht werde, könnte sich in dem genannten Gebiet nur „stilles Gewerbe“ ansiedeln. Die Stadt und die beiden großen Investoren des Rheinblicks, der Bielefelder Projektentwickler „KRP-Finanz GmbH & Co. Quartier Rheinblick KG“ und die „Dr. Schmitter GmbH & Co. Immobilien KG aus Krefeld, haben außerdem im Hinblick auf die Lärmrichtwerte ihre Pläne angepasst.
Vor allem KRP. Nördlich der von Stararchitekt Hadi Teherani geplanten Häuser ist nun nahe des Chemparks eine gewerbliche Nutzung vorgesehen. Angedacht ist ein Hotel mit Lüftungsanlage, in dem die Fenster in Richtung Chempark nicht geöffnet werden können.
Auch das Problem Hochwasserschutz scheint gelöst zu sein. Durch das Anschütten eines Hochufers soll der Hochwasserschutz künftig gewährleistet werden. Die Machbarkeitsstudie zur Herstellung eines hochuferähnlichen Zustandes in Uerdingen wurde Anfang des Jahres von der Stadt Krefeld vorgelegt. „Die Studie ist geeignet, um im Vorfeld eines Planfeststellungsantrages die Machbarkeit des Vorhabens zu umreißen“, sagt Pressesprecherin Dagmar Groß. Damit sei eine mögliche praktikable Lösung zum Hochwasserschutz aufgezeigt worden. Während Linne lange gehofft hatte, eine Plangenehmigung reicht, ist für die Bezirksregierung ein Planfeststellungsverfahren notwendig. Der zeitliche Unterschied liegt bei anderthalb Jahren.
Der Chempark wird das von der Stadt geschnürte Paket genau prüfen und alle Punkte mit der Stadt noch einmal durchdiskutieren. So hat es Linne zuletzt im Planungsausschuss am 18. Januar skizziert. Wann der Satzungsbeschluss erfolgt, hängt wesentlich von der Qualität der Einsprüche im Rahmen der Offenlegung ab. Noch im August vergangenen Jahres hatte Linne als möglichen Baubeginn das Jahr 2019 genannt.
Eine Nachfrage bei der Bezirksregierung bringt Klarheit. „Mit der Stadt Krefeld wurde im Rahmen des „Hochwasserfahrplans am Rhein“ ein Einreichen der Antragsunterlagen zum 1. Quartal 2020 festgelegt“, sagt Dagmar Groß.
Auch die Investoren stehen in den Startlöchern. Zuletzt hatte KRP noch das benachbarte frühere Howinol-Areal gekauft.