Deutschland-Chef Wolfgang Krogman: „Primark ist gekommen, um zu bleiben“
Wolfgang Krogmann, Chef der Kette in Deutschland, über Kritik, Betriebsräte und was ein „ordentlicher“ Stundenlohn ist.
An Primark scheiden sich die Geister: für die einen Konsumtempel, für andere Ausbeuter. Am kommenden Mittwoch um 11 Uhr eröffnet die neue Filiale im Ostwall Carree. Im Gespräch mit der WZ schildert Primark-Deutschlandchef Wolfgang Krogmann, was sich das Unternehmen vom Krefelder Standort verspricht.
Herr Krogmann, Sie haben Filialen in Essen und Düsseldorf. Warum auch im nahen Krefeld?
Wolfgang Krogmann: Wir wollen langfristig in Deutschland bleiben und wachsen. Dafür suchen wir Städte mit geeigneter Größe und Kaufkraft. Es ist auch eine Frage günstiger Gelegenheiten. Krefeld hat sein eigenes Profil, die Krefelder kaufen lieber hier ein als in Düsseldorf.
Wie groß ist das Einzugsgebiet für den Markt in Krefeld?
Krogmann: In erster Linie geht es uns um den lokalen Markt. Hier wollen wir uns etablieren und das braucht seine Zeit.
Entgegen erster Planungen haben sie die Verkaufsfläche aber von 10 700 auf 5300 Quadratmeter reduziert.
Krogmann: Das ist so nicht richtig. Wir suchen nach Größen von rund 5000 Quadratmetern Verkaufsfläche und das wurde uns hier angeboten. Alles andere waren Fehlinformationen, die nicht von uns kamen.
Wie viele Menschen werden im neuen Geschäft arbeiten?
Krogmann: 288 Personen aus 24 Nationen — 20 Prozent Vollzeitkräfte, rund 60 bis 65 Prozent sind Teilzeitmitarbeiter, die zwischen 16 und 26 Stunden in der Woche arbeiten sowie Minijobber auf 450-Euro-Basis, die als Aushilfen dazukommen.
Warum dieser Schlüssel?
Krogmann: Die Tage sind im Textileinzelhandel sehr unterschiedlich. Samstags ist der Andrang deutlich größer, deshalb suchen wir für diesen Tag noch Schüler und Studenten als Aushilfen, die dann auch einen Vertrag mit ordentlichem Geld haben.
Was heißt „ordentlich“?
Krogmann: 9,45 Euro pro Stunde.
In welchen Schichten wird gearbeitet?
Krogmann: Anders als beispielsweise in Frankfurt wird es in Krefeld keine Nachtschichten geben. Es wird zwischen 6 und 22 Uhr gearbeitet — aber nicht durchgehend. Es gibt Mitarbeiter, die von 6 bis 10 Uhr hier sind, andere von 18 bis 22 Uhr. Entscheidend für das Schichtsystem ist das Kundenverhalten. Das ist von Stadt zu Stadt unterschiedlich, insofern müssen wir das ideale System für Krefeld erst noch lernen. Das wird wohl etwa ein halbes Jahr dauern.
Aber Sie wissen bereits, wann die Ware angeliefert wird.
Krogmann: Natürlich. Wir haben ein großes Depot in Mönchengladbach, bei dem die Shopmanager bestellen und dann am folgenden Tag die Ware erhalten. Im Normalfall wird zwischen sechs und sieben Uhr morgens angeliefert. In der Praxis hängt das aber davon ab, ob das Geschäft in einem Wohngebiet ist und wann die Lkw an die Laderampe herankommen. Das muss geklärt und die internen Abläufe angepasst werden.
Ist diese Prüfung für Krefeld bereits abgeschlossen?
Krogmann: Wir haben bereits vor Unterzeichnung des Mietvertrags mit allen Beteiligten gesprochen. Wir verkaufen große Stückzahlen, deshalb ist es wichtig, dass die Logistik reibungslos wie ein Uhrwerk läuft.
Wie lange läuft der Mietvertrag in Krefeld?
Krogmann: Ich gehe von 20 Jahren aus. Primark kommt, um lange zu bleiben. Deshalb haben wir an vier Standorten auch die Immobilie gekauft. Die Anfangsphase, in der wir testen mussten, ob unser Geschäftsmodell in Deutschland funktioniert, ist lange überwunden. Hier gehen wir nicht mehr weg. Wird denken nicht in Quartalen, sondern verantwortlich wie ein Familienunternehmen.
Dennoch gibt es viel Kritik — auch hier in Krefeld, wo ein Aktionsbündnis gegen Primark demonstrieren will. Wie wollen Sie die überzeugen?
Krogmann: Ich weiß nicht, ob es uns gelingt, sie zu überzeugen. Wir können Informationen geben, damit sich die Menschen ein Bild machen können.
Demnach haben Sie in Sachen Transparenz einen Strategiewechsel vollzogen?
Krogmann: Nein. Wir haben vielleicht unterschätzt, welchen Informationsbedarf es zu Primark gibt. Alles stand auf unserer Internetseite, wir wollen uns nicht in den Vordergrund drängen. Aber auch da haben wir gelernt, wie wichtig der Austausch ist.
Austausch ist ein gutes Stichwort: Wird es einen Betriebsrat in Krefeld geben?
Krogmann: Davon gehe ich aus, aber das müssen die Mitarbeiter machen. In fünf Filialen haben wir bereits einen und gehen davon aus, dass es bald in jedem Haus so ist. Voraussetzung ist immer eine gewisse Firmenzugehörigkeit.
Wie lang ist diese Frist?
Krogmann: Die ist mindestens sechs Monate.
Neue Mitarbeiter können sich in dieser Zeit an einen bestehenden Betriebsrat wenden?
Krogmann: Sicher. Die Arbeitnehmervertreter arbeiten zudem derzeit an einem Gesamtbetriebsrat. Zudem hat die Gewerkschaft Verdi ein Interesse daran, bei uns im Haus vertreten zu sein und wird entsprechend die Angestellten informieren.
Wie viele Überwachungskameras wird es im Geschäft geben?
Krogmann: Ich schätze, es werden rund 70 Kameras sein.
Kritiker sagen, dass die weniger gegen Diebe, sondern mehr zur Kontrolle der Angestellten gedacht sind?
Krogmann: Die Vorwürfe sind mir bekannt, aber an den Haaren herbeigezogen. Warum sollten wir das tun? Daran hat das Management kein Interesse. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer.
An welche Kriterien werden Sie den Erfolg der Krefelder Filiale messen?
Krogmann: Am Umsatz.