Volkshochschule Deutsch lernen: Ehrenamtliche helfen Flüchtlingen

Flüchtlinge sollen Deutsch lernen. Dafür lassen sich ehrenamtliche Helfer bei der Volkshochschule weiterbilden.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. 16 Menschen, vorwiegend weiblich, haben sich erneut auf die harte Schulbank gesetzt. Sieben Stunden lang dauert in der Dependance der Volkshochschule (VHS) an der Gartenstraße der Kurs mit einer Einführung in den „Interkulturellen Kompetenzerwerb“. In den nächsten Tagen geht es mit Abendkursen weiter. Der Kreis will sich ehrenamtlich in die Betreuung von Asylsuchenden einschalten und künftig Deutsch für erwachsene Flüchtlinge unterrichten.

Im Gegensatz zu Kindern und jugendlichen Asylbewerbern haben Erwachsene nämlich keinen Anspruch auf Sprachförderung. „Dabei ist Sprache das Allerwichtigste, um sich in eine Gesellschaft integrieren zu können“, stellt Ina Hünicke fest, die bereits aktiv in der Unterkunft an der Westparkstraße ist. Allerdings beklagt die Sozialpädagogin, dass im früheren Seniorenwohnheim keine Unterrichtsräume dafür vorhanden sind. Sie müsse mit ihren Schülern, die sie einmal wöchentlich unterrichtet, zur Gemeinde Thomas-Morus oder zum Berufskolleg Vera Beckers ausweichen.

Ebenfalls an der Westparkstraße ist Doris Garth aktiv. Die Rentnerin hilft dort bei der Hausaufgabenbetreuung. Sie nimmt am VHS-Kurs teil, weil die gelernte Betriebswirtin hier Gleichgesinnte trifft, mit denen sie sich austauschen kann. Aber auch sie weist auf einen generellen Mangel in der Flüchtlingsarbeit in Krefeld hin. „Es gibt viele Angebote, von den Kirchen, den Wohlfahrtsverbänden, Vereinen und anderen. Was fehlt, ist ein Mensch, der das alles koordiniert. Eine solche Stelle hat die Verwaltung ja versprochen, aber bisher nicht eingerichtet.“

Karin Mast hat zwei Flüchtlinge als Mieterinnen bei sich in Oppum aufgenommen. Die beiden Frauen kommen aus Eritrea und Guinea und sprechen beide so gut wie kein Deutsch. Die Jazz-Sängerin („Blue Karma“) und Sprecherin will sich mit Hilfe der VHS „qualifizieren, damit ich die Sprache künftig besser vermitteln kann.“

„Total viel Freude“ empfindet Astrid Holmer aus Kempen, seit anderthalb Jahren in Krefeld in der Betreuung von Asylsuchenden tätig. Für die Freie Evangelische Gemeinde in der Oelschlägerstraße gibt die Wirtschafts-Ingenieurin bereits Deutsch-Kurse. Mit der Hilfe der VHS will sie „weiterlernen, sich vernetzen“ und erwartet von den Teilnehmern Tipps über den Sprachunterricht hinaus. Das betreffe Behördengänge oder Fragen der beruflichen Bildung für Flüchtlinge. „Für mich sind das interessante Aufgaben, die mich sehr bereichern.“

Einer von zwei männlichen Kursteilnehmern ist Paul Keller. Der pensionierte Realschullehrer (Albert-Schweitzer-Schule) geht selbst wieder zur Schule, weil die Zahl der Flüchtlinge steigt und „eigentlich jeder aufgerufen ist, ihnen zu helfen.“ Und Sprache sei der Schlüssel für das Kennenlernen eines fremden Landes und seiner Menschen.

Tatiana Ramos-Hupe und Gudrun Tiefers-Sahafi als Kursleiterinnen ziehen ein knappes Fazit des ersten Tages: „Alle waren hoch motiviert, diskussionsfreudig und sehr am Erfahrungsaustausch interessiert.“