Die Lust am Sitzung-Karneval nimmt ab – eine Bilanz
Der Sitzungs-Karneval bröckelt. Die Gründe sind vielfältig.
Krefeld. Wenn die großen Züge sich durchs närrische Volk schlängeln, ziehen die Karnevalisten schon mal erste Bilanz. Ist der traditionelle Sitzungskarneval mit eingekauften Namen im Abschwung? Wird alles immer noch teurer?
Die Gesellschaft "op de Höh" hatte früher zwei Sitzungen mit je 850 Besuchern, heute eine mit 750 Gästen. Auch die Sitzung der Braunschweiger Narrenzunft war nicht ausverkauft. Und teurer ist es auch geworden. Die eh nicht stimmungsvolle Uerdinger Sporthalle muss dekoriert werden, und zur Miete macht die Stadt Sicherheitsauflagen. So muss ein Veranstaltungstechniker her die Verantwortung übernehmen.
"Es ist sehr unterschiedlich", warnt Manuel Blomen, Vize-Vorsitzender des Arbeitskreises Krefelder Karneval vor allzu schnellen Schlüssen. "Da gibt es Sitzungen, die brummen, und solche, die weniger Zuspruch haben." Das liege häufig an den Vereinen und am Programm, aber auch teils am Ortswechsel. Die altehrwürdige Gesellschaft Parlament ost aus dem "Bröckske" ins Stadtwaldhaus gezogen, zudem hat eine große Gruppe wegen eines Todesfalls abgesagt. "Das Bröckske’ fehlt eben."
Zusammengelegt haben schon die "Uzvögel" und die Blauen Funken ihre Sitzungen und von Haus Blumenthal ebenfalls ins Stadtwaldhaus verlegt, dennoch waren die Reihen gelichtet. Die "Uzvögel" haben dennoch den Mut, für das nächste Jahr eine alleinige Jubiläumssitzung (111) anzukündigen.
Während für Sitzungen in Hüls kaum Karten zu bekommen sind, tut sich der an die Pfarre St. Andreas gebundene Karneval in Gellep-Stratum recht schwer. Dafür füllt der Pfarrfasching am Inrath an zwei Abenden das Raphaelsheim bis zum letzten Platz.
Zu den Gewinnern der letzten Jahre gehören die Rosa Jecken, die bereits bis 2020 ihre Termine im Stadtwaldhaus gebucht haben, die fast schon totgesagte Examinierung der "Doctores humoris causa" oder die Pappnasensitzung der "Labersäcke". Diese "Events" haben ihre Eigenarten, so sagen die Rosaren nur selten Helau und die "Labersäcke" dafür "Krawumm".
Dem Seidenweberhaus, das fast immer gut besucht war, droht dennoch, dass es eine Traditionsgesellschaft verliert, die Kosten sind einfach riesig.
Nicht zu den Gewinnern gehören die Gastronomen, deren Pro-Kopf-Umsatz etwas schwächer geworden ist, aber nicht nur zu Karneval. Helmut Lang, der Wirt des Stadtwaldhauses, nimmt es gelassen: "Manchmal liegt der Ausschank von Apfelschorle über dem von Alt-Bier. Aber die Gäste wollen ja auch gut nach Hause kommen." Ma.