Glauben Jesus-Geschichten für gehörlose Kinder auf YouTube

Krefeld · Rheinische Pfarrerin erprobt Projekt mit Krefelder Luise-Leven-Schule

In kurzen Filmen ist das Geschehen mit biblischen Erzählfiguren nachgestellt, hier erläutert von einer gehörlosen Dolmetscherin.

Foto: wz/EKIR

Für Monika Greier hat in diesem Jahr am ersten Advent nicht nur die Vorbereitung auf das Fest der Ankunft Jesu und der Menschwerdung Gottes begonnen. Mit der Veröffentlichung der ersten zehn Geschichten der Kinder-Gebärden-Bibel ist auch ein Herzensprojekt der rheinischen Gehörlosenpfarrerin am Ziel angekommen – mit einem zeitlichen Vorlauf von 18 Jahren. Die Seelsorgerin, in den Kirchenkreisen Moers, Krefeld-Viersen und Kleve für etwa 400 evangelische Gehörlose zuständig, ist nach den vielen emotionalen Schwankungen im langen Verlauf des Projekts einmal mehr sicher: „Gott hat Humor.“

In der Luise-Leven-Schule in Krefeld, einer Förderschule für Hören und Kommunikation, hat Monika Greier einzelne Filme bereits in den digitalen Schulgottesdiensten verwendet – zuletzt in der vergangenen Woche noch die Weihnachtsgeschichte.

Die Videos, kostenlos abrufbar auf der Plattform YouTube, ermöglichen Kindern im Grundschulalter und ihren Familien erstmals einen vollständig barrierefreien Zugang zu den bekanntesten neutestamentlischen Jesus-Geschichten. In kurzen Filmen ist das jeweilige Geschehen mit biblischen Erzählfiguren nachgestellt. Mit diesen Filmen im Hintergrund erzählen ein gehörloser Dolmetscher oder eine gehörlose Dolmetscherin die biblische Geschichte in Gebärdensprache. Synchron ist sie auch gesprochen zu hören, und es können bei Bedarf Untertitel zugeschaltet werden. „Damit können erstmals gehörlose Kinder die Jesus-Geschichten mit ihren hörenden Eltern verfolgen oder umgekehrt gehörlose Eltern mit ihren hörenden Kindern“, sagt Monika Greier. Bisher sei das oft daran gescheitert, dass beispielsweise Eltern gehörloser Kinder nicht die Gebärdensprache beherrschten.

Der Wunsch nach einer visuellen Umsetzung der biblischen Geschichten für gehörlose oder schwerhörige Kinder ist alt. Greier und Ulrike Müller, Lehrerin am Berufskolleg für Hörgeschädigte in Essen, erhielten von der DAFEG schon 2002 den Auftrag, nach möglichen Formen einer Kinderbibel in Gebärdensprache zu suchen. Es gab Gespräche mit Verlagen herkömmlicher Kinderbibeln und Produktionsfirmen kindgerechter DVDs mit biblischen Geschichten. Höhepunkt war für Greier ein Rückruf des niederländischen Malers, Designers und Illustrators Kees de Kort, der für seine Bebilderung biblischer Geschichten für Kinder bekannt ist. Aber letztlich scheiterten alle Vorstöße, „meist aus rechtlichen Gründen“, wie die Pfarrerin erzählt.

Die filmische Umsetzung
beginnt vor rund zwei Jahren

2018 schließlich fasste Monika Greier sich selbst ein Herz, „denn ich habe mir gesagt, vor der Rente muss ich fertig werden“. Sie begann mit eigenen Planungen für eine filmische Umsetzung anhand biblischer Erzählfiguren, die in selbst gebastelten Kulissen platziert wurden. Innerhalb eines Jahres entstand ein erster Probefilm, der von der DAFEG gutgeheißen wurde, und die Verfilmung des Gleichnisses vom barmherzigen Samariter wurde in Angriff genommen. „Als Letztes wollte ich noch im Internet nachschauen, wie eigentlich ein Levit gekleidet war.“ Dabei stieß sie Anfang 2019 auf die Seite biblischegeschichten.de des Regisseurs Gerhard Stahl – und dachte sofort: „Das ist das, was ich machen wollte, nur in schön!“

Mit Unterstützung der Evangelischen Schwerhörigenseelsorge in Deutschland (ESiD) und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) konnten 30 000 Euro eingesetzt werden, um für zehn Jahre die Lizenz an den aufwendigen Filmen zu erwerben.

Die Verdolmetschung der Kurzfilme in Gebärdensprache und die Neuaufnahme der synchron zu hörenden Texte übernahm dann die Berliner Firma yomma, die von Gehörlosen geführt wird. Der erste Schwung Filme wurde in den Sommerferien fertig, die übrigen im September – rechtzeitig vor dem Start zu Beginn der Adventszeit in diesem Jahr.

„Jetzt bin ich stolz, dass wir das geschafft haben“, sagt Monika Greier. Sie hofft auf einen vielfältigen Einsatz in Familien, in Kindergärten, Schulen und Gottesdiensten. Red