Chor-Zoff in Fischeln: Katholischer Leiter nicht mehr erwünscht
Gemeindespitze holt eine neue Dirigentin — gegen den Willen der Betroffenen.
Krefeld. Der Fischelner Markus-Chor droht an einem Streit zu zerbrechen: Die Sänger und die Gemeindespitze sind uneins, wer künftig den Chor leiten soll. Während das Presbyterium eine junge Frau aus Meerbusch verpflichtet hat, möchten viele Sänger gerne den Organisten und Hochschulprofessor Karlheinz Schüffler als Dirigenten behalten. Er war nach dem Tod des langjährigen Leiters Wolfram Krüger im Herbst eingesprungen.
In einem Brief an die WZ schildert der Sänger Feodor Naumann, wie der Chor sich seither für Schüfflers dauerhafte Verpflichtung eingesetzt habe. Dass die Kirchenleitung dennoch anders entschied, sei ein „Negieren von christlichen und demokratischen Werten“ und „der fehlende Wille oder die fehlende Bereitschaft, mit den Betroffenen zu einer einvernehmlichen Regelung zu kommen“. Die Vermutung liege nahe, dass „man den alten Kirchenchor zur Auflösung bringen will“, schreibt Naumann.
Auch Schüffler, der in Krefelds Kirchenmusik-Szene einen hervorragenden Ruf hat, beklagt auf Anfrage „Ignoranz und Halsstarrigkeit“ bei den Verantwortlichen: „Guter Stil ist etwas anderes.“ Mehrfach habe er deutlich vor einer solchen Entwicklung gewarnt: „Ein Chor muss in diesen Fällen einbezogen werden. Sonst bricht er auseinander.“
Der Fischelner Pfarrer Thomas Stockkamp, der die Entscheidung gemeinsam mit seinem Kollegen Marc-Albrecht Harms vertreten muss, betont hingegen, dass „Herr Schüffler von Anfang an nur eine Zwischenlösung sein sollte“. Die Reaktion der Sänger sei „menschlich verständlich, aber sachlich unbegründet“. Er bittet darum, der neuen Chorleiterin „zumindest eine Chance zu geben“.
Dazu scheinen viele der Sänger nicht bereit. Das mag auch daran liegen, dass sie unter Schüffler einen ungeahnten Aufschwung erlebten. Der solide Kirchenchor hat sich binnen weniger Monate stark verbessert, beim Weihnachtskonzert gab es stehende Ovationen. „Das war eine fulminante Entwicklung“, schildert Schüffler. „Hier hätte ein neuer Vorzeigechor für Krefeld entstehen können.“
Über die Gründe, warum die Gemeindespitze diesen Weg nicht mitgehen wollte, lässt sich nur spekulieren. Offiziell wird damit argumentiert, dass Schüffler katholisch ist. „Chorleitung ist Verkündigung, deshalb müssen wir evangelische Organisten bevorzugen“, sagt Pfarrer Stockkamp. Schüffler hält dem sein jahrelanges Engagement in Luther- und Alter Kirche entgegen: „Ich bin ein lebendes Beispiel für Ökumene.“
Denkbar ist jedoch, dass ihn eben jenes Engagement in Ungnade fallen ließ. Als Schüffler sich seinerzeit für die Restaurierung der Walcker-Orgel einsetzte, geschah das in teils hartem Kampf mit dem Presbyterium. Womöglich sind von damals noch Rechnungen offen geblieben.