Kunst Die Dunkelheit ist seine Leinwand

Krefeld · Lightpainting: Rainer Moll zaubert mit farbigem Licht Gemälde in die Luft

Räder mit LED-Lichtern oder anderen farbig aufgereihten Lämpchen gehören zu den Hilfsmitteln, die Rainer Moll für die Malerei der besondren Art braucht.

Foto: Andreas Bischof/Andreas Bischof Tel.+49(0)171285

Lange, helle Sommerabende sind für das Hobby von Rainer Moll überaus ungünstig. Er freut sich, wenn es im Herbst und Winter sehr früh dunkel wird. Denn er malt in seiner Freizeit mit Licht außerordentlich schöne, fantasievolle Bilder in die Luft und nimmt sie dann mit einer besonderen Kamera in Langzeitbelichtung auf. Die Dunkelheit ist seine Leinwand.

Der 56-Jährige hat sich mit Leidenschaft dem Lichtmalen, oder Lightpainting, verschrieben. Das Stadtbad oder die Burg Linn sind für ihn beispielsweise Orte, die seine Lichtkunst noch magischer erscheinen lassen.

Moll hat seine Kamera an diesem späten Nachmittag im Vorhof der historischen Burg-Mauern aufgestellt. „Sie bilden eine tolle Kulisse“, findet der Mann, der wenig weiter in Linn wohnt. „Besonders schön ist es, wenn es gerade soweit dämmerig ist, sozusagen eine halbe Stunde vor dunkel, dass die Kamera die letzten Wolkenspuren am Himmel aufnimmt. Sie sieht es.“ Drama pur. Auf einer Bank liegen nicht wenige Hilfsmittel, „Spielzeuge“, wie er lächelnd sagt und die er für die Malerei der besonderen Art braucht: von der Taschenlampe, die Dinge von innen beleuchtet, über Räder mit LED-Lichtern oder anderen farbig aufgereihten Lämpchen, die vor der Kamera für farbiges Spektakel sorgen. Bastel-Freaks sind eindeutig im Vorteil. Es gibt kaum etwas zu kaufen.

Manchmal sei es ganz leicht, mit einfachen Mitteln große Wirkung zu erzielen, findet er und schmunzelt. Sein „Spielzeug“ füllt – zusammengenommen – mittlerweile einen Mini-Van.

Bei seiner Malerei sind immer zwei Menschen nötig. Einer am Auslöser – diesmal der WZ-Fotograf –, einer vor der Linse: Rainer Moll, ganz in Schwarz gekleidet. Sogar sein Bart wird durch einen schwarzen Mundschutz bedeckt, damit man ihn auf den Fotos nicht sieht. Das farbige Licht gehört dazu und eine lange Belichtungszeit. Dann entstehen Bilder wie aus einem futuristischen Film. Große bunte Halbkreise aus fragilen Lichtspuren liegen auf dem Rasen, ein weißes Lichtband schlängelt sich vor der Burg, und dann gibt es noch einen Silvestergruß für die WZ-Leser aus gemaltem Licht.

Zu seinen Lieblingsmalereien gehört zum Beispiel arabische Kalligrafie. Die einzelnen Elemente, die Schriftschlingen hinzubekommen, machten Spaß. Neu sei, dass er seine Kompositionen jetzt auch mit Menschen vor der Kamera bilde, wie das Mädchen mit Engelsflügeln.

„Ich bin fotografisch schon länger unterwegs“, erzählt der 56-Jährige, der beruflich im Kreis Wesel als Leiter der Erziehungsberatungsstelle der Caritas arbeitet. „Über das Lightpainting bin ich vor fünf Jahren im Internet sozusagen gestolpert und hängen geblieben. Mein Interesse war geweckt, ich war infiziert.“ Und das nicht zu knapp.

Im Gegensatz zu Zauberern, die kaum einmal ihre Tricks verrieten, gebe es unter den Lichtmalern einen guten Austausch und viele Tipps, Ideen und Anregungen berichtet der Mann, der Kreativität mit moderner Technologie verbindet. „Auf dem Display der Kamera entsteht sofort das Bild. Da gibt es keine Korrekturen, kein Zurück. Der Anspruch ist, dass es stimmen muss, so wie es gemacht ist.“